Kapitel 2

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Meine Eltern hatten wie jedes Jahr einen Van gemietet. Unser Haus, welches direkt am Wasser lag, war nur 30 Minuten vom Flughafen entfernt. Als wir die Einfahrt des Grundstücks hochfuhren, erkannte ich bereits den silbern-grauen Truck. Die Sallivans waren also schon da. Sobald mein Vater den Motor des Vans abgeschaltet hatte, riss ich meine Tür auf und sprang aus dem Wagen.

Wie jedes Jahr war mein kleiner Bruder während der Autofahrt eingeschlafen. Er hasste Flugzeuge und konnte sich deswegen nie während des Flugs entspannen. Er würde sich heute also erst einmal ausruhen und vermutlich den ganzen Tag lang schlafen.

Ich hatte allerdings kein Problem damit zu fliegen sodass ich während des Flugs Filme geguckt und geschlafen hatte. Alles ganz entspannt. Ehrlich gesagt hatte ich sogar mehr als die Hälfte der Flugzeit einfach verschlafen. Das heißt ich hatte jetzt einen Überschuss an Energie. Und den musste ich unbedingt loswerden.

Ich rannte also die letzten Meter bis zur Haustür und klingelte Sturm. Nach ein paar Sekunden wurde diese auch schon aufgerissen und ein mürrischer aussehender John stand vor mir. „Emilia! Mit dem Lärm den du da verursachst weckst du noch die Toten. Geht das nicht etwas leiser?"

John nannte mich immer Emilia, warum genau wusste ich nicht, aber ich mochte es. Es klang irgendwie adelig. „Ich hab dich auch vermisst John!" gab ich lachend von mir und schloss ihn in eine Umarmung.

John war schon seeeeeehr alt. Meine Eltern hatten mich früher immer ermahnt, dass ich es nicht übertreiben soll. Er kam eben aus einem anderen Jahrhundert. Und dass mussten wir akzeptieren.

„Emiliaaaaa! Ich hab dich sooo vermisst." Ich löste mich aus der Umarmung mit John, drehte mich um und quietschte „Caaaaleeb!". Sofort schloss ich auch ihn in eine Umarmung. „Nicht so stürmisch Kleines" gab dieser lachend von sich. Ich hasste es wenn er mich so nannte.

Ich war nämlich überhaupt nicht klein. Ich war 1,73 und somit über der Durchschnittsgröße der Mädchen meiner Schule. Ich konnte ja nichts dafür, dass Caleb so ein Riese war. Ich versuchte also ihn böse anzugucken, hielt aber nicht lange durch, da er anfing mich zu kitzeln. Er wusste ganz genau wie sehr ich das hasste, fast noch mehr als seinen Kosenamen für mich. „Lass das." Giftete ich ihn an und versuchte wieder ernst zu werden.

„Ach, ist da jemand beleidigt?" neckte er mich als wir von meinen Eltern unterbrochen wurden. „Ihr könnt auch nie aufhören oder?" sagte mein Vater und ging an mir vorbei, Lucas schlief in seinen Armen. Das sah ziemlich komisch aus um ehrlich zu sein. Immerhin war Lucas schon ziemlich groß.

John stand immer noch in der Tür. „Hallo John. Frohe Weihnachten!" wünschte meine Mutter, „Dein wievieltest ist es?" „Das 256te." „Wow. Diese Zahl steigt ja auch von Jahr zu Jahr an." Kicherte meine Mutter. Ja richtig gehört, meine Mutter kicherte. Eine 46 Jahre alte Frau kicherte. „Wirklich seeehr geistesreich Mama, das ist definitiv die beste Aussage der Woche. Der Wahnsinn wie du immer auf sowas kommst." „Emily, nimm doch nicht immer alles so ernst. Lach doch mal."

Eltern! Niemand versteht diese Wesen so genau. Und teilweise will man das auch gar nicht. Darum nahm ich Caleb an der Hand und zog ihn hinter mir her zum Van. Ich öffnete den Kofferraum und zeigte auf unser Gepäck und sah Caleb fragend an. Caleb wusste was ich wollte und nahm sich jeweils einen Koffer in seine Hände und brachte diese ins Haus.

Ich wünschte, ich hätte auch diese übernatürliche Schnelle und Stärke. Ich stell mir das total cool vor. Aber naja, dass mit dem Blut trinken, stell ich mir schon komisch vor.. Auch wenn die meisten Vampire sich heutzutage nur noch von Blutspenden ernährten, war der Gedanke daran dennoch komisch.

Caleb war nach ein paar Sekunden wieder da und brachte auch noch unser restliches Gepäck ins Haus. Ich lief anschließend in mein Zimmer um mich warm anzuziehen. Ich wollte schnellstmöglich endlich nach draußen in den Schnee.


Übernatürliches Weihnachts-ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt