Kapitel 2

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„Natürlich könnte ich mir das vorstellen, Biggi. Bei dir sogar sehr gut. Du wärst sicherlich eine wundervolle Mutter für das Baby. ... Schau doch mal. Schon Lisa und Laura sind gern bei dir. Und das, obwohl du damals selber den Einsatz geflogen bist, als ihre Mutter den schweren Autounfall hatte. ... Aber... Für die beiden bist du schon lange ihre Ersatzmutter. Und... Biggi, das... Das ist jetzt doch kein Scherz von dir, oder? .... Biggi, sag mal. Kann es sein, dass deine morgendliche Übelkeit... Dass das einen, sagen wir mal, wachsenden Grund hat? Und dass eben genau dieser Grund auch in ein paar Monaten dein Leben und das von Thomas mächtig auf den Kopf stellen wird?", grinste Michael kurz.
„Das... Das weiß ich nicht, Michael. Aber... Ich hab mich auch noch nicht getraut, einen Schwangerschaftstest zu machen. Ich meine, was ist, wenn der auch noch positiv ist?", stotterte Biggi und ihre Freundin Karin nahm sie in den Arm.
„Ich verstehe doch, dass du dir Gedanken machst, Biggi. Aber... Wie Michael schon gesagt hat, du wärst ganz bestimmt eine wunderbare Mutter. ... Sollen wir mal schnell zusammen... Ich halte dir auch Händchen beim Warten."
Biggi nickte und Notärztin Karin zauberte aus ihrer Handtasche eine Packung Schwangerschaftstests.
„Ich hab mir die erst heute Früh in der Apotheke besorgt. Weil... Michael, ich hab da auch so ein Gefühl..."
„Oh, Gott. Zwei schwangere Frauen auf einmal." Michael verdrehte die Augen und hoffte inständig, dass nur eine der beiden schwanger war.
„Na, komm. Wir gehen mal kurz zusammen auf Spurensuche. Vielleicht haben wir ja Glück und die Tests sind heute beide eindeutig.", munterte Karin ihre Freundin auf und Biggi folgte ihr in die Damenumkleide.
„Und... Wie soll ich diese ganze Sache dann Thomas erklären, wenn... Wenn dieser Test jetzt gleich positiv ist? Wenn ich wirklich schwanger bin?" Biggi bekam leichte Zweifel an ihrer Beziehung zu ihrem Kollegen, doch Karin räumte ihr diese haltlosen Zweifel sofort wieder aus dem Gedächtnis heraus.
„Dann wird sich Thomas erstens über die Nachricht überschwänglich freuen. Und zweitens wird er dich auf Händen tragen. Die einzige Frau, mit der er sich seit langem ein Kind wünscht, bist du. Glaub mir, Thomas wird Freudensprünge machen.", versprach die Notärztin und reichte Biggi die Packung mit den Tests.
„Jetzt aber los, Biggi. Wir haben nicht ewig Zeit.", trieb die erfahrene Notärztin, die mit Biggi und ihrem Sanitäter Enrico in einer halben Stunde ihren Dienst begann, ihre Freundin an, die den Test in die Kabine mitnahm und davor noch flüsternd erwiderte: „Ich hab vielleicht noch fast 9 Monate."

Von alledem noch nichts wissend setzte sich Thomas im Cockpit seiner BK 117, die er und Biggi liebevoll ihr gemeinsames „Baby" nannten, auf den Pilotensitz.
„Na, Baby. Du hast es heute auch nicht einfach. Bei dieser Eiseskälte lässt man dich hier draußen stehen.", flüsterte er dem „Baby" zu und wartete auf eine Antwort der BK, die natürlich nicht kam.
„Oh, man. Was macht denn Biggi so lange bei Michael? Das kann doch nicht ewig dauern. So eine kleine... Ich meine, sie ist schon seit 10 Minuten da drinnen. Und... Ich hab heute auch noch was anderes vor.", stöhnte der Pilot genervt, während er auf die Tür zur Basis starrte, durch die seine liebste Biggi erst vor einigen Minuten verschwunden war.
„Du musst dich in Geduld üben, Thomas. So eine Schwangerschaft dauert auch ein paar Monate und ist nicht in ein paar Minuten abgearbeitet.", hörte Thomas die Stimme von Max, dem Mechaniker, neben sich.
„Wie meinst du das denn, Max? Biggi ist ganz bestimmt nicht schwanger. Wenn... Ich hätte doch etwas davon gemerkt. Schließlich habe ich zweimal schon eine Frau während der Schwangerschaft begleitet. Und deswegen... Biggi ist sicherlich nur ein bisschen überarbeitet. Und hat deswegen ein bisschen zugenommen. Weil sie eben in letzter Zeit eine kleine Naschkatze geworden ist.", erklärte Thomas und Max schüttelte den Kopf.
„Thomas, deine Biggi hat in letzter Zeit am Bauch ziemlich an Fülle zugenommen. Der Overall spannt zunehmend am Bauch. Und nicht nur dort.", meinte Max und zeigte auf seine Brust. „Und es wäre doch auch nicht die erste Frau, die in einer Beziehung mit einem Mann ist und... Ein Baby bekommt."
„Ach, hat Dr. Max jetzt Sprechstunde?" Von dem Gespräch mit Max abgelenkt, hatte Thomas gar nicht gemerkt, wie Biggi hinzukam und interessiert den Ausführungen des Mechanikers folgte.
„Biggi, da bist du ja endlich. Wie geht es dir? Was hat Michael denn gesagt? Bist du... Bist du etwa wirklich schwanger?", fragte Thomas und Biggi nahm ihren Kollegen und Lebensgefährten nur wortlos in den Arm.
„Ich... Ich glaube es doch nicht, ich... Ich werde Vater... Biggi... Biggi ist schwanger. Das kann... Das kann doch nicht sein. Ich... Ich werde bald Vater. Wann... Wann ist es denn soweit? Und was wird es eigentlich?"
„Thomas, ich habe doch bisher nur einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausgefallen ist. Bisher weiß ich doch noch gar nicht, ob ich wirklich schwanger bin. Ich sollte morgen mal zum Frauenarzt gehen und mich untersuchen lassen. Vorher kann man noch überhaupt nichts dazu sagen, ob ich wirklich..."
„Biggi, das... Das ist doch total egal. Wir werden Eltern, ich werde Papa, du wirst Mama. Das müssen wir... Das müssen wir feiern, Biggi. Was hältst du von einem kleinen Umtrunk? Nur du, ich und unsere Kollegen. Das... Das wird so wunderbar. ... Biggi, ich freue mich so." Thomas sprang aus dem Cockpit der BK hinaus und wirbelte seine Biggi durch die eiskalte Winterluft.
„Thomas, bitte. Soll es unserem Kind schon vor der Geburt schlecht werden? Ich bin nicht scharf drauf, die erste Frau zu sein, deren Baby schon vor der Geburt schwindlig ist.", erklärte Thomas' Lebensgefährtin und der Pilot ließ Biggi sofort wieder runter, bevor er sagte: „Wann... Ab wann kannst du denn eigentlich nicht mehr fliegen? Ich meine, was wir manchmal in unseren Einsätzen mitmachen müssen... Ich will nicht, dass du weiterhin mit unserem Baby..."
„Das macht doch nichts, Thomas. Ich passe schon auf unser Baby auf." Biggi schaute zu ihrer BK 117 und lachte kurz, bis Thomas verstand, dass sie etwas ganz anderes gemeint hatte, als er.
„Ich meine das Baby in deinem Bauch. Das Baby, das du unter deinem Herzen trägst.", schwärmte der Pilot bereits jetzt von seinem Nachwuchs.
Klar, er wusste, wie lange so eine Schwangerschaft dauern konnte, doch jetzt war es etwas ganz besonderes. Diesmal bekam seine Kollegin, seine Biggi, ein Baby von ihm. Und er würde sie auf Händen tragen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Ihre Haare wehten im Wind und brachten Thomas' Gefühle gleich noch mehr durcheinander. Die Gefühle für das ungeborene Baby, das Biggi laut einem Schwangerschaftstest unter ihrem Herzen trug und das vielleicht gerade mal so groß wie eine Erdnuss war, das war für den Piloten Grund genug, sich von Anfang an um das leibliche Wohl der werdenden Mutter zu kümmern.
„Ich liebe dich, Biggi. Du bist alles für mich. Ich... Ich wünschte, wir könnten die Zeit vorspulen."
„Thomas, die nächsten 9 Monate werden wie im Flug vergehen, glaub mir. Ich kenne mich damit aus. Aber wehe, du machst dich dann in ein paar Monaten über mich Qualle auch noch lustig. Ich bin schon jetzt froh, wenn ich unser Baby aus mir draußen haben."
„Wie wollen wir den kleinen Piloten denn nennen? Also ich fände ja Leon passend. Oder wie wäre es mit Luis?", fragte Thomas und grinste frech, als Biggi sofort einsprang und erklärte: „Das sind doch beides Namen für einen Jungen. Was ist denn, wenn wir ein Mädchen bekommen?"
„Die Kleine bekommt auch einen wunderschönen Namen. Eigentlich ist es mir auch egal, was wir bekommen werden. Ob wir einen Sohn bekommen. Oder ein Mädchen. Hauptsache der Kleine" Thomas grinste erneut. „Hauptsache der Kleine ist gesund und munter und wir müssen uns nicht kurz nach der Geburt auch noch Sorgen machen. Darauf habe ich nämlich so gar keine Lust."
„Das kann man sich aber nicht immer aussuchen, Thomas. Und außerdem" Biggi schaute in die verschneite Landschaft. „Können wir von Glück reden, dass wir überhaupt mit einem Baby belohnt werden. Ich finde das ein riesen großes Geschenk des Himmels."
„Herr Höppler..." Thomas sprach den Chef der Medicopterbasis an, als dieser an den Piloten vorbeilief. „Kann ich bitte kurz mit ihnen unter vier Augen sprechen?"
„Natürlich, Herr Wächter. Das können sie gerne tun. Kommen sie doch gleich mit in mein Büro, ich habe gerade ein bisschen Zeit."

Weihnachtsstory 2015 [fertig]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt