Abreise und Zeit ohne Can

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Als verspätetes Weihnachtsgeschenk ein neues Kapitel. Wir kommen dem Ende immer näher. Vorletztes Kapitel.😮

☆|Abreise und Zeit ohne Can|☆

Am nächsten Morgen sitzen wir zu dritt am Frühstückstisch. Heute ist Sonntag, das heißt in vier Tagen geht Cans Flieger. Er fliegt Mittwoch Abend, damit er sich dort noch einrichten kann.

"Und wie war die Nacht ohne Sarah?", zieht Can seinen Kumpel auf, wofür er sich gleich einen Schlag auf den Arm von mir einhandelt.
Er grinst mich nur verschmitzt an und es hat ihm wahrscheinlich nicht mal weh getan, bei seinen Muskeln.

"Eigentlich", grummelt Alex, "hab ich so gut wie gar nicht geschlafen. Ernsthaft, musste das sein? Könnt ihr nicht leiser vögeln?"

"So laut waren wir auch nicht", murmele ich beschämt.

"Nicht so laut? Ich schlafe am anderen Ende der Wohnung und hab alles gehört! Alles! Habt ihr kein bisschen Mitleid?"

"Ich gehe in vier Tagen, wir müssen die Zeit genießen. Sechs Wochen können lang sein", ist alles was Can schulterzuckend dazu sagt.

"Ja ja. Morgen setze ich Kopfhörer auf..."

~~~

Die meiste Zeit des Tages ist Alex nicht da; er muss noch seine ganzen Sachen aus seiner alten Wohnung holen. Natürlich nutzen Can und ich das aus um etwas Zeit für uns zu haben ohne dass Alex sich beschwert.
Seinem Grinsen nach zu urteilen hat er aber trotzdem Lunte gerochen.

Aber Can muss bald immerhin für sechs Wochen weg, also soll er sich mal nicht beschweren.
Ich bin eigentlich ganz froh darüber, dass Alex eine Weile bei uns wohnt. So bin ich wenigstens nicht ganz alleine.
Irgendwie hab ich mich ziemlich schnell an Cans Gesellschaft gewöhnt.
Sechs Wochen können lang sein.
42 Tage.
1008 Stunden.
60480 Minuten.
3628800 Sekunden.

Okay, ich sehe selbst dass das zu nichts führt.

Im Moment bin ich etwas verwirrt. Es fühlt sich mit Can an wie Liebe. Besser als alles andere zuvor. Und trotzdem weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll. Vielleicht auch deshalb. Wir kennen uns ja erst ein paar Wochen. Und anfangs war es nur gespielt, weshalb ich mir nicht sicher bin, ob es ihm auch so geht.
Aber es fühlt sich so an. Richtig.

Je näher seine Abreise rückt, desto wehmütiger werde ich.

Und jetzt stehen wir zusammen am Flughafen. Er mit einem riesigen Koffer und ich mit leeren Händen.
Can stellt den Koffer ab und breitet seine Arme aus, in die ich mich bereitwillig fallen lasse.
Er zieht mich näher und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.
Lange stehen wir so aber nicht da. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und er kommt mir entgegen, sodass wir uns auf halbem Weg zu einem Kuss treffen. Seine weichen Lippen liegen auf meinen und unsere Zungen spielen miteinander. Allerdings achten wir beide darauf, dass es nicht ausartet, wir sind schließlich in der Öffentlichkeit.
Wir umarmen uns wieder und ich flüsterte: "Ich will nicht dass du ohne mich gehst."

"Und ich will nicht ohne dich gehen", raunt er zurück, "aber ich muss los..."

"Hmm. Und denk gar nicht dran dir ne hübsche Britin zu suchen!"

"Und du denk nicht dran einen anderen Mann auch nur anzusehen."

"Ich werde es nicht wagen", schmunzele ich.

Obwohl wir es beide als Spaß gesagt haben, schwingt ein bisschen Sorge mit. Es kann ja alles passieren.

Immer noch etwas traurig fahre ich -stellt euch vor, mit Cans Auto- zurück zur Wohnung, wo Alex, der beschäftigt werden will, schon auf mich wartet.

"Hey."

"Willkommen Zuhause. Also eigentlich nur dein Zuhause, aber so schnell wirst du mich nicht mehr los", werde ich von Alex begrüßt.

"Ich will dich gar nicht loswerden. Sonst bin ich so alleine", lächle ich.

Den Rest des Abends verbringen wir zusammen vor dem Fernseher mit Popcorn und Cola. Allerdings gehe ich schon relativ früh ins Bett, da ich morgen auf der Arbeit viel zu tun haben werde.

