2. Momi

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Wir waren gerade mit meinen Freunden im Kino und schauten uns alle möglichen Filme an die so liefen. Dadurch, dass wir Wochenende hatten, nutzten wir die Zeit um uns ein wenig während den Filmen auszuruhen. Außerdem war es der perfekte Ort um mit meinem Freund eine innige Zeit zu verbringen. Wir setzten uns wie immer ganz nach hinten um ungestört bei unserem gemeinsamen Vorhaben zu sein. Unsere Freunde verstanden es, da sie dies selbst als frisch verliebte durchgezogen hatten.

Der Raum verdunkelte sich und ich zog mich näher an meinen Freund heran. "Was für einen Film gucken wir denn gerade?", fragte ich verliebt. Er schaute zu mir runter. "Keine Ahnung, aber es ist so ne Mischung aus Thriller und Horror, glaub ich", gab er mir als Antwort. Ich kicherte leicht und streckte mich leicht um mit meinen Lippen auf seine zu treffen. Als der Film anfing vertieften wir unseren Kuss und das einzige was wir wahrnahmen waren die Geräusche vom Film. Ununterbrochen verschlungen wir einander und hatten kaum noch Sauerstoff zum atmen. Doch das störte mich nicht. Ihn anscheinend auch nicht.

Plötzlich wurde es still im Saal. Wir dachten es sei immernoch vom Film. Leicht zwickte er mich an meiner Taille, was mich zusammen zucken ließ. Ich war dort extrem kitzelig. "Hey!", lachte ich einmal auf und schlug spielerisch auf seine Brust. "Was meinst du Babe, ich habe diesmal garnichts gemacht?", erwiderte er, doch ich wusste dass er log und zog ihn wieder an seinem Gesicht zu mir runter. Er zog mich auf seinen Schoß und Umschlag mich mit seinen Armen. Doch etwas stimmte nicht. Seine Hände lagen auf meinem Gesicht, wie konnte er mich noch festhalten? Langsam spürte ich lange Fingernägel über meinen Rücken kratzen die von zeit zur zeit immer schneller und tiefer wurden. Der Schmerz wurde unerträglich. Ich drückte mich erschrocken weg und schaute nach hinten. Niemand da. "Was ist los Schatz?" Ich widmete mich wieder meinem Freund und lächelte. "Nichts, ich hab mir da nur was eingebildet." Doch so ganz hatte ich damit nicht recht, denn keine Sekunde später spürte ich wie etwas warmes meinen Rücken hinunter lief und fasste mir an meine klitsch nasse Bluse. Ich stand verwirrt von ihm auf und betrachtete meine tropfende Hand.
Ein kreichender Ton erfüllte den ganzen Saal, doch er kam nicht vom Film. Die Leinwand zeigte nur ein schwarzes Bild wo drauf stand 'Technische Störungen, wir bitten um Ihr Verständnis'. Doch das kreichen ließ mich mich krümmen und meine Augen schließen. Es war schlimm. Der Ton an sich tat schon weh. Schrill erfüllte ein weiterer höherer Schrei den Raum. Jeder im Raum fing an panisch zu werden und schrie mit. Schlagartig flackerte das Licht. Es war greller als das normale Licht. Im unregelmäßigen Rhythmus blendete mich das Licht. Die schrillen Schreie waren immernoch unüberhörbar. Ich riss meine Augen auf um zu sehen was hier vor sich geht, doch das einzige was ich sah waren leere Stühle, voller Blut. Ich blinzelte ein paar mal um genauer sehen zu können. Sowohl das Geschreie als auch das Licht hörte auf. Ich drehte mich um. Mein Freund hatte seine Augen geschlossen. Erleichtert ließ ich meine Luft aus, sog die allerdings scharf wieder ein als ich bemerkte das seine Bauchdecke sich nicht mehr hob und senkte. Geschockt legte ich zwei Finger an seine Halsschlagader. Nichts! Kein Puls. Tränen überfluteten mein Gesicht. Meine Hände waren vom Blut verschmiert. Was ist hier los?
Ich ging Richtung Ausgang um nach Hilfe zu suchen, doch was ich sah ließ mich erschaudern. An der Leinwand wurde der Saal angezeigt. Einschließlich meine Freunde und mich. Wie in einem Spiegel betrachtete ich mich. Der einzige Unterschied der zwischen dem Bild an der Leinwand und der Realität war, dass auf dem Boden hinter mir an der Leinwand überall Leichen lagen. Sogar die meines Freundes. Aber er war doch gerade noch auf dem Stuhl?
Ich drehte mich um um nach ihm zu sehen, doch er war verschwunden. Wieder ein Blick auf die Leinwand und er lag dort alleine auf dem Boden zerfleischt von klauen und überall auf dem Boden seine Eingeweide verteilt. Den Anblick konnte ich nicht ertragen und schlug mir meine Hände vor den Mund. Ich schlenderte einpaar Schritte zurück und stolperte über etwas. Ich fiel und landete auf etwas unebenen. Mit einem Blick nach unten sah ich die ganzen Leichen von der Leinwand unter mir liegen. Darunter auch meine Freunde. Sie sind alle tot!

Gliedmaßen wurden ausgerissen, Körperteile zerquetscht und überall hin verteilt. Blut floss aus allen seiten in jede Richtung. Ich mittendrin in diesem Massaker. Was ist hier los? Ist das die Realität?
"Bist du meine Momi?", drang es aus jeder Ecke gleichzeitig, genauso wie zuvor die Schreie. "Wer bist du!", schrie ich verzweifelt. "Komm Momi, wir spielen jetzt ein Spiel!" Plötzlich sah ich eine kleine Gestalt vor mir stehen. Ich rappelte mich auf und versuchte von dem Leichenberg runter zu kommen. Es war wie ein Schatten der langsam auf mich zu kam und dabei immer wieder seine Gestalt änderte.
Als es nah genug war fiel ich abrupt ohne Grund zu Boden und verschwand vermutlich darin.

Ich weiß nicht wo ich bin, geschweige denn was gerade eben passiert ist. Alles ist schwarz. Das einzige das ich wahrnahm ist diese kindliche Stimme in meinem Ohr.

Ist das meine Momi? Ich weiß es nicht. Es könnte aber sein. Ich will mit ihr spielen und sie soll für mich singen, genauso wie meine Momi das immer getan hat.
"Sing für mich, Momi!"

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