3.Kapitel

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An:

"MUM!DAD"!

Lautstark schließe ich die Tür von meinem Elternhaus.
Es riecht genauso wie immer.
Ein Mix aus Zimt und Zitrone.

Meine Mum liebt diesen Geruch abgöttisch.
Sie stellt überall Duftkerzen und diese Geruchsstäbchen hin.
Wenn man in so einem Geruch aufgewachsen ist, riecht alles andere zu mild & trocken. Frische Luft beißt richtig in der Nase.

"MUM!DAD!Seit ihr da"? rufe ich wieder.

Keine Antwort.
Hm, dann müsste Dad noch in der Firma sein und Mum ist bestimmt einkaufen.

Den nachgemachten Haustürschlüssel, den ich noch besitze, schmeiße ich auf die große Kommode, die im Eigangsbereich steht.

Ich laufe durch den Flur und biege nach rechts ab, in die Küche.
Ich nehme mir ein Glaß aus einer Vitrine und setze mich auf einen Hocker, der an der Kücheninsel steht .

An dem Wasserhahn, der in der Mitte der Kochinsel ist, fülle ich mein Glaß auf und trinke ein Schluck.

Ich schaue mich um.
Alles wie immer.
Generell ist in diesem Haus alles wie immer.
Nur das meine Schwester und ich hier nicht mehr wohnen.

Vermutlich, ist es jetzt sehr sehr viel stiller.

Maggy hat bis letztes Jahr hier noch gewohnt, weil sie woher noch nicht "den Nerv dazu hatte, sich ums Studium UND um eine eigende Wohnung zu kümmern", wie sie es damals gesagt hat.

Doch letztes Jahr, als sie für das eine Jahr ins Ausland gezogen ist, haben Mum und Dad ihr eine eigende kleine Wohnung besorgt. Dort wird sie dann ,ab nächste Woche, richtig wohnen, wenn sie aus Neuseeland wieder kommt.

Ich wohn schon länger nicht mehr zu Hause.

Nachdem ich mein Abitur mit 17 1/2 abgeschlossen hatte, fing ich mit 18 an zu studieren.
Auch ich wohnte noch zu Hause. Wieso sollte ich auch auziehen wollen?
Es war perfekt zu Hause.

Doch schon nach 6 Monaten bemerkte ich, dass das Studium nichts für mich ist.
Und ich brach es ab.

Ich glaube im nachhinein, meine Eltern fanden das nicht einmal SO schlimm.
Was sie schlimm fanden, war dass ich danach völlig den Faden verlor.

Ich machte mir selbst Vorwürfe. Jeder in meiner Familie hatte studiert und ich war dazu nicht in der Lage.
Jedenfalls nicht mit dem Fach "Wirtschaft".
Vielleicht hätte ich noch was anderes hätte anfangen können zu studieren, oder ich hätte einfach eine gute Ausbildung machen können, und ich wäre trotzdem gleichgestellt mit den anderen aus meiner Familie gewesen.

Doch daran dachte ich nicht.

Ich dachte ich wär zu dumm, zu anders für meine Familie. Gleichzeitig machte mein jahrelanger Freund Owen mit mir Schluss, weil er nach Seattle zum studieren zog, und dass brachte mich ganz aus der Bahn.

Ich trank dauernd Alkohol. Feierte bis spät in die Nacht. Brachte ständig neue Männer über Nacht mit.
Ich verhielt mich so, wie ich mich fühlte.
Nutzlos.
Dumm.
Doch das war ich nicht.
Jedoch weiß ich das erst heute.

Ich hätte einfach weitermachen können.
Doch das tat ich nicht.
Meine Eltern haben mir oft gesagt, wie stolz sie auf mich sind, und dass es nicht zu spät ist, noch was zu werden.
Doch ich hörte nie zu.

Was damals mit mir los war? Keine Ahnung.

Ich hatte einfach eine "rebellische Phase".

Hat das nicht jeder mal?
Nur in einer mega kultivierten und ordentlichen Familie wie in meiner, fällt sowas besonders auf.

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