Kapitel 3

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Mit einer Hand schlang ich meinen blauen Schneeflocken-Schal um meinen Hals und mit der anderen schnappte ich mir meine zum Schal passenden Handschuhe. Die passende Mütze hatte ich schon auf. Anschließend rannte ich die Treppe runter. Die Treppe war aus poliertem, braunem Holz und war mit kleinen Schnitzereien verziert.

Spontan entschied ich mich dazu, die letzen 3 Stufen runter zu springen. Keine gute Idee! Ich stolperte über meine eigenen Füße und sah den Boden rasend schnell auf mich zu kommen. Ich stieß einen Spitzen Schrei aus und ca. 20 cm über dem Boden fühlte ich plötzlich wie ein rettender Arm sich um meine Hüfte schlang und mich davor bewahrte auf den Boden zu fallen.

Innerhalb von Sekunden stand ich wieder auf 2 Beinen und blickte in grüne Augen. Calebs grüne Augen. Er hatte mich aufgefangen. Ich ließ meine Augen über sein Gesicht wandern. Er hatte eine blasse Haut, noch blasser als meine. Und sie war perfekt. Keine Pickel, Mitesser oder sonst irgendwelche Unreinheiten.

Ehrlich gesagt beneidete ich ihn deswegen. Ich beneidete ihn um vieles. Das war schon so als wir noch Kinder waren.

Damals war ich 7. Wie jedes Jahr fuhren wir über die Weihnachtsferien nach Barrow. Die McTyes und John Sallivan waren in diesem Jahr bereits einen Tag vor uns angekommen, sodass wir die letzten waren. Meine Eltern begrüßten also erst John und dann Mary und James McTye während ich Ausschau nach deren Kinder Olivia und Tylor hielt. Die beiden Zwillinge waren meine besten Freunde. Ich liebte sie abgöttisch und verbrachte jede freie Minute mit ihnen während unserer Zeit in Barrow.

Doch dieses Jahr war es anders. Ich konnte die beiden nirgendswo finden also ging ich schließlich ins Wohnzimmer um die Erwachsenen zu fragen. Doch als ich die Tür öffnete hatte sich meine Frage erübrigt. Olivia und Tyler saßen seelenruhig am Esstisch und starten beide fasziniert einen jungen Mann an. Ich kannte ihr nicht. ‚Was will der hier?' dachte ich. Aber anscheinend hatte ich laut gedacht denn plötzlich drehten sich alle zu mir um. John stand auf und kam auf mich zu. Anschließend kniete er sich vor mich hin und erklärte mir, der junge Mann sei Caleb und er sei gerade erst verwandelt worden. Und darum bräuchte er die Unterstützung von uns allen. Ich war damals nicht allzu begeistert aber akzeptierte es.

Der erste Tag war wie erwartet. Alle beschäftigten sich mit Caleb aber ich dachte mir nichts dabei, da er ja neu war. Als ich am zweiten Tag mit Olivia und Tylor nach draußen gehen wollte um zu spielen, wollten diese unbedingt, dass Caleb mit kam. Also fragten wir Caleb, er sagte zu und ich ging nach oben um mir etwas Warmes anzuziehen. Caleb verspürte weder Kälte noch Wärme als Vampir also konnte er einfach normale Kleidung tragen. Und Olivia und Tylor konnten die eisige Kälte als Werwölfe auch gut ohne warme Kleidung ab.

Ich beeilte mich und rannte anschließend die Treppe herunter. Ich zog meine Stiefel an, die von Olivia und Tylor fehlten.. Waren sie schon nach draußen gegangen? Anscheinend ja.. Also lief ich nach draußen und sah mich um. Weit und breit war keine Spur von ihnen zu sehen. Trotzdem lief ich los. Ich ging Richtung Wald. Dort hatten wir meistens Verstecken gespielt. Aber ich konnte sie einfach nicht finden. Total enttäuscht ging ich wieder zurück. Ich zog meine Sachen aus und schmiss mich auf mein Bett.

Am späten Nachmittag kamen die drei wieder. Natürlich fragten die Erwachsene wo sie gewesen seien. Diese antworteten „Am Tusikvoak" Das ist ein großer See, der allerdings 25 km entfernt von unseren Haus liegt. Alle waren ziemlich baff dass zwei 7- jährige so weit gelaufen waren, aber Werwolfskinder waren sehr stark und hatten schon eine große Ausdauer. Und Vampire konnte man nicht erschöpfen, sie hatten eine unendliche Ausdauer.

Am nächsten Tag lernte ich etwas dazu und zog mich erst komplett an und fragte danach ob wir spielen gehen würden. Und so gingen wir diesmal alle zusammen nach draußen. Doch plötzlich schrie Tylor:"Fangt mich doch!" und rannte los. Doch es war nicht so wie all die Jahre davor, in denen die Zwillinge Rücksicht auf mich genommen hatten und extra für ihre Verhältnisse langsam gelaufen waren. Er rannte wirklich mit voller Geschwindigkeit los. Aber das schlimmste war, dass Olivia ihm ebenfalls mit voller Geschwindigkeit nach rannte. Und Caleb guckte mich kurz an. In seinen Blick sah ich etwas wie Mitleid. Und dann rannte auch er los.

Und ich, ich blieb allein zurück. Ich versuchte gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen aber nach einer Weile gab ich es auf. Ich ließ mich im Schnee nieder und weinte. Ich weinte weil ich mich allein fühlte. Und in diesem Moment, wurde mir klar, dass ich verloren hatte. Ich hatte keine Chance mit Caleb mitzuhalten. Ich hatte keine übernatürliche Schnelligkeit um mit Olivia und Tylor draußen rumzurennen. Ich hatte keine übernatürliche Stärke um mit ihnen kämpfen zu können. Ich war überhaupt nichts Besonderes.

Damals wünschte ich mir nichts sehnlicher als wie Caleb zu sein. Dieser Winter war wahrscheinlich der schlimmste den ich bisher erlebt habe. Im darauffolgenden wurde es besser. Ich hatte endlich mein erstes Zauberbuch bekommen und konnte damit die anderen beeindrucken. Endlich fühlte ich mich auch als etwas Besonderes. Und Caleb hatte sich zwischen diesen beiden Weihnachtsfesten sehr verändert. Einen Tag vor Heiligabend nahm er mich beiseite und gestand mir dass er Olivia und Tylor gedankenmanipuliert hatte damit sie ihn mochten. Er wollte sich bei mir dafür entschuldigen, dass die beiden so auf ihn fokussiert gewesen waren und mich dabei total links liegen gelassen haben. Ich nahm seine Entschuldigung an und alles war gut.

Übernatürliches Weihnachts-ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt