Kapitel 9

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Der nächste Morgen begann mit einem Wecker Klingeln. Ich schälte mich aus meinem Bett und zog meine Joggingsachen an. Auf leisen Sohlen verließ ich das Haus. Die kühle Morgenluft war angenehm auf der Haut. Ich steckte mir meine Ohrenstöpsel in die Ohren und lief los. Zuerst lief ich durch den Rosengarten, dann auf den Pavillon zu und schließlich eine Runden um den großen See. Unterwegs traf ich die Gärtner, die jeden Tag im Garten waren. Ich sah auf mein iPhone und merkte, dass ich noch Zeit hatte. Also lief ich noch einmal um das ganze Schloss herum. Nachdem mich um die nächste Ecke gelaufen war, blieb ich wie angewurzelt stehen. Brillenschlange stand vor meinem Fenster und sah hoch. In ihrer Hand hatte sie mehrere Eierkartons. Sie nahm ein Ei heraus und wollte es durch mein Fenster werfen. Schnell nahm ich mein iPhone heraus und stellte auf die Videofunktion. Brillenschlange schmiss mehrere Eier durch das Fenster. Ich hörte es krachen. Okaaay, das war wahrscheinlich mein Schrank, das nächste mein Schreibtisch und das danach mein Bett. Eigentlich das perfekte Timing. Ich hier mit Handy zum aufnehmen und Brillenschlange bei einer Sachbeschädigung. Mal sehen, was mir das Video noch bringen würde. Nachdem Brillenschlange verschwunden war, ging ich Duschen und dann zum Frühstück. Dann schrieb ich eine Nachricht an Max. Ich fragte ihn, ob er mir Brillenschlanges Nummer schicken könnte. Kurz darauf hatte ich sie. Nach der Schule würde ich mir ein zweites Handy mit einer Prepaidkarte besorgen, dann würde ich Brillenschlange das Video schicken. Mal schauen, was sie dazu sagen würde. Alberto, mein Fahrer, fuhr mich zur Schule. In der Schule versteckte ich schnell Brillenschlanges Hausarbeit über Seeadler und als Frau Sattler die Hausarbeiten einsammelte, konnte sie ihre nicht finden. Frau Sattler war nicht sehr begeistert. Geschah ihr Recht. Nach der Schule ging ich noch mit Max ins Eiscafé. Ich mochte ihn und es tat mir Leid, dass ich ihn da mit rein gezogen hatte. Ich beschloss, ihn in Zukunft aus meinem Krieg mit Brillenschlange raus zulassen. Als Max nach Hause ging, ging ich noch schnell in den Applestore und kaufte mir ein neues Handy. Ein iPhone 6s Plus mit 128GB in Gold. Weil es ja nicht kaputt gehen sollte, kaufte ich noch schnell eine Hülle. Ich werde meiner Mutter so ein Handy zum Geburtstag schenken. Meine Vater wird ihr ein MacBook schenken und mein Bruder ein iPad. Dann hatte ich ja jetzt auch noch ein Geschenk für meine Mutter. Schnell ging ich noch in die Post und holte mir eine Prepaidkarte. Zuhause ging ich sofort in mein Zimmer. Ming hatte die Eier wohl schon entfernt und mir noch ein paar Sandwiches hingelegt. Ich ging noch schnell runter und bedankte mich bei ihr.

