„Wie? Was meinst du mit verschwunden?“ Der rote Kater sah Goldblüte beunruhigt an. „Vielleicht ist sie nur kurz etwas trinken oder bei Russpelz.“ „Nein!“ Panisch schüttelte sie den Kopf. „Dort habe ich schon überall nachgesehen. Seit kurzem kann sie nicht mehr klar denken, Feuerstern, ich habe Angst, dass ihr etwas passiert!“ Feuerstern nickte. „Wenn sie wirklich so verwirrt ist, wie du meinst, dann müssen wir sofort nach ihr suchen. Graustreif!“ Er rief laut nach seinem Stellvertreter, bekam aber keine Antwort. Wahrscheinlich führte er eine Patrouille an, oder trainierte seine neue Schülerin. Feuerstern lief in den Kriegerbau, fand aber nur Wolkenschweif, Mausefell und Rauchfell dort schlafend in ihren Nestern liegend. Schnell weckte er die drei und erklärte was los war.
„Alle anderen sind auf Patrouille oder trainieren. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden, sonst könnte sie in ein feindliches Territorium laufen oder zum Donnerweg!“ Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Am Lagereingang entdeckten sie Lärchenpfote und Eichhornpfote, die neues Nestmaterial anschleppten. „Wir dachten, es müsste mal ausgewechselt werden und dass Rabenpfote noch welches bräuchte.“ Eichhornpfote brach ab, als sie die angespannten Gesichter sah. „Habt ihr Fleckenschweif gesehen?“ Feuerstern fragte die Schüler dringlich. „Nein, was ist denn passiert?“ Lärchenpfote sprach durch ein Maul aus Moos und schaute etwas verwirrt drein. „Sie ist verschwunden. Wir gehen sie suchen.“ Bei Mausefells Worten ließ die Schülerin das Moos fallen. „Können wir mitkommen? Wir können mit suchen.“
Der Eifer der jungen Schülerin war beeindruckend, also stimmte Feuerstern zu. „Na gut, aber bringt das Moos in den Schatten, es vertrocknet sonst.“ Auf seinem Geheiß hin taten die Schüler dies und folgten der Gruppe die sich auf machte zum Donnerweg. Der beißende Gestank wehte den ClanKatzen schon von weitem in die Nasen. „Ich würde sagen, wir teilen uns auf. Mausefell, Lärchenpfote, ihr kommt mit mir weiter in Richtung Donnerweg. Die anderen laufen in Richtung Zweibeinerort. Wir treffen uns am Baumsägeort. Dann sehen wir weiter.“ Die Gruppe teilte sich und zu dritt folgten Feuerstern, Mausefell und der Schüler dem Gestank, bis sie den grauen, klebrigen Boden erreichten. Ein Monster rauschte blitzschnell an ihnen vorbei und reflexartig duckten sich die älteren Krieger. Lärchenpfote ahnte nicht die Kraft des Windes, den das Monster verursachte und konnte gerade noch so die Krallen in den Boden rammen. Dann war es auch schon wieder vorbei. „Feuerstern, sieh dort!“ Auf der anderen Seite des Donnerwegs blitzten zwei paar Augen auf. Schattenclankrieger. „Solange sie sich von unserem Boden fernhalten, haben sie nichts zu befürchten.“ Mausefell nickte, fügte dann aber hinzu: „Aber wenn es eine Patrouille ist und sie Fleckenschweif gesehen haben?“ Doch so schnell, wie die Augen auftauchten, verschwanden sie auch wieder. „Jetzt ist es eh zu spät.“, miaute Lärchenpfote leise und erntete dafür einen bösen Blick von Mausefell. „Weit weg kann sie ja nicht gelaufen sein. Sie ist schon sehr alt und auch zunehmend verwirrter in letzter Zeit, hab ich gehört.“, meinte sie dann.
Plötzlich entdeckte Feuerstern einen Haufen bunten Fells, welches sich am Rande des Donnerwegs unter einigen tief herab hängenden Zweigen zusammenkauerte. Sofort lief die Patrouille dorthin. Schon beim näherkommen sahen sie, dass es Fleckenschweif war. „Gott sei Dank! Wir haben sie gefunden.“, sagte Feuerstern als Lärchenpfote rief: „Feuerstern! Sie ist tot!“ Die Krieger rannten nun zu der alten Katze. Mausefell schnüffelte an ihr. „Nein, sie ist nicht tot. Nur bewusstlos. Wahrscheinlich hat ein Monster sie erwischt, als sie den Donnerweg überqueren wollte und Fleckenschweif konnte sich gerade noch so hierher retten. Wir müssen sie schnell ins Lager bringen.“ Feuerstern überlegte nicht lange. „Lärchenpfote! Such eine der anderen Patrouillen und hol Hilfe. Oder such Russpelz. Jetzt kann jeder Augenblick entscheiden. Lauf!“ Während die kleine goldene Kätzin fortlief um Hilfe zu holen, schleppten Feuerstern und Mausefell die Älteste in den Schatten der Bäume zurück, weg vom Donnerweg. Gemeinsam wachten sie über die Kätzin, und wechselten sich damit ab, die Lage zu überprüfen. So alleine und schutzlos konnten sie jederzeit von der feindlichen Schattenclanpatrouille angegriffen werden, die sie vorhin gesehen hatten. Nach ungefähr einer gefühlten Ewigkeit nährten sich Katzen. Blattpfote und Ampferschweif traten zu ihnen.
