Abschied

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Wegen euch zerstört mein ganzer Frust meine Seele. Ich habe gedacht, dass ich dieses Gefühl loslassen könnte, aber ich kann es nicht.  Ob ich jemals so werde, wie ihr zwei, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich das nicht möchte.  Immer wenn ich versuche die Legoteile zu einem Turm zu bauen, fällt der Turm zu Boden. Ich habe es aufgegeben ihn jedesmal aufzubauen. Alles läuft falsch bei mir. Ändern kann ich nichts. Nicht ich. Aber sie. Sie beide könnten es. Machen es aber nicht.  Die Legoteile lasse ich auf dem Boden liegen, damit ich den Schmerz zu spüren kann, wenn ich auf sie drauftrete. Doch ich spüre ihn nicht, denn den haben sie mir weggenommen.

Ich habe mich selbst belogen. Die ganzen Wohltaten versteckt in einer ganzen Lüge. Ich habe versucht mein neues Ich zu akzeptieren, habe mich hinter Lügen versteckt. Ich habe nie etwas daraus gelernt, was ihr beide mir beigebraucht habts. Und um ehrlich zu sein, ich will das auch nicht. Ich will meine Meinung äußern. Doch ich habe nichts zu sagen, denn ich habe mich im Nichts, das sich in meinem Inneren befindet, verloren. Den Kampf gegen mich selbst habe ich längst verloren, denn ich habe nie gewusst, dass ich jemals verlieren könnte. Sie haben mein Vertrauen missbraucht, mein Leben zerstört. Ich breche langsam zusammen. Ich muss mein eigenes Ich wieder finden. Das alte Ich. Etwas ist in mir drinnen, das mich festhält. Diese Selbstkontrolle, die mich langsam zerstört. Dieser Druck, der sich immer weiter in meinem Körper ausbreitet. Diese gefühlslose Atmosphäre. Ich bin müde. Müde von dem, was sie beide von mir verlangen. Wie sich mich unter Druck setzen und bei jeder Gelegenheit versuchen mich zu kontrollieren. Sie halten mich fest, weil sie Angst haben die Kontrolle über mich zu verlieren. All ihre Hoffnungen über mich zerfielen in einigen Sekunden vor ihnen auf den eiskalten Boden. Ich weiß, dass ich alles zu einem Ende bringen kann. Aber das werde ich nicht tun. Ich weiss wie es sich anfühlt, wenn jemand enttäuscht von dir ist.

Ich starre mein eigenes Spiegelbild an. Ich weiss es. Ich nehme meine Malsachen und male neben meinem Spiegelbild die hälfte des Spiegels an. Ich schleudere hastig meinen Pinsel durch das Zimmer. Die weiße Wand wird bekleckert. Farbe. So wollt ihr mich sehen. Diese Dunkelheit, diese Kälte, dieser Schmerz, alles ist wegen euch weg. Die Tränen, die über meinen Gesicht rinnen, zeigen den Verlust.

Niemals! Ich starre den Spiegel an. Eine Seite ist farbenfroh, die andere blass, alt und langweilig. Das bin ich. Ich. Das bin ich und niemand kann das ändern. Niemand. Nicht einmal sie beide. Nicht einmal ihr beide! Das blasse Spiegelbild lächelt mich an. Ich habe versucht meine inneren Gefühle durch ein Lächeln zu verdecken. Bis jetzt hat es reibungslos geklappt. Doch dies wird das letzte Lächeln sein, das ich mir noch selbst schenken werde, bevor ich alles zerstöre, was ihr beide aufgebaut habts.

Alles kommt wieder zurück. Die ganzen Gefühle, der Schmerz, die Angst und die Verluste. Nur eins wird nicht mehr zurückkommen. Meine Faust zerschlägt das gemalte Spiegelbild in tausend Scherben. Ich spüre den Schmerz unter meinen Füßen, die warme rote Flüssigkeit. Ich sammle die Legoteile und baue sie wieder zu einem Turm auf. Diesmal werden sie nicht zu Boden fallen. Sie werden stehen bleiben. Alles blieb für mich in diesem Augenblick stehen, doch der Turm blieb für immer stehen. Nur eins wird nie wieder zurückkommen. Es wird für immer und ewig in meinem Zimmer gefangen sein. Das, was ihr gedacht habts, dass ich werden kann, wir nie wieder zurückkommen. Nie wieder. Farben.

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