Kapitel 1 Das Haus

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Der Motor heulte auf als mein Vater im ersten Gang anfuhr und über die Kreuzung raste.

„Freut ihr euch Mia und Luke?" fragte meine Mutter als sie sich zu uns umdrehte. Ich guckte zu meiner vier Jahre alten Schwester die vor Vorfreude klatsche und laut jubelte, „Au ja und wie. Ich will ein Hochbett in meinen neuen Zimmer und eine Rutsche im Garten." Der Kleinen war es egal wo wir wohnten. Aber ich war schon 17, ich war derjenige der all seine Freunde in der Großstadt zurück lassen musste um in so ein marodes, altes Haus irgendwo im Nirgendwo zu ziehen.

Mein Vater kam ursprünglich vom Dorf und nachdem er nun sein Job verloren hatte, weil die Firma in der er arbeitete insolvent gegangen ist, entschied er sich einen eigenen Bauernhof auf zu machen und zurück zu seinen „Wurzeln" zu kehren. Zum Leidwesen von mir.

„Schatz und wie sieht es mit dir aus?" fragte meine Mutter und guckte mich etwas wehleidig an.

„Ich kann doch eh nichts mehr dagegen sagen." sagte ich etwas scharf und setzte mir meine Beats-Kopfhörer auf und guckte aus dem Fenster. Wir verließen das Dorf durch das wir gerade fuhren und bogen in einen unebenen und wackeligen Waldweg ein. Ein Stückchen weiter wurde der Weg immer mehr zu einer mit Feldsteinen gepflasterten Einfahrt an dessen Ende ein großes, dreckgelbes Haus mit weißen, halb abgebrochenen Fensterläden stand.

„So wir sind dann da. Na wie gefällt es euch?" fragte mein Dad so erfreut als würden wir vor einem Vergnügungspark stehen.

„Boah, das ist ja ein richtiges Geisterschloss!" schrie meine kleine Schwester und rannte über die Veranda des Hauses.

„Ist nen bisschen spooky, meinst du nicht?" fragte ich meinen Vater bewusst sarkastisch um nicht zu sagen, dass es eine Drecksbude ist.

„Ach da kommt ein bisschen Farbe ran und dann geht es auch!" sagte meine Mutter und guckte mich aufbauend und mahnend zugleich an.

„Stimmt..." erwiderte mein Vater „... aber jetzt geht erstmal rein und guckt euch eure Zimmer an."

Wir gingen alle in das Haus und guckten uns in den Räumen um. Mein Vater schleppte in der Zeit ein paar Umzugskartons rein. Ich ging indes mit meinem letzten Karton durch das Haus und suchte mein Zimmer. Ich war selbst zum ersten Mal in diesem Haus. All meine anderen Kartons hatten die Umzugsleute hergebracht. Als ich durch das Haus streifte, fielen mir die ganzen Bilder an der Wand auf. Sie waren alle schon etwas eingestaubt. Ich stellte mein Karton auf den Boden und wischte mit der Hand ein paar der Bilder frei. Sie zeigten alle immer wieder denselben Jungen. Er war etwa mein alter und hatte braune Haare. Er schien dünn auf den Fotos aber trotzdem ein bisschen muskulös. Die Bilder waren alle in schwarz-weiß, weshalb ich mir dachte dass sie schon ziemlich alt waren.

Vielleicht wohnte er ja früher mal hier. Ich werde wohl nie verstehen warum die Vorbesitzer des Hauses so viele Sachen hier ließen. Ich legte das Foto aus meiner Hand wieder auf dem alten Schrank neben dem Kamin zurück.

„Dad, wo ist eigentlich mein Zimmer?", rief ich die Treppe runter nachdem ich die zweite Etage inspizierte und mein Zimmer nicht fand.

„Du musst noch eins höher. Dein Zimmer ist auf dem Dachboden. Es ist das größte hier im Haus.", sagte mein Dad und stellte einen weiteren Karton auf die Treppe.

Na schön jetzt werde ich auch noch auf den Dachboden abgeschoben. Wenigstens ging eine richtige Treppe dort hinauf und nicht so eine olle Klapptreppe.

Langsam ging ich die Treppe hinauf und desto höher ich kam, desto abgeschnittener von allem fühlte ich mich. Mein Zimmer lag in einer Dachschräge es war noch etwas staubig und auch einige Möbel der Vorbesitzer standen noch rum. Meine Kartons wurden alle in eine Ecke des Großzügigen Zimmers gestellt. Ein altes Bücherregal stand an der einzigen geraden Wand des Zimmers, daneben ein alter Schaukelstuhl und eine verschlossene alte Truhe. Es hatte ein bisschen was von einem Horrorhaus oder einer Hexenhütte. Zumindest die Staubweben oben an der Ecke sahen aus als seien sie schon hunderte Jahre alt. Ich ging zu meinem Bett, stellte die Kiste davor ab und setzte mich auf die Matratze.

Nun saß ich da. Ein völlig neuer Anfang! Ich hatte hier keine Freunde, keine weiteren Familienmitglieder und so wie das Haus aussah noch jede Menge zu tun.

Ich legte mich auf mein Bett, schloss die Augen und langsam schlief ich ein.

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Ein etwas kürzeres Kapitel nehmt es als Einleitung









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