„Wir haben Lärchenpfote beim Kräutersammeln getroffen und wir haben sie ins Lager geschickt. Wie geht es ihr?“, erklärte Ampferschweif schnell, als Blattpfote sich bereits über Fleckenschweif beugte. „Ihr Herz schlägt sehr schwach. Ihr gesamter Hinterkörper ist gebrochen, als das Monster sie erwischt hat. Ich glaube, jetzt kann nur noch der Sternenclan entscheiden, was mit ihr geschieht. Wir sollten sie nicht bewegen, das würde ihr nur unnötige Schmerzen bereiten.“ Feuerstern schluckte. Fleckenschweif war schon sehr alt gewesen, als er in den Clan gekommen war und ihr hatte er eine Menge zu verdanken. Doch nun lag die alte Katze, die sein Leben so lange begleitet hatte, vor seinen Pfoten im Sterben und er konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Dann kauerte er sich neben das Häufchen Elend und begann ihr das Fell zu lecken und den Schmutz auszuwaschen. Die anderen Katzen taten es ihm nach, nur Blattpfote stand ein wenig abseits, um „Wache zu halten“, wie sie es nannte. Doch Feuerstern wusste, dass seine Tochter immer noch Probleme damit hatte, wenn sie Katzen nicht mehr helfen konnte. Aber so ging es jeder jungen Heilerin und er wusste auch, dass sie bald wieder die Alte sein würde. „Feuerstern?!“ Graustreifs Ruf ertönte durch den Wald. Kurz darauf stieß seine Patrouille ebenfalls zu ihnen. Aschenpelz, sowie die neu ernannten Krieger Spinnenschweif und Weidenpelz, folgten ihm. Als sie die Scene sahen, traten einigen von ihnen Tränen in die Augen.
„Ist…ist sie tot?“, fragte Weidenpelz irgendwann. Feuerstern war nicht aufgefallen, dass Fleckenschweif aufgehört hatte zu atmen und setzte sich nun würdevoll auf. „Sie ist jetzt bei unseren Kriegerahnen. Kommt, lasst sie uns ins Lager bringen, damit die anderen ebenfalls Abschied nehmen können.“ Zu viert trugen sie den leblosen Körper, Weidenpelz, Spinnenschweif, Ampferschweif und Blattpfote trotteten traurig hinterher. Am Eingang zum Lager erwartete sie schon Goldblüte. Sie schaute aus traurigen Augen der Karawane entgegen und sagte nichts, als sie an ihr vorbei zog. Die Krieger legten Fleckenschweifs Körper auf die Lichtung und nahmen Haltung ein. Feuerstern sprang auf den Hochstein und ließ den altbekannten Ruf erklingen. Sofort versammelten sich alle auf der Lichtung und man hörte geschockte Laute, als die Katzen die Tote entdeckten. Russpelz schaute traurig und lief zu Blattpfote. Goldblüte setzte sich zu Frostfell und Langschweif und schwieg.
Feuerstern begann. „Wie einige von euch bereits wissen, hat Fleckenschweif sich aus dem Lager entfernt. Sie litt unter großer Verwirrtheit. Nun weilt sie beim großen Sternenclan.“ Er schaute sich um. „Ein Monster hatte sie erwischt, wir konnten nichts mehr für sie tun. Bevor die Ältesten sie morgen früh begraben werden, wird heute Nacht eine Trauerzeremonie stattfinden.“ Während es nun langsam dämmerte, versammelten sich die Katzen um Fleckenschweif, die ihr besonders nah gestanden hatten. Feuerstern nahm an ihrem Kopfende Platz und schaute zum Silbervlies hinauf. Irgendeiner dieser leuchtenden Sterne war nun Fleckenschweif und schaute auf sie herab. Auf seiner linken Seite nahmen nun Sandsturm, Graustreif, Borkenpelz und Mausefell Platz, die ältesten Krieger des Clans. Rechts fanden sich die drei verbliebenen Ältesten ein, Langschweif, Goldblüte und Frostfell. Plötzlich hörte Feuerstern ein Ächzen und sah, dass Rabenpfote von Anführerbau zu den trauernden Katzen humpelte. Schweigend legte er sich dazu und vergrub seine Schnauze im gefleckten Fell der Toten. Russpelz schickte Blattpfote in den Bau um zu schlafen und nahm ihren Platz ebenfalls ein.
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Warrior Cats- Ein neuer Tag/ Rabenpfotes Rückkehr
FanfictionRabenpfotes Leben könnte nicht besser laufen: Er hat eine Gefährtin gefunden und hat zwei wunderbare Jungen mit ihr bekommen. Doch wie immer zerstören Zweibeiner die Idylle. Sie nehmen seine Familie gefangen und er kann sich mit Müh und Not zum Donn...