Kapitel 1

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„Mamaaaaaaa?! Wo sind meine Winterklamotten?" schrie ich in den Hausflur. „Da wo du sie vor 11 Monaten hin geräumt hast als wir zurück gekommen sind!" „Super Mama, jetzt weiß ich natürlich wo sie sind!" Mein Satz triefte nur so vor Ironie. „Nein, Mama jetzt mal im Ernst. Weißt du wo sie sind?" „Nein, weiß ich nicht. Und wenn du endlich mal ein bisschen mehr Zeit investieren würdest um Zaubersprüche auswendig zu lernen, müsstest du mich jetzt nicht fragen." „Jaja. Vielen Dank für die große Hilfe.", murmelte ich. Ich ging zu meinem Bücherregal. Es war total überfüllt aber ich konnte mich einfach nie von einem Buch trennen. Egal wie alt und zerfleddert das Buch schon war und egal ob ich schon zu alt für die Geschichte war, ich hatte noch nie ein Buch aussortiert.

Ganz oben im Regal standen meine Zauberbüche. Ich bekam jedes Jahr einen weiteren Teil. Insgesamt gab es 9 Stück die man jeweils am Geburtstag von den Eltern bekommt. Das Erste hatte ich mit 8 bekommen und das Letzte werde ich nächstes Jahr bekommen, wenn ich 17 werde. Dann bin ich offiziell eine vollwertige Zauberin. Also falls ich die darauf folgende Prüfung nicht total verhauen würde.

Ich nahm den dritten Band aus dem Regal, setze mich im Schneidersitz auf den Boden und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Such- und Findungszaubersprüche standen im 8. Kapitel. Ich fand schnell den richtigen Spruch um meine warmen Wintersachen zu finden. „Searxamos" murmelte ich leise immer wieder vor mich hin und dachte dabei an meine braune Winterjacke mit dem künstlichen Pelzkragen. Ich öffnete meine Augen und sah wie meine Kleiderschranktür aufging. Die unterste Schublade wurde aufgezogen und es flogen viele Klamotten vor mich auf den Boden. Doch schließlich sah ich auch meine braune Winterjacke auf den Boden fliegen. Ich erhob mich und ging auf die Schublade zu. Ich wiederholte den Zauberspruch und dachte an meine restlichen warmen Sachen die ich noch brauchen würde. Der Reihe nach flogen sie auf dieselben Stelle wo auch die Jacke gelandet war.

Ich liebte die Zauberei einfach. Sie war so praktisch. Und trotzdem wollten meine Eltern dass wir uns immer gut überlegen ob es sinnvoll ist sie anzuwenden. Denn Magie hatte auch immer eine Kehrseite. Trotzdem hatte ich, als ich letztes Jahr die Zaubersprüche für Ausdehnungen lernte, nicht wiederstehen können und ihn auf meine Schublade angewandt. Jetzt konnte ich so viel in sie hinein stopfen wie ich nur wollte. Allerdings wurde sie dadurch etwas... unübersichtlicher als ich angenommen hatte. Deswegen hatte ich meine Wintersachen auch nicht so ohne weiteres finden können.

Als ich fertig war musste ich nur noch alles in den Koffer auf meinem riesigen Himmelbett packen. Das war ziemlich schnell erledigt und ich ging rüber in das Zimmer meines Bruders. Lucas war erst 13 und hatte es faustdick hinter den Ohren auch wenn er mit seinen harmlos wirkenden braunen Rehaugen jeden zum dahin-Schmelzen bringen konnte. Er hatte die Augen unseres Vaters geerbt während ich die meiner Mutter hatte. Ein blasses blau welches meine Haut noch blasser wirken ließ als sie es eh schon war. Und dazu hatte ich auch noch lange tiefschwarze Haare die mir glatt über den Rücken fielen.

„Emily!"Ich zuckte zusammen und wurde aus meinen Gedanken gerissen. „Ja! Was ist los, dass du mich so erschrecken musst?" gab ich genervt von mir. Lucas schnaubte auf. „Du warst ja mal wieder ganz woanders. Ich hab dich gefragt was du hier willst." „Achso, ähm ja.. ach ja genau. Ich wollte lediglich wissen wie weit du mit packen bist. Also?" „Fast fertig." „Gut." Und dann drehte ich mich um und ging. Ich hörte ihn noch etwas murmeln aber ich wollte lieber gar nicht wissen was er da von sich gab.

Ich ging ins Schlafzimmer meiner Eltern um zu sehen wie weit sie waren. Sie waren ebenfalls so gut wie fertig. Also ging ich zurück in mein Zimmer und wartete bis meine Eltern mich riefen dass wir losfahren würden. Wir bepackten das auf Auto und fuhren los zum Flughafen in Tucson. Unser Flug nach Barrow, Alaska über Portland und Anchorage würde in zwei Stunden gehen. Wir hatten also noch etwas Zeit. Allerdings verging diese schnell denn wir warteten in einem Restaurant und ich liebte nichts mehr als Essen.

Als wir dann endlich in der Luft waren genoss ich die Auswahl an Filmen und schlummerte schließlich glücklich und zufrieden nach dem Ende meines absoluten Lieblingsfilmes The Proposal ein. Die beiden Male die wir umsteigen mussten verliefen zum Glück problemlos.

Irgendwann waren wir dann endlich da. Ich hatte Barrow vermisst. Einmal im Jahr, immer zu Weihnachten, trafen wir uns hier mit zwei anderen Familien, die wir auch gerne als Großfamilie bezeichneten. Unsere sogenannte Großfamilie bestand aus uns, den Johnsons, dann den McTyes, welche aus Wyoming kamen und dann noch den Sallivans, diese kamen aus Vermont. Die Stadt war über die Jahre definitiv eine zweite Heimat für mich geworden. Ich liebte die Kälte und die Freiheit die man hier hatte. Man fühlte sich wie am Ende der Welt.

Dementsprechend begeistert war ich als die automatischen Schiebetüren des Flughafens sich öffneten. Sofort umhüllte mich die eisige Luft. Ich atmete tief ein und ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Lucas ging es ähnlich nur er brachte seine Freude auch zum Ausdruck. Er jauchzte überglücklich herum und sprang völlig begeistert in den ersten Schneehaufen. Manchmal benahm er sich echt noch wie ein Kind, das zum ersten Mal Schnee sah. Meine Eltern lachten und folgten uns nach draußen.


Übernatürliches Weihnachts-ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt