Guardian Angel

Acht

Es klingelte. Louis zuckte leicht zusammen und löste sich, aber nicht, ohne davor leise zu seufzen. Harry kicherte leise, stand auf und zwinkerte dem Engel zu, welcher nur verschmitzt die Augen verdrehte und sich in das Bett sinken ließ. Wer mochte das sein? Neugierig ging der Lockenkopf zur Tür und öffnete sie, bevor er verwundert in Liam's Gesicht sah. „Liam?" Er war überrascht, freute sich aber. Grinsend nickte sein bester Freund und fuhr sich durch das braune Haar. „Ich dachte, ich besuche dich mal wieder. War ja schon zwei Tage her." Kichernd zog Harry ihn ins Haus, ging in die Küche und machte ihm wie immer eine Cola. „Willst du Plätzchen? Mom hat wieder welche gebacken." „Oh ja!", grinste er mit einem Funkeln in den Augen und stellte sich neben Harry an die Arbeitsfläche.

„Hast du Bock auf zocken?" Harry lächelte. „Mit dir immer." In dem Augenblick saß Louis in dem Zimmer des Jüngeren, starrte gedankenverloren an die Decke und überlegte, wer das sein konnte. Ein Freund von Harry? Ein Bekannter der Familie; oder doch ein Verwandter? Als er Schritte im Gang hörte, die sich dem Zimmer näherten, raffte er sich schnell auf, kritzelte auf einen Zettel, dass er morgen wieder kommen würde, und verschwand schnell aus dem Zimmer. Harry schien ihn nicht gesehen zu haben, da er gerade mit einem brünetten Jungen um die Ecke kam und fröhlich mit ihm redete. Lächelnd beobachtete Louis seinen Schützling und huschte in Gedanken versunken zur Haustür, die er dann öffnete und das Haus verließ; kurz davor hatte er sich noch seine Jacke und Schuhe angezogen. Jetzt war er draußen, und die Kälte schlug ihm wie ein Schwall entgegen. Sein Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft, und mit den Händen in den Jackentaschen ging er auf einen Gehsteig zu.

Er hatte den Blick in die Ferne gerichtet; überall war es weiß. Die schneebedeckten Wiesen glitzerten in der Sonne und die Bäume hatten weiße Äste. Er konnte kleine Hasen erkennen, die schnell weiter huschten und in ein Loch krabbelten, um in ihr kleines, gemütliches Zuhause zu gelangen. Ein Zuhause. Hier auf der Erde hatte Louis das nicht, das fiel ihm gerade auf. Seufzend sah er auf den Boden, auf dem er Fußspuren erkennen konnte. Gedankenverloren stakste er weiter und hielt erst an, als er in einem Wald ankam und eine Bank erblickte. Mit einem Funkeln in den Augen setzte er sich und genoss die Ruhe, die ihn umhüllte.

Harry jubelte. „Gewonneeeeen!", grinste der Lockenkopf, doch Liam schmollte nur gespielt beleidigt. „Mphf.", grummelte er und klickte auf ‚Nochmal spielen'. In den nächsten Spielen gewann er; und schlussendlich war Harry derjenige, der beleidigt war.