Kapitel 8

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Die Sonne war schon ein ganzes Stück am Himmel weitergezogen, als Rubinpfote gefolgt von Großtatze, Blattfall, Rankenpfote und Efeupfote die Lichtung betrat. Die drei Schüler hatten jeweils zwei große Moosbälle, einen im Maul und einen zwischen Kinn und Brust eingeklemmt. Gemeinsam liefen sie zum Schülerbau, an dem Farnwedel und Moosfetzen immer noch zu Gange waren und breiteten das Moos in seinem inneren zu ordentlichen und weichen Nestern aus.

,,Gut, das ich euch getroffen habe!" sagte Rubinpfote zu ihrem Bruder als sie den Schülerbau wieder verlassen hatten. ,,Sonst wäre ich wahrscheinlich bis Mondhoch noch nicht fertig." Rankenpfote zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. ,,Ist ja nicht so das Großtatze und Blattfall uns eine Wahl gelassen hätten. Ich muss dir später unbedingt erzählen, was ich beim Kampftraining gelernt habe. Es war einfach großartig. Aber jetzt bediene ich mich erstmal am Frischbeutehaufen." Mit diesen Worten trabte er zum Frischbeutehaufen, zu dem Efeupfote, Großtatze und Blattfall bereits gegangen waren.

Rubinpfote überlegte sich gerade, ob sie sich noch ein bisschen schlafen legen sollte bevor sie zur Abendpatroullie aufbrechen musste, doch dann stand plözlich Farnwedel neben ihr. ,,Danke nochmal für deine Hilfe. Moosfetzen und ich sind jetzt endlich fertig. Wie siehts aus, willst du dir etwas Frischbeute mit mir teilen?" fragte der Kater, der erst vor höchstens einen Mond zum Krieger ernannt worden war, freundlich. Rubinpfote lehnte dankend ab: ,,Nein danke, ich habe mir erst vorhin meinen ersten eigenen Fang mit Seidenpfote geteilt." Farnwedel sah sie beeindruckt an. ,,Ich habe zufällig mit angehört wie Sonnenstern dich gelobt hat. Nicht jeder Schüler schafft es beim ersten Versuch. Ich zum Beispiel habe es damals total verpatzt." erzählte er und schnurrte bei der Erinnerung daran belustigt. ,,Du klingst als wärst du bereits ein Ältester." stellte die Kätzin amüsiert fest. ,,Ich fühle mich auch so." antwortete Farnwedel gespielt ernst und trottete dann zum Frischbeutehaufen.

Wenig später kam er mit einer Wühlmaus zurück und kauerte sich damit vor Rubinpfote. ,,Ich weiß noch genau wie ich mich gefühlt habe, als ich das erste mal durch den Wald gerannt bin. Damals fande ich alles so beeindruckend. Heutzutage kommt mir das alles so weit weg vor, dabei ist es erst etwas mehr als sechs Monde her." miaute er und biss genüsslich in seine Maus. Rubinpfote sah nachdenklich und schweigend in den Himmel, der sich im Licht der untergehenden Sonne langsam orange färbte. Farnwedel sah sie von der Seite an. ,,Du solltest dich noch etwas ausruhen. Die erste Grenzpatroullie wird anstrengend." Rubinpfote nickte zustimmend und rollte sich wortlos zusammen. Doch gerade als sie ihre Augen geschlossen hatte drang Federflugs Stimme an ihr Ohr.

,,Hallo Farnwedel ... da bist du ja Rubinpfote. Wir wollen jetzt zur Patroullie aufbrechen. Aber Dornenranke sucht noch Seidenpfote. Weißt du wo sie ist?" Rubinpfote hob träge ihren Kopf und richtete sich langsam auf. ,,Im Schülerbau ist sie jedenfalls nicht. Ich schau mal im Heilerbau nach, obwohl es keinen Grund gibt warum Seidenpfote da sein sollte." sagte Rubinpfote, unterdrückte ein Gähnen und streckte sich. Federflug nickte. ,,Dornenranke sieht gerade im Ältestenbau nach. Ich warte hier." Rubinpfote nickte Farnwedel kurz zum Abschied zu und trabte dann zum Heilerbau.

Als sie durch den Rankenvorhang in den Bau schlüpfte schlug ihr sofort der intensive Geruch nach Kräutern entgegen. Rubinpfote sog den einzigartigen und unverwechselbaren Geruch genießerisch ein und tappte dann tiefer in den bereits leicht dämmrigen Bau hinein. ,,Das machst du sehr gut so Seidenpfote!" erklang Eiskristalls sanfte Stimme aus der Nebenhöhle, in der die Heilerin ihre Kräuter aufbewahrte. Etwas verwirrt ging die Schülerin weiter, bis sie das weiße Fell ihrer Mutter ausmachen konnte. ,,Seidenpfote? Was machst du denn hier?" fragte Rubinpfote, woraufhin sich die Heilerin umdrehte und nun den Blick auf die cremefarbene Schülerin freigab. ,,Sie hat mir beim sortieren der Kräuter geholfen." erklärte Eiskristall schnell und ihre Tochter runzelte irritiert ihre Stirn. ,,Tut mir Leid, falls du mich gesucht hast. Was ist denn los?" meldete sich nun Seidenpfote zu Wort und ging ein paar Schritte auf ihre Baugefährtin zu.

,,Dornenranke und Federflug suchen dich. Wir wollen zur Abendpatroullie aufbrechen." erklärte Rubinpfote, drehte sich um und eilte mit schnellen Schritten den Gang zurück. 'Kann Eiskristall mich wirklich so leicht ersetzen? Was erhofft sie sich davon? Und warum ausgerechnet Seidenpfote?'

Verwundert über sich selbst vertrieb die Kätzin diese eifersüchtigen und verbitterten Gedanken aus ihrem Kopf und schlüpfte durch den Rankenvorhang zurück auf die Lichtung.

Warrior Cats FF - Die Prophezeiung von den Wolken - Der Weg einer PfoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt