5. Die Großeltern kaufen ein

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Als Julians Vater sich auf den Heimweg machte, blieben die Großeltern nicht gerade zufrieden zurück.

"Geld schenken ist doof", sagte Oma. "Wenn das erst einmal angefangen hat, nimmt es nie wieder ein Ende."

"Und im Handumdrehen ist ein Zwanziger zu wenig", stimmte Opa zu.

"Das sowieso. Was meinst du, was voriges Jahr der Lego-Baukasten gekostet hat?"

"Damit hat er so schön gespielt, den ganzen Abend. Weißt du noch, wie ich im Keller eine Kiste gesucht hatte, um ihm die Teile des halb fertigen Raumschiffs mit nach Hause geben zu können?"

"Das war ein schönes Geschenk. Und das Leuchten in seinen Augen als er es ausgepackt hat."

"Was kostet denn so eine Playstation, um Himmels willen?"

"Hm. Keine Ahnung. Lass uns doch einmal in einen Laden gehen."

Am Freitag, im Shopping-Center, vor der gigantischen Wand aus Fernsehern im Elektromarkt, hatten die Großeltern vergessen, wie das Gerät hieß, das Julian haben wollte. Sie sprachen einen Verkäufer an, der schrecklich in Eile schien.

"Haben Sie Videospiele?"

"Videospiele?" Er schaute verwundert.

"Ja, für unseren Enkel."

Die Lust am Kundengespräch sprang ihm ins Gesicht. Breit grinsend frage er nach: "Meinen Sie Computerspiele? Für Konsole oder PC?"

Schulterzucken.

Also noch einmal und ganz langsam: "Mit welchem Gerät spielt denn Ihr Enkel? Schließt er es an einen Bildschirm an oder sitzt er vor dem Computer?"

Auch dieser Ansatz brachte keine Klarheit.

"Kommen Sie mal mit. Wir haben da eine sehr große Auswahl."

Beim Weg die Regalreihen entlang zog Oma an Opas Ärmel. "Lass uns erst mal selber schauen", flüsterte sie, "bevor der uns was aufschwatzt."

"Du hast doch gehört, wie gut er sich auskennt."

Der Verkäufer zeigte auf ein Kind, das mit einer Steuerung in der Hand vor einem Monitor stand und selbstvergessen mit einem Fußballspiel beschäftigt war.

"Hat Ihr Enkel so eine Spielkonsole?"

"Weiß nicht, was gibt es da überhaupt?"

Der Verkäufer zählte das Sortiment auf, bei Playstation machte es Klick. Die Großeltern waren sich einig: Playstation, so hieß das Ding.

Geduldig hörten sie sich an, wie so eine Spielkonsole funktionierte, mit welchem Zubehör sie ergänzbar war und was für eine Vielfalt an Spielen es dafür gab. Sie verstanden wenig, doch der Blick auf das Preisschild setzte sie in Erstaunen. Alle Achtung, dass ihr Julian sich das allein zusammensparte.

"Wollen Sie eine Playstation kaufen? Wir haben da aktuell ein sehr gutes Angebot, bei dem es ein Spiel kostenlos mit dazu gibt."

"Nein, das Gerät will er sich selbst kaufen."

"Dann möchten Sie ein Spiel kaufen?"

"Nein, wir wollten uns nur informieren."

Der Enthusiasmus des Verkäufers ebbte schlagartig ab und er wollte sich schon verabschieden. Doch Opa fand den Gedanken gar nicht so abwegig. Wenn Julian sich die Playstation anschaffte, brauchte er doch Spiele dafür. Sonst wäre der ganze Kasten witzlos.

"Warum schenken wir ihm nicht ein Spiel zu Weihnachten? Dann kann er gleich loslegen."

Und noch etwas ging ihm durch den Kopf: Für einen Geldschein am Weihnachtsabend gäbe es ein kurzes Dankeschön und Schluss. Den Spielautomaten würde er ihnen dann schon mit dem stolzen Hinweis präsentieren, er habe ihn von seinem eigenen Geld gekauft. Bei einem Spiel würde sich immer erinnern, von wem er es geschenkt bekam. Doch davon sagte er jetzt nichts, das war etwas für nachher.

Oma stimmte auch so zu, der Verkäufer zeigte ihnen die aufgereihten Spiele. Freie Auswahl von hier bis da.

"Wir haben keine Ahnung davon. Können Sie uns was empfehlen?"

"Das hier wird gern genommen. Transformers."

Opa drehte die Schachtel um. "Die lasst ihr euch aber auch gut bezahlen."

"Die Spiele sind im Preis alle ähnlich."

"Ich weiß nicht", sagte Oma. "Worum geht es bei dem Spiel? Ist das nicht gewalttätig?"

"Nein", beruhigte der Verkäufer sie. "Das Cover ist nur etwas reißerisch. Es geht um Maschinen, die sich verwandeln können. Mal sind sie ein Auto, mal ein großer Roboter. Es ist für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben. Schauen Sie hier, der Jugendschutz. Das können sie unbesorgt nehmen."

"Wenn Sie meinen."

"Die Kinder lieben es."

Die Großeltern tauschten einen abstimmenden Blick.

"Ein Roboterspiel wird ihm gefallen. Er interessiert sich doch für Technik."

"Technik, Spiel und Spannung, da ist alles dabei", drückte der Verkäufer auf das Tempo.

"Wir nehmen es."



Julian und der ausgefallene WunschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt