Nur eins schwebte mir durch den Kopf: Wie konnte er sich so schnell bewegen? Wieso hat er uns überhaupt gesehen und das Allerwichtigste, wieso hat er mir geholfen? ,,Eos!" rufte ich ein viertes Mal. Dann drehte er sich endlich um. Ich starrte ihm in die Augen. Er starrte zurück. Meine hellbraunen, welligen Haare wehten im Wind. Seine pechschwarze, lockige Mähne tat es meinen Haaren gleich. Und so standen wir uns gegenüber, für gut eine Minute. Es fühlte sich richtig an, gut an und trotzdem fühlte ich etwas Bedrückendes. Plötzlich schaute er grimmig und im nächsten Moment war er verschwunden. Als meine Blicke ins Leere fielen, spürte ich wie sich eine Last von mir hob und ich konnte wieder klar denken. Ich hatte Angst. Wieso bilde ich mir solch komische Sachen ein?
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,,Alli'', jaulte Helen, ,,nicht schon wieder! Ich schwöre dir, wenn es so weitergeht, dass du jeden Tag verschläfst, suche ich mir eine neue Mitbewohnerin!'' ,,Ich komm ja schon'', gähnte ich müde. Heute schminke ich mich mal ein bisschen mehr, dachte ich mir. Wie wärs mit ein bisschen Rouge und Lippenstift? Inmitten meines Handelns brach ich mein Vorhaben ab. Was zum Teufel tat ich da? Machte ich mir hier etwa die Mühe gut auszusehen? Nach keine Ahnung wievielen Jahren hier am Internat? Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Ganz klar wusste ich, wen ich damit beeindrucken möchte, nicht ganz klar war wieso.
Die erste Stunde hatte ich zum Glück zusammen mit Helen, das heisst wir konnten zusammen bis ins Klassenzimmer gehen und ich musste keine Sekunde alleine verbringen. Wir setzten uns, wie immer in Geschichte, zu hinterst hin und bereiteten uns mental schon einmal für einen sehr langweiligen Morgen vor.
Doch- natürlich- musste etwas dazwischen kommen. Er betrat das Klassenzimmer, komplett in grau und schwarzen Klamotten gekleidet und sass, ohne mir einen Blick zuzuwerfen nach vorne in die Mitte.
,,Hast du das gesehen?", flüsterte ich Helen zu. ,,Er hat mich nicht mal eines Blickes gewürdigt! Was zum Teufel soll das? Ich habe dir doch erzählt, was letzte Nacht passiert ist, oder?" Völlig gleichgültig schaute Helen mich an und sagte gelassen:,,Du meinst natürlich, was du dir letzte Nacht eingebildet hast? Ach komm schon Alice. Gleiche wehende Haare, magischer Blick? Du bist verknallt das ist alles. Wenn ich du wäre, würde ich ihn einfach mal ansprechen." Und wie geplant scharten sich mehr als fünf Mädchen um Eos herum, in dem Moment als Helen mir vorschlug ihn anzusprechen. ,,Helen ich hab mir das nicht eingebildet. Als ob ich nicht die Wahrheit und eine Vorstellung unterscheiden könnte."
,,An eure Plätze, bitte." Rief unser Geschichtslehrer Herr Gerber, der übrigens immer nach alten Zeitungen und Zigaretten roch, mit müder Stimme. Heute nahmen wir den Vietnamkrieg durch, zum Gefühlten hundertsten Mal. Was mich jedoch überraschte war, dass Eos zu jeder Frage die richtige Antwort wusste. Und wenn eine Jahreszahl gesucht wurde, er auch sofort den Tag und manchmal auch die korrekte Uhrzeit nannte. Den ganzen Morgen schaute ich seinen Hinterkopf an und wünschte mir nichts sehnlicher als dass er sich umdreht und mir in die Augen schaut. Ich wollte dieses Gefühl vom Vorabend wieder spüren. Unbedingt.
Als endlich die Schulglocke zum Mittag erklang und Helen und ich uns schnell vom Acker machen wollten, packte jemand meine Hand und brachte mich zum Anhalten. Es war Eos. Mit leiser und tiefer Stimme sagte er zu mir:,, Ich mag es nicht, wenn man mich beobachtet." Es klang nicht böse, sondern eher schmerzerfüllt und traurig. Ich lief scharlachrot an, riess mich los und stürmte nach draussen, direkt in die Mädchentoilette. Was war es bloß mit diesem Jungen, daß mich so verrückt macht?
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Nicht für immer
RomanceAls ich die Wahrheit erfuhr, wurde alles schwarz. Mein Körper wurde bewegungsunfähig und mir wurde schlecht. Kann das sein? War ich wirklich die ganze Zeit zu blöd um es zu erkennen? Die Geschichte dreht sich um Alice, ein 17-jähriges Mädchen, die...