Mein Vater wollte nicht, dass wir uns bei unseren Bediensteten bedankten, doch ich tat es eigentlich immer. Ich mochte es auch nicht, wenn Ming oder Alberto oder die anderen mich siezten. Irgendwie fühlte ich mich dann immer älter als ich wirklich war. Wenn mein Vater nicht zu Hause war, aßen unsere Bediensteten mit uns zusammen an einem Tisch, doch wenn mein Vater nach Hause kam, mussten sie in der Küche essen. Mein Vater war nur selten zu Hause, aber wenn er zu Hause war, hat es niemand leicht. Man darf nur sprechen, wenn man dran genommen wird und auf Deutsch sprechen ist nicht. Am liebsten spricht er auf Latein mit uns. Schöne Zeit mit der Familie heißt für mich meine Oma in Schottland in ihrem Cottage zu Besuchen. Sie spricht zwar kein Deutsch, aber ich spreche ja Englisch. Bei ihr ist es gemütlich, außerdem versteht sie sich mit meinem Vater nicht, sodass der nie mit kommt. Mir ist das eigentlich immer ganz recht.

Zurück in meinem Zimmer steckte ich das Ladekabel in die Steckdose und steckte die SIM-Karte rein. Dann schrieb ich die SMS an Brillenschlange. Die Reaktion ließ nicht lange auf sie warten: „Wer bist du und woher hast du meine Nummer und dieses Video?" Tja, das wüsste sie gerne, aber ich schrieb nichts. Wofür ich ihr das Video geschickt hatte, wusste ich nicht. Vielleicht würde es mir mal weiterhelfen.

Gerade war ich fertig, als es an der Tür klopfte. „Constanze? Ich bin's, Papa! Darf ich rein kommen."

Nein, eigentlich nicht. Aber er würde so oder so rein kommen. Tat er auch. Die Tür öffnete sich und mein Vater kam rein. „Constanze, diene Mutter hat gesagt, dass du in deiner letzten Griechisch-Arbeit nur 98% richtig hattest. Da frage ich mich, wie das sein kann. Hast du vorher nicht genug gelernt? Constanze, da müssen wir was tun. So geht das nicht weiter Constanze. Wie willst du denn mal dein Staatsexamen machen, wenn du nicht genug lernst? Also der Falko George hatte in seiner letzten Mandarin-Arbeit 100% erreicht. Aus dem wird noch mal was, aber bei dir bin ich mir da nicht so sicher." Das war wie immer. Kein „Hallo Constanze, geht es dir gut? Ist alles in Ordnung? Ich hab dich vermisst!" Aber das war ich mittlerweile gewohnt. Er wartete nicht auf meine Antwort und ging aus der Tür. Kurz darauf rief Ming von unten und ich ging zum Essen.

Beim Essen sagte niemand was. Doch dann brach mein Vater das Schweigen: „Constanze, deine Mutter und ich haben uns besprochen und sind uns wie immer einig." Bei diesen Worten rollte meine Mutter die Augen. Dass sie und mein Vater schon lange nicht mehr eine Meinung waren, war allen bewusst. „Wir werden dir einen Nachhilfelehrer suchen. Du wirst die nächsten Arbeiten nicht verhauen." Pff, andere Väter würden sich freuen, doch nicht meiner. Nachdem das Essen beendet war, ging ich hoch. Kein „Gute Nacht, schlaf gut.", aber gut.

Als ich im Bett lag, kam meine Mutter rein. Sie setzte zu mir auf mein Bett. „Constanze, ich finde nicht, dass du einen Nachhilfelehrer brauchst. Du weißt ja, wie Papa ist. Ich bin stolz auf dich! Aber ich sag dir, lange halte ich es nicht mehr mit deinem Vater aus." Ich schnaubte. „20 Jahre mit ihm verheiratet, du bist eine Heilige!" Meine Mutter lachte traurig. „Ach Constanze, du hast ja keine Ahnung." Dann ging sie aus meinem Zimmer und ich dachte noch an die Ehe meiner Eltern. Einmal hatte ich in einer Klatschzeitschrift gelesen, dass die Ehe meiner Eltern arrangiert worden war. Als ich meine Mutter danach fragte, hatte sie geantwortet, dass das völliger Unsinn sei. Aber wenn ich jetzt daran dachte... Es könnte was dran sein! Das würde ich am nächsten Tag übrprüfen. Dann schlief ich ein.



Feinde für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt