Mystic Falls, 1864:
„Wie lange dauert es denn noch, bis wir endlich bei dieser Lockwood-Plantage ankommen?", fragte Katherine Pierce genervt, als sie zusammen mit Amaranta und Emily Bennet in einer Kutsche saß, die die drei Damen nach Mystic Falls, einer kleinen Stadt in Virginia, brachte.
In den vergangenen vier Jahren hatte sich Amaranta an Katherines Charakter und Launen gewöhnt. Ihre Doppelgängerin war meist skrupellos und tat, was für sie und ihr Überleben am Vorteilhaftesten war, ohne auf die Leben ihrer Mitmenschen zu achten.
In dieser Ansicht war Katherine genau wie Amarantas wahre Schwester.
Doch dann gab es wenige Augenblicke, in denen sie sehen konnte, dass Katherine -tief in ihrem Inneren versteckt- immer noch ein Stück Menschlichkeit besitzt.
Die Doppelgängerin hatte Amaranta geduldig über jeden Fortschritt der Menschheit in den letzten Jahrhunderten aufgeklärt. Aber warum sie sie aus ihrem todesähnlichen Schlaf aufgeweckt hatte, wurde ihr noch nicht verraten.
Die Ältere hatte nach ihrem Erwachen versucht jedes bisschen an Information aufzusaugen und hatte aufmerksam den Worten von Katherine gelauscht, besonders, als diese ihr von den Vampiren erzählte, eine neue Spezies von Lebewesen, die mit den sogenannten Urvampiren ihren Ursprung fand, und dass ihre Doppelgängerin seit mehr als 300 Jahren selbst einer dieser blutsaugenden Wesen ist.
Und so hat diese ungewöhnliche Partnerschaft zwischen ihnen angefangen.
Amaranta hatte keine Angst vor Katherine. Warum sollte sie auch? Sie ist ein Jahrhunderte altes, Wesen und nichts konnte sie töten. Zumindest nichts, dass der Welt bekannt war.
Im Gegensatz zu den Vampiren war sie wahrlich unsterblich.
Katherine wusste, dass sie kein Blutsager war, aber dennoch nicht sterben kann. Immer wieder hatte sie Amaranta nach ihrem Geheimnis gefragt, warum sie um keinen Tag alterte, wenn ihr Herz doch regelmäßig schlug, wie sie all die Jahre in dem Sarkophag überleben konnte, warum sie versteinert war, doch ihre Fragen blieben immer unbeantwortet. Nach einiger Zeit hatte sie aufgehört Fragen zu stellen, doch ihre Neugierde war nicht versiegt. Sie versuchte auf anderen Wegen an Antworten zu kommen.
„Nicht mehr weit, glaube ich! Das war gerade der Ortseingang von Mystic Falls", antworte Emily, die Zofe von Katherine, geduldig.
„Gut!"
Die Kutsche verlangsamt sich auf einmal und blieb dann mitten auf der Straße stehen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte Katherine gereizt und Emily sah aus dem Fenster.
„Es sieht so aus, als hätte ein Gentleman Probleme mit seiner Kutsche."
„Wenn das so weiter geht, werden wir bis Sonnenuntergang nicht ankommen!", seufzte Katherine, während Amaranta nur lächelte.
Sie war nicht so ungeduldig wie ihre jüngere Doppelgängerin, sondern amüsierte sich.
„Was spielt es für eine Rolle, wenn-" Plötzlich hörte Katherine auf zu sprechen und sah wie gebannt aus dem Fenster der Kutsche.
„Wer ist das? Er sieht so unglaublich gut aus", murmelte Katherine, während sie den jungen Mann, der Probleme mit seiner Kutsche hatte, fasziniert ansah. Amaranta blickte nicht aus dem Fenster, sondern lachte über Katherines Faszination.
Der Kutscher der Kutscher der drei Damen stieg wieder auf seinen Bock und langsam fuhr die Kutsche weiter.
„Was denkst du, Emily? Würde die Familie dieses Gentleman zwei arme Waisenkinder aus Atlanta aufnehmen?", fragte Katherine, ohne den Mann aus den Augen zu lassen.
Und Emily kicherte nur als Zustimmung.
***
Stefan Salvatore stand alleine auf der Veranda vor dem Anwesen seiner Familie. Sein Vater hatte ihm nur wenige Stunden zuvor mitgeteilt, dass er zwei junge Schwestern aus Atlanta, die beide Elternteile in einem Feuer verloren hatten, bei sich aufgenommen hatte und sie nun für eine unbestimmte Zeit bei ihnen wohnen würden.
Doch Guiseppe Salvatore hatte einen wichtigen Termin, bei dem er erscheinen musste, also konnte er die Damen nicht empfangen. Nun sollte anstatt des Hausherrn sein jüngster Sohn die beiden willkommen heißen.
Langsam fuhr eine Kutsche in Richtung des Salvatore-Anwesens und Stefan stellte sich augenblicklich aufrecht hin, während er darauf wartete, dass das Gefährt stehen blieb.
Der Kutscher öffnete so schnell wie möglich wie Kutschentüre und half einer Zofe hinaus.
Dann stiegen die beiden Schwestern aus der Kutsche und als eine von ihnen Kopf hob, sodass er das Gesicht unter dem Hut erkennen konnte, erblickte er einen Engel.
Das Mädchen war wunderschön und er musste sich zusammenreißen, dass er sie nicht anstarrte.
Eilig stieg er die Treppen hinab, um die Damen zu begrüßen.
„Sie müssen die Schwestern Pierce sein", sagte er mit rauer Stimme. Das Mädchen vor ihm lächelte ihn freundlich an.
„Bitte, nennen Sie mich Katherine!" Elegant knickste sie, während er ihre behandschuhte Hand ergriff und diese küsste.
Äußerst widerwillig, da er die Augen nicht von der wunderschönen Erscheinung vor ihm nehmen wollte, wandte Stefan sich nun zu der zweiten Schwester und hielt inne.
Er blickte in die gleichen mandelförmigen Augen wie er es zuvor bei Miss Katherine getan hatte. Ihm wurde nicht gesagt, dass es sich bei den Schwestern um Zwillinge handelte, die sich wie ein Ei dem anderen glichen.
„Sie müssen die Schwester von Miss Katherine sein."
Ein ganz kleines Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mädchens, das nur einen Augenblick zuvor ungläubig ihre Augen aufgerissen hatte.
„Die bin ich. Nennen Sie mich doch bitte Amaranta!"
Sie sprach mit genau der gleichen samtweichen Stimme wie Miss Katherine und Stefan fragte sich, ob er es je schaffen würde, die beiden Schwestern unterscheiden zu können.
Freundlich lächelnd wandte sich der jüngere Salvatore sich nun zu Katherine. Mit einer ausladenden Geste zeigte er auf das Anwesen.
„Es ist mir eine Freude, Sie bei uns willkommen zu heißen! Wenn ich Ihnen nun Ihre Gemächer zeigen dürfte!"
***
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Amaryllis [Klaus Mikaelson]
Fiksi Penggemar„Die Ewigkeit ist wirklich lang. Vor allem, wenn man alleine ist. Und ich spüre diese Leere in mir. Ununterbrochen." ~ Als Katherine Pierce Geschichten von einem schlafenden Dämonen hört, der älter und mächtiger als die Ur-Vampire sein soll, versch...