~~~~

"Hallo Helena." Özkan kommt bestens gelaunt in mein Büro während ich, naja ziemlich fertig aussehe, da ich gestern nicht schlafen konnte.

"Morgen", grummele ich.

"Wieso denn so schlecht gelaunt?", will er wissen, lässt mir aber nicht mal Zeit zum Antworten.
"Achja, Can ist ja gestern geflogen."

Er grinst dieses komische, wissende Lächeln, weshalb ich nur etwas Zustimmendes murmele.

Kurz bleibt er stumm und schaut mich nachdenklich an.

"Das zwischen euch ist kein Schauspiel mehr oder?"

Ich seufze laut bevor ich mich zu ihm drehe.
"Nein, ist es nicht. Also wir sind wirklich zusammen und so."

"Na da bin ich ja beruhigt. Ich meine, ich habe zwar gehofft, dass es zwischen euch funkt, aber dass es so gut klappt hätte ich nicht erwartet. Aber ihr seid echt süß zusammen. Hoffentlich können wir dann bald Hochzeit feiern", grinst er und reibt sich voller Vorfreude die Hände.

"Naja, so eilig haben wir es damit im Moment eigentlich nicht", lächle ich, was er geflissentlich ignoriert.

"Und Enkelkinder will ich auch so schnell wie möglich."

"Na das dauert erst Recht noch. Aber jetzt ist Can ja auch erstmal für sechs Wochen weg..."

"Hmm. Eigentlich sollte er ja so schnell wie möglich hier anfangen, aber der Auftrag in England war perfekt."

"Ja, ich denke er wird dort ne Menge Spaß haben, so wie ich ihn kenne", lächle ich.
Obwohl ich ihn eigentlich ja noch gar nicht so lange kenne. Aber es fühlt sich so an, als ob wir schon ewig zusammen wären.

"Na hoffentlich nicht zu viel Spaß", grinst mein Chef.

"Hey! Sag sowas nicht!"
Obwohl ich um ehrlich zu sein etwas Angst davor habe, dass genau sowas passiert, kann ich ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
Ich traue ihm aber nicht zu, dass er mich wirklich betrügen würde.
Irgendwie hört sich das schon komisch an, also passiert es auch nicht.

"Na, Angst?", zieht er mich auf.

"Nope. Brauch ich nicht", gebe ich gespielt überheblich zurück.
Jetzt grinst Özkan nur noch und verlässt kopfschüttelnd mein Büro. Das kommt zu oft vor in letzter Zeit.

~~~

Kaum dass ich die Wohnung betreten habe, vibriert mein Handy.
Can ruft an, genau auf die Minute.

"Hallo Schatz", begrüße ich ihn. In den letzten Tagen habe ich mir das irgendwie angewöhnt.

"Hey askım."
Das Grinsen kann man aus seiner Stimme praktisch heraushören.

"Du rufst perfekt getimet an. Ich bin grade durch die Haustür gekommen."

"Ich weiß", lacht er, während ich es mir auf dem Sofa bequem mache.

"Woher..?"

"Du kommst immer genau um 15:55 Uhr nach Hause. Ich weiß, dass du extra langsamer oder schneller läufst um passend anzukommen."

"Verdammt wieso weißt du das?"
Wir beide müssen lachen und kurz habe ich vergessen, dass wir uns so lange nicht sehen werden.

"Und wie ist es so un England?"

Er erzählt mir viel und wir unterhalten uns bis kurz vor fünf über alles Mögliche.

So läuft das auch die nächsten paar Tage.

Wird aus Lüge Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt