5 - Erinnerungen

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5– Erinnerungen

Teil 1.

Wann bin ich das letzte Mal ohne Rückenschmerzen aufgestanden? Eindeutig ist das zu lange her. Müde reibe ich mir meine Augen und setzte mich auf. Ein Blick nach draußen sagt mir, das gerade die Sonne aufgeht. Zuhause würde ich jetzt Ava aufwecken und Sie für die Schule fertigmachen. Jack und James würden sich jetzt auf den Weg zu ihrer Arbeit machen und ich würde zu hause bleiben, drum kümmern das wenigstens Ava ein Mittagessen bekommen würde, sobald sie von der Schule kommt.  Ich dränge den Gedanken an zu Hause in die Hinterste Ecke meines Gehirns und schleiche mich stattdessen leise zur Tür. Schlafen könnte ich sowieso nicht mehr und um faul im Bett herum zu liegen, ist mir die Zeit zu schade... Vorsichtig, drauf bedacht kein lautes Geräusch zu verursachen, schließe ich die Tür hinter mir, um ja nicht Annie oder unsere Zofen aufzuwecken, die im Zimmer neben an schlafen.Ganz sicher wollte ich nicht schon wieder von Annie voll geplappert  werden, so wie Sie es gestern Abend getan hat. Natürlich, Sie will mich kennen lernen und mich als Freundin haben, aber da teilen sich auch schon unsere Absichten. Ich brauche keine Freundin. Nicht für diese kurze Zeit, in der ich hier bin. Außerdem habe ich doch meine Familie, mehr brauche ich nicht. 

Leise schleiche ich durch die vielen Gänge und weiche immer wieder Wachen aus, die Patrouille gehen.Gerade als ich dachte, ich habe mich nun hoffnungslos in diesem Irrgarten aus Gängen verirrt, sehe ich das Schild, nach dem ich suche, - die Bibliothek. Ich öffne die Tür und suche den Lichtschalter, einen Moment später flackern im ganzen Raum Lichter auf und Decken-hohe Regale sind zu sehen. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich die vielen Bücher sehe, die nur drauf warten von mir gelesen zu werden.

Mit einem großem Stapel Bücher in meinen Händen trete ich aus der Bücherei, zurück auf den Gang, der nun schon viel belebter ist als vor wenigen Minuten. Frauen inDienstkleidung hetzen umher und bemerken mich gar nicht. Ganz auf meinen Orientierungssinn vertraut suche ich den Weg zurück zu meinem Zimmer und tatsächlich, nach wenigen Minuten stehe ich vor der Tür mit der schwungvoll geschriebenen Aufschrift Annie Sheppard und Isabel O'Mara.

Noch bevor ich die Türklinke nach unten drücke, wird auch schon die Tür aufgerissen und vor mir steht Angela mit hochroten Kopf. Oh.

„Lady Isabel! Wir dachten schon, Sie sind verschwunden. Oh, wie hätte ich das nur Clara erklären sollen? Schnell kommen Sie rein, wir müssen Sie für das Frühstück fertigmachen!" ruft Angela Hysterisch und zieht mich in das Badezimmer, meine Bücher landen geräuschvoll auf den Boden doch niemand achtet auf sie. Bevor ich im Badezimmer bin, sehe ich noch Annies neugierigen Blick und ich weiß was mich heute Abend erwarten wird. Gott, bewahre mich.

Während Angela meine Harre durchkämmt und Angel ein Kleid für mich sucht, putze ich meine Zähne. Mehr wird mir wohl nicht zugetraut.

„Angela?" frage ich und Sie nickt gedankenverloren während Sie meine Harre zu einer komplizierten Frisur flechtet. Noch nie im Leben hatte ich so eine Frisur, für was auch? „Sie sollen mich nicht mehr mit Lady ansprechen. Sie dürfen mich mit du ansprechen, schon vergessen?" Als Antwort brummt Sie etwas unverständliches, ich sage nichts drauf. 

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„Meine Damen, ich bitte um Aufmerksamkeit." sagt eine laute Stimme und sofort verstummen die Gespräche. Auf Claras Gesicht erscheint ein selbstzufriedenes Lächeln. Wahrscheinlich wird Sie zum ersten Mal ernst genommen...„Wie Sie anscheinend schon bemerkt haben, ist Prinz Konstantin nicht anwesend. Noch nicht. Nach dem Frühstück finden Sie sich im Ballsaal ein, dort erwartet Er Sie um Sie alle willkommen zu heißen. Anschließend wird Prinz Konstantin ihnen noch wichtiges zum Casting erklä...." weiter höre ich Claras künstliche Stimme nicht mehr zu. Was interessieren mich Regeln, wenn ich sowieso nicht lange hier bleiben werde? Ich lasse meinen Blick über die Mädchen schweifen, auf deren Gesicht sich ein breites Lächeln befindet. Sie freuen sich drauf endlich den Prinzen kennen zu lernen.

Alle Mädchen stehen auf und gehen nach einander aus dem Raum, ich folge ihnen. In einen noch größeren Zimmer, dem Ballsaal, stellen wir uns mit den Rücken gegen die Wand der Reihe nach auf. Noch bevor ich darüber nachdenken kann wieso und weshalb, geht eine Tür auf und ein junger Mann, Prinz Konstantin tretet herein, seine Schritte hallen laut durch den großen Raum. Dann bleibt er stehen und mustert uns. „Meine Damen." sagter mit ernster Stimme, „Ich heiße Sie alle herzlich Willkommen und freue mich Sie alle hier zu sehen." Ich schätze Prinz Konstantin als einen höflichen Mann, aber ihm ist anzusehen das er mit der Situation gänzlich überfordert ist und nicht viel Lust hat, dieses Casting durch zu führen. Aber es ist seine Pflicht und er muss es tun, so wie wir alle unsere Pflichten zu erledigen haben. Wir alle müssen unsere Rollen spielen....

Ich ziehe meinen Bauch ein und stelle mich gerader hin, um nicht ganz so klein und verloren zu sein, wie ich mich gerade fühle.

„Clara und Ihre Zofen haben euch schon die Regeln und alles andere erklärt, drum bitte ich Sie alle,sich an diese zu halten um so wenige Missgeschicke wie möglich zu verhindern. Um 12 Uhr bitte ich Sie, sich im Damensaal einzufinden um Sie auf einen Tee besser kennen zu lernen. Ich wünsche ihnen ansonsten noch einen schönen Tag und versuchen Sie sich einzuleben."Nach einem Nicken seinerseits und einem Nicken von Clara, geht er und so sind auch wir entlassen.

Zurück in meinem Zimmer packe ich meine Tasche aus. Annie hat irgendetwas davon gesagt, das Sie sich mit irgendwelchen Mädchen trifft, mir ist es recht. So kann ich wenigstens in Ruhe meine Sachen auspacken. Ich ziehe den Reißverschluss auf und hole das erste Ding raus, was ich ergreife.Meine Finger umfassen weichen Stoff und noch bevor ich sehe was es ist, weiß ich das es Pepper ist, ein kleiner Stoffbär, der im Laufe der Jahre schon ein Auge verloren hat.

Vor 7 Jahre, an meinem 10 Geburtstag habe ich von meiner Mutter bekommen, als wir es uns noch leisten konnten. Ein paar Monate später war Sie auch schon tot und weil die Erinnerung an Sie so sehr schmerzte, schenkte ich ihn Ava, Sie hat sich damals tierisch darüber gefreut. Als unsere Mutter starb war Ava erst drei und hat anfangs nicht verstanden wo Mama ist. Aber Sie hat gemerkt das etwas nicht stimmt und war ebenfalls traurig. Als ich ihr den Teddy schenkte, war es das erste mal seit langem dass Sie wieder glücklich war und das war der Moment, an dem mir bewusst wurde, das es für uns Hoffnung gibt und wir überleben können.

Ich setzte Pepper auf die kleine Kommode neben meinem Bett und hole das nächste Ding aus der Tasche, einen Traumfänger. Auch dieser ist ein wichtiger Teil meines Lebens.James und ich haben ihn zusammen für unser Zimmer gebastelt. Damals hatte James schlimme Alpträume, den er war als einziger mit dabei als Mutter starb, er war damals 14 Jahre alt  und so habe ich eines Tages mit ihn die Materialien gesammelt und einen Traumfänger gebastelt. Nach nur wenigen Nächten konnte er besser schlafen, es war, als hätte der Traumfänger wirklich gewirkt...

Das nächste was ich raushole ist in Zeitungspapier verpackt. So wie Pepper von Ava, der Traumfänger von James, kommt das von Jack, darauf würde ich mein linkes Bein verwetten. Vorsichtig löse ich das Papier und was ich dann sehe, treibt sogar mir die Tränen in die Augen. Auf einem rechteckigen Stück Papier lachen mir Jack, James und Ava zu. Normale hätte ich Jack dumm angefahren weshalb er für so etwas sein Geld ausgibt, aber jetzt bin ich einfach nur froh. Froh das ich durch dieses kleine Stück Papier jeden Tag meine Familie sehen kann. Ich drehe es um und lese die Nachricht die hinten fein säuberlich drauf geschrieben wurde.


Eigentlich wollten wir uns mit diesem Bild persönlich bei dir entschuldigen, aber das geht wohl nicht mehr... Wir alle hoffen für dich, das du diese Chance nutzen wirst und drücken dir fest die Daumen. Wir vermissen dich jetzt schon.

Bis bald,

Jack,James, Ava und Susi.


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(1344 Wörter)

Wir alle müssen unsere Rollen spielen....  

Ist jemand von euch The Originals  Fan? :) Ich liebe es, genau so wie The Vampire Diaries. Den Satz da oben sagte Klaus in der ersten Staffel, die ich zum zweiten Mal ansehe :D  

Mögt ihr Serien? Wenn ja, welche?  Finde ich hier einen Supernatural Fan; oder einen Potterhead? :D

-A. 


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