Kapitel 12

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Am nächsten Tag ging ich etwas früher in die Schule. Max war wie erwartet schon da. Ich schluckte. Sollte ich ihm wirklich alles beichten? Max war nett. Mit ihm hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass er keine Anforderungen an mich stellte. Er hatte es nicht verdient so behandelt zu werden! Ich würde ihm jetzt die Wahrheit sagen! Sofort!
Max strahlte mich wie jeden Morgen an und sagte: "Hey Constanze! Alles gut bei dir?" Noch wusste er von nichts. Ich konnte also noch einen Rückzieher machen, aber das wollte ich nicht! Also antwortete ich: "Hallo Max, mir geht es ehrlich gesagt gerade nicht so gut. Ich muss mit dir reden! Hast du gerade Zeit?" Verwundert schaute er mich an, doch dann folgte er mir auf eine Bank. Er sah mich an und ich begann zu erzählen: "Also, ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich fühle mich so mies dabei. Weil... Also... Ach man, das ist jetzt schwer für mich zu erklären!" Ich brach ab. Verzweifelt versuchte ich, mir die richtigen Worte zurecht zu legen, aber keine Formulierung erschien mir passend. Max schaute mich die ganze Zeit ernst an, dann forderte er mich auf: "Constanze, sags einfach!" Er hatte Recht. Das konnte ich nicht schön reden. Ich hatte einen Fehler gemacht und das konnte ich nicht wieder rückgängig machen.
Daher fing ich an zu erzählen:

"Mir ist die ganze Sache total unangenehm und glaub mir, ich würde sie am liebsten wieder rückgängig machen! Die Sache ist die, du bist ja schon länger in der Klasse und kommst ja mit allen sehr gut klar. Das hab ich sofort gemerkt und mein Vater hat immer gesagt, dass man solche Leute für sich gewinnen soll und das habe ich mir zu Herzen genommen. Er meint, niemand bräuchte Freunde. Anfangs hat es mir nichts ausgemacht und ich fand es nicht schlimm, aber wir haben ja schon viel Zeit miteinander verbracht und viel gechattet und ich habe gemerkt, dass mir das mit dir viel bedeutet. Ich mag dich wirklich sehr und es tut mir alles wahnsinnig leid! Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst, kann ich das verstehen und werde deine Entscheidung akzeptieren. Aber glaub mir, wenn ich könnte, würde ich alles wieder rückgängig machen!"

Jetzt war es raus. Ich fühlte mich gut und schlecht zugleich. Max schaute mich nachdenklich an. "Also hast du mich nur ausgenutzt?" Ich schluckte. "Ja." Max dachte nach. "Du hast es zu Hause nicht leicht, oder? Dein Vater stresst ziemlich? Ich hab die Schmierereien ja mitbekommen. Er setzt dich ziemlich unter Druck, oder?" "Ja, ich soll immer alles perfekt machen... Aber das rechtfertigt mein Verhalten nicht! Ich hab so ein schlechtes Gewissen, weil Ming gesagt hat, dass Freunde das Wichtigste sind und ich das vorher nicht verstanden hab und Leute immer nur für meine Zwecke genutzt hab und..." Max fiel mir ins Wort: "Constanze! Mach mal nen Punkt! Wenn dein Vater sowas sagt, dann ist er, verzeihung, wenn ich das jetzt so sage, ein Arschloch. Aber Ming kannst du fragen und jetzt komm, ich muss mir noch was zum essen holen!" Er umarmte mich und mir fiel ein großer Stein vom Herzen. Er hatte mir verziehen!
Wir bemerkten nicht, dass wir fotographiert wurden und erlebten am nächsten Tag eine Überraschung. Die Schülerzeitung erschien und die Schlagzeile lautete:  DIE NEUE. ALLES ÜBER CONSTANZE VON BAHLENBERG
Darunter prangte ein großes Foto, das mich und Max gestern auf der Bank zeigte. Die Autorin war May.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 08, 2016 ⏰

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