Kapitel 1: Babyalarm auf der Medicopterbasis

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Es ist Anfang Dezember, die ersten Schneeflocken fallen und in allen Geschäften auf der ganzen Welt liegen die ersten Winter- und Weihnachtsdekorationen aus.
So auch in Traunstein, der Heimat von Biggi Schwerin und Thomas Wächter, den Piloten von Medicopter 117.
Die beiden standen gemeinsam auf der verschneiten Basis und beobachteten Sanitäter Peter Berger, der den Hangar von der weißen Pracht zu befreien versuchte.
Beim Versuch jedoch blieb es, denn immer wieder wehte die kalte Winterluft große Mengen der herabfallenden Schneeflocken wieder in den Hangar hinein, sodass Peter kaum mit dem Entfernen der in diesem Jahr sehr zeitig auftauchenden Winterboten hinterherkam.
„Peter, da vorne sind noch zwei ziemlich große Schneeberge.", grinste Thomas und zeigte auf die beiden kleinen Schneehügel neben der bereits abflugbereit vor dem Hangar stehenden BK 117. „Den Schnee müsstest du bitte auch noch wegkehren. Baby bekommt sonst ganz kalte Füße. Und du weißt, Frauen, die kalte Füße haben, sind ungenießbar."
Peter schaute verärgert kurz nach oben und schnaubte beleidigt. „Ihr beide könntet mir ja auch mal dabei helfen, ihr werdet schon noch dort vorne festfrieren. Ein bisschen Bewegung würde euch beiden nicht schaden. Unsere gute Biggi hat ja auch schon ein kleines Wohlstandsbäuchlein angesetzt."
„Poh... Das nimmst du sofort zurück, Peter.", spielte Thomas sofort den Beleidigten und fügte an: „Sei nicht so frech. Sonst kehrst du noch die ganze restliche Woche die Basis. Und es ist ziemlich viel Schnee diese Woche angesagt. ... Meine liebste Biggi ist eine wunderschöne Frau - ohne jeglichen Makel. Sie ist eine Perle. ... Ich gebe dir gleich dein kleines Wohlstandsbäuchlein. Meine liebste Biggi ist eine Blume. Und... Die sind nun mal..." Thomas suchte bei der Verteidigung seiner Kollegin die richtigen Worte und nahm dabei Biggi in den Arm, bevor er ihr einen dicken Kuss auf die Stirn drückte.
„Ich habe aber wirklich... Peter hat Recht, Thomas. Schau doch mal. Ich hab in den letzten Monaten, seit wir zusammen sind, wirklich ein paar mehr Kilos auf den Rippen. Schau doch mal, der ganze Overall..." Unzufrieden mit ihrer derzeitigen Figur zupfte Biggi an ihrem roten Medicopter-Overall herum und schaute ihren Kollegen hilfesuchend an. „Der ganze Overall spannt an allen Ecken und Enden. ... Meinst du denn nicht auch, dass ich in den letzten Monaten doch etwas zugenommen habe?"
Ohne es zu merken, strich Biggi über ihren Bauch, an dem sich wirklich eine kleine Wölbung zeigte.
„Ach, quatsch. Du kennst unseren Peter doch. Der will dich nur ärgern. Aber das macht er sowieso nicht ungestraft. Mach dir nichts aus seinen Worten. Für mich bist und bleibst du die wunderschönste Frau der Welt. Und wer etwas Anderes sagt, der... Der hat einfach entweder keine Ahnung von Frauen oder er weiß nicht, wie wunderschön eine Frau doch aussehen kann."
„Na, danke Thomas.", meinte die sich geschmeichelt fühlende Biggi und strich erneut über ihren Bauch, den sie mittlerweile von ihrem in letzter Zeit etwas enganliegendem Overall befreit hatte. „Du bist der allerbeste. Du bist so toll. Ich liebe dich, Thomas.", flüsterte die Pilotin, als sie sich an ihren Liebsten schmiegte, während der beschützend seine Hände auf Biggis Taille legte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange drückte.
„Ich liebe dich auch über alles, Biggi.", legte Thomas gleich noch einen nach und hielt seine Biggi so fest er nur konnte.
Auf keinen Fall wollte er seine Liebste loslassen müssen - er wollte sie nicht mehr verlieren, sie nie wieder irgendwo alleine zurücklassen.
So lange schon hatten die beiden miteinander auf der gleichen Basis gearbeitet; so oft hatte Thomas seiner Biggi sehnsuchtsvoll hinterher geblickt, wenn sie auf ihrem Motorrad nach Dienstschluss von der Basis davonfuhr.
Wie oft war Thomas dann erschrocken, wenn der Medicopter zu einem Motorradunfall gerufen wurde.
Der sportliche Pilot hatte dann schon seine Kollegin vor sich liegen sehen; hatte sich schon so oft vorgestellt, wie es wäre, wenn er seine Biggi in die Klinik fliegen musste.
Einmal, da musste er es. Nach einem Absturz, den er selbst am Funk mitanhören musste.
Warum hatte er damals seine Biggi nur vom Fliegen abgelenkt?
Diese hilflos ihn anblickenden Augen; diese Angst, als er mit der Ersatzmaschine endlich am Absturzort angekommen war und Biggi erblickte - nie wieder wollte Thomas auch nur im Entferntesten daran erinnert werden, wie groß seine Sorgen um seine Kollegin damals waren.
Er hatte nach dem Absturz nur noch in der Klinik verbracht; wollte keinen anderen mehr an Biggis Bett lassen. Noch nicht einmal, wenn ihn die Schwestern und Ärzte damals aus dem Krankenhaus schickten, ließ er sich von Biggi trennen.
Damals schon hatte Thomas gemerkt, wie viel ihm seine Kollegin wirklich bedeutete. Wie wichtig sie ihm war. Und wie schlimm es doch wäre, wenn sie nicht mehr mit ihm auf der Basis arbeiten könnte.
„Thomas?" Die Stimme von Biggi riss den Piloten aus seinen Tagträumen. „An was denkst du denn gerade?"
„Ich... Ich habe daran gedacht, wie... Was wir wohl dieses Jahr zu Weihnachten machen? Ob ich und meine beiden Zwerge zu dir kommen und wir alle bei dir feiern? Oder ob du zu uns kommst?"
„Was wäre dir denn lieber, Thomas?", fragte Biggi und drehte sich zu ihrem Freund um.
„Naja, das... Das ist das erste Weihnachten... Das ist das erste Weihnachten für uns beide als Paar. Und... Ich finde es schon wichtig, dass wir beide uns wohlfühlen. Das erste Weihnachten... Daran erinnert man sich schließlich ein ganzes Leben."
„Thomas... Wir haben schon so oft zusammen Weihnachten gefeiert.", erinnerte ihn Biggi, doch ihr Liebster schüttelte den Kopf: „Nein, Biggi. Dieses Jahr ist es ein ganz besonderes Weihnachten. Dieses Jahr ist... Dieses Jahr sind wir ein Paar geworden; dieses Jahr sind wir nicht mehr nur Kollegen und Freunde. In diesem Jahr sind wir Mann und Frau."
„Willst du mich etwa noch dieses Jahr heiraten? Du weißt, in ein paar Wochen ist Weihnachten. Und bis dahin eine ganze Hochzeit...", meinte Biggi und Thomas sah ihr tief in die Augen.
„Biggi, dich würde ich auf der Stelle hier heiraten. Du bist die Liebe meines Lebens, ich will ich auf keinen Fall eines Tages verlieren. Du... Du..."
„Thomas, ich werde noch ganz rot. Bitte. ... Peter, ich glaube, ich helfe dir doch mal beim Kehren. So wird das doch nichts.", lachte Biggi, als sie den inzwischen durch eine starke Schneewehe komplett eingeschneiten Peter sah, wie er noch immer mit Schaufel und Besen gegen den Schnee kämpfte und noch immer den Kampf verlor.
„Vielen Dank, Biggi. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.", bedankte sich Peter und überreichte der Pilotin den Besen.
„Biggi, bitte. Gib das her, ich mache das. Ich will doch nicht, dass du dir noch irgendwas tust. Es kann ja etwas ganz Anderes hinter dem kleinen Bäuchlein stecken.", meinte Thomas und legte beschützend seine Hand auf Biggis Bauch.
„Du... Du meinst, ich könnte... Thomas, ich bin nicht schwanger. Auf keinen Fall. Das... Das wüsste ich doch.", erklärte Biggi und schüttelte energisch den Kopf, dennoch überlegte sie.
Sollte Thomas vielleicht doch Recht haben und sie ein Baby erwarten? Sollte bereits im ersten Jahr ihrer Beziehung ein Baby ihr Leben bereichern?
Und wie würden Thomas' Töchter Lisa und Laura darauf reagieren, wenn sie erfuhren, dass Biggi von ihrem Vater ein Baby bekam?
Kopfschüttelnd gab Biggi ihrem liebsten Thomas den Besen in die Hand und machte sich auf die Suche nach Michael, dem Notarzt von Thomas' Crew, den sie im Pausenraum der Basis vermutete.
Und tatsächlich - Notarzt Dr. Michael Lüdwitz und seine Kollegin Dr. Karin Thaler saßen zusammen im Pausenraum und fluchten zeitgleich über die ewig langen Bestelllisten, die vor ihnen auf dem runden Tisch lagen.
„Michael, Karin. Ich... Ich weiß, ich komme gerade ungelegen, aber... Wir kennen uns doch schon ein paar Jahre. Kannst... Könntet ihr euch vorstellen, dass ich... Dass ich schwanger bin? Dass ich von unserem Thomas ein Baby bekommen könnte?", überfiel Biggi die beiden über die Medikamentenbestellung verzweifelnden Notärzte, bevor Michael kurz aufblickte und sich der Kollegin seines besten Freundes annahm.


Weihnachtsstory 2015 [fertig]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt