Ich las noch eine ganze Weile, bevor ich mich dazu entschloss noch ein bisschen an meiner Geschichte zu schreiben. Ich schrieb eine knappe Stunde, bevor meine Eltern wieder aufkreuzten und ich gezwungen war mich mit ihnen zu unterhalten. Normalerweise freute ich mich immer wenn wir uns alle zusammen unterhalten konnten, aber jetzt verkrampfte ich mich immer und versuchte mich über unverfängliche Themen zu unterhalten. Es gelang mir allerdings nicht immer wirklich.
„Also Schatz, erzähl mal; Bist du schon gespannt wenn du nächste Woche auf ein anderes Zimmer verlegt wirst?" Sprach mein Vater direkt etwas an, von dem ich noch gar nichts wusste.
„Ich werde verlegt? Davon wusste ich ja noch gar nichts." Ich sah meinen Vater und dann meine Mutter an. Aber Mom rang nur mit ihren Händen. „Mom...? Wann wolltest du mir denn das eröffnen?!" Ich sehe sie entgeistert an. Ich wollte auf kein anderes Zimmer. Mein Zimmer war zwar klein aber fein. „Der Arzt meinte es würde dir sicher gut tun wenn du jemanden hättest mit dem du dich mal unterhalten könntest. Ich wollte es dir ja noch sagen." Sie sieht zwar ehrlich zerknirscht aus und es würde mich nicht wundern wenn sie einfach vergessen hätte, schließlich ist ja momentan echt genug los. „Egal." Gebe ich zurück und verschränke die Arme vor der Brust. Die ganze Sache wäre ja gar nicht so schlimm, allerdings hatten wir schon Freitag. „Weiß man den schon mit wem ich auf ein Zimmer komme?" Ich hoffe inständig dass es ein kleines Mädchen sein wird. „Wahrscheinlich mit einer gewissen Stacey." Ich sehe Mom fragend an. Ich kenne keine Stacey. „Hat sie auch Krebs?" Meine Eltern zucken wie auf Kommando zusammen. Sie haben sich noch nicht damit abgefunden dass ich vielleicht sterben werde. Ich schon. Dann schüttelt Mom langsam den Kopf. „Sie war wohl magersüchtig..." Ich sehe sie erstaunt an. Normalerweise kamen immer Menschen mit gleichem oder ähnlichem Schicksal auf ein Zimmer. „Okay." Ich nickte stumm. Widerstand war hier wahrscheinlich zwecklos. Es entstand eine unangenehme Pause zwischen uns. Und während ich auf meine Schuhspitzen starrte, überlegte ich fieberhaft was ich noch sagen könnte. Gerade als ich fragen wollte wie es bei Dad auf der Arbeit lief, kam eine Krankenschwester und erklärte mir dass ich jetzt meine Tabletten nehmen sollte, und danach direkt ins Bett. Ich nickte, erleichtert darüber dass ich die unangenehme Stille nicht mit einer doofen Frage überbrücken musste. Ich gab Mom und Dad jeweils einen Abschiedkuss und ging mit großen Schritten auf mein Zimmer. Ich hoffe stark dass es nicht allzu sehr nach Flucht aussah. Als ich später im Bett lag, dachte ich darüber nach mich zu erkundigen wer diese Stacey war. Aber das war nicht mein einziger Gedanke. Ich stellte schweren Herzens fest dass meine Eltern und ich uns immer mehr voneinander entfernten. Ich war noch nie das Eltern bezogene Kind gewesen und jetzt sah es ganz danach aus, als würden wir uns komplett voneinander entfernen. Ich drehte mich zur Seite und eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange auf das Kissen. Ich wischte sie hastig weg, ich hasste es zu weinen. Das verband ich mit Schwäche, aber ich wollte nicht schwach sein. Ich durfte eigentlich keine anderen Tabletten mehr nehmen, wenn ich sie selbst mitgebracht hatte, weil wir nicht wussten ob sie sich mit meinen anderen Tabletten vertrugen, aber ich wollte nur noch, dass diese fürchterlichen Gedanken aufhörten durch meinen Kopf zu geistern. Ich nahm also eine Schlaftablette und noch während ich mich hinlegte, umnebelte mich schon die angenehme Dunkelheit. Und schon schlief ich friedlich ein.
Heute nur ein kurzes Kapitel weil ich keine Zeit habe, aber morgen kommt wieder ein längeres. Meine Frage heute gehört nicht direkt zu dieser Geschichte, aber ich stelle sie trotzdem. Welches Buch lest ihr gerade? Ich lese gerade Insurgent:)
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Legendary
Short StoryClaire lebte schon immer sehr zurück gezogen und war lieber in der Bücherei, als unter Menschen. Als sie ihre Krebs Diagnose bekommt, verbringt sie viel Zeit mit dem Schreiben und versucht in ihrer verbliebenen Zeit soviel wie möglich zu schreiben...