You're my Brother. Forever.

196 11 6
                                    




Die große Halle ist komplett zerstört. Überall sind Schüler, die weinen und schreien. Hinter uns kommen noch mehr Leute unter ihnen auch Lehrer, die sich schnellstmöglich einen Weg zu den Trümmern bahnen.

Meine Augen suchen sofort meinen Bruder Jason, doch anstelle von ihm sehe ich nur Calvin, meinen ein Jahr jüngeren Bruder, mit dem ich mich noch nie wirklich gut verstanden habe. Trotzdem eile ich auf ihn zu, denn Rose und James sind ebenfalls zu ihren Geschwistern gerannt und irgendwie sorge ich mich schon noch um meinen kleinen Bruder.

Dieses Schuljahr hat mich um einiges verändert. Ich fühle plötzlich etwas. Dieses Mal Sorge und vorhin als ich mit Rose in meinem Bett gelegen habe, war da ja auch dieses Kribbeln im Bauch! Ich bin mir sicher, dass dies ebenfalls ein Gefühl ist...

"Liam! Da bist du ja! Ich habe schon gedacht dir ist etwas passiert. Ich war auf dem Weg von Quidditchfeld zurück, als es passiert ist. Wo ist Jason?", fragt er mich und klingt auch etwas besorgt. "Keine Ahnung! Ich habe gehofft, dass er bei dir ist!", entgegne ich ihm, während ich meinen Blick nochmals über die Halle schweifen. Ich sehe wie Hugo Weasley mit einer Trage weg getragen wird und Rose weinend mit läuft. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen, doch ich muss mich als erstes um meine eigene Familie kümmern.

"RUHE!", ruft eine zerstreute Professor McGonnagall und alle sind augenblicklich still. "Alle volljährigen Schüler dürfen, wenn sie wollen hier bleiben und nach weiteren Verletzten suchen. Alle Anderen gehen bitte ohne Umwege in ihren Gemeinschaftsraum. Da der Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs gewissermaßen unter der großen Halle liegt, werden alle Hufflepuffs anderen Häusern zugeteilt. Erst-, Zweit- und Drittklässler folgen bitte den Ravenclaws, Viert- und Fünftklässler bitte den Slytherins und Sechst- und Siebtklässler gehen mit den Gryffindors. Die Vertrauensschüler haben nun die Verantwortung für ihre Häuser. Ich verlasse mich auf Sie. Ich bitte Sie ebenfalls, auch wenn es schwer ist, den Krankenflügel nur mit der Erlaubnis eines Lehrers aufzusuchen. Versuchen Sie einigermaßen zu schlafen."

Als sie mit ihrer Rede fertig ist, verlassen Calvin und ich widerwillig die Halle. Vor dem Gemeinschaftsraum gibt es einen riesigen Stau und neben mir versucht ein Viertklässlerer aus Hufflepuff neugierig einen Blick auf den Eingang zu erhaschen. Normal würde ich ihn jetzt provozieren, doch im Moment bin ich nicht wirklich in Stimmung dazu.

Im Gemeinschaftsraum angekommen rufen alle Vertrauensschüler wild umher, darunter auch Ben. Ich verstehe kein Wort bis Henry Blake, der Schulsprecher, sie mit verstärkter Stimme zum Schweigen bringt. "Gut, an alle Slytherins: Ich will, dass ihr alle in eure Schlafsäle geht und diese nicht verlässt, ehe ihr die Erlaubnis eines Vertrauensschüler, eines Lehrers oder von mir erhält. Geht jetzt! Und die Hufflepuffs: Ihr wartet hier, bis ich euch einem Schlafsaal zugeteilt habe." Als wir langsam die Treppe zu den Jungen-Schlafsälen hochgehen, höre ich, wie Blake die Hufflepuffs einteilt.

"Schön, hören mich alle? Ihr werdet heute Nacht auf Matratzen schlafen, da so auf die Schnelle nicht genug Platz für ein weiteres Himmelbett geschaffen werden kann. Die Türen mit den Schlafsälen sind angeschrieben. Nun den. Ihr da geht zu den Erstklässlern, ihr zu den Zweitklässlern, ihr zwei zu den Drittklässlern, du und du zu den Viertkl...", mehr konnte ich nicht mehr hören, denn ich musste ja, obwohl ich ziemlich getrödelt habe, den Schlafsaal betreten.

Nach ein paar Minuten klopft es an der Tür und auf Sams 'Herein?' betreten zwei Jungen den Raum. "Ähm Hi ich bin Dylan Armstrong und das ist Jaxon Cook. Ich bin in der Vierten und er ähm in der Fünften. Wir ähm müssen uns mit euch ähm ein Zimmer teilen.", sagt der grössere von beiden und wartet scheinbar auf eine Reaktion unserer Seits, doch sie kommt nicht. "Ähm ja wir ähm werden uns dann Mal auf die nicht vorhandenen Matratzen legen oder?", sagt er und ich merke erst spät, dass dies ein Witz sein sollte. "Mach das und hör auf zu reden du Schwachkopf.", erwidert Scorpius genervt und ich stimme ihm mit einem kurzen Lachen zu.

"Ja aber wo sind denn die Matratzen?", fragt der kleinere mit einer merkwürdig hohen Stimme für einen Fünftklässler. "Sehen wir aus wie der Informationsschalter?", fragt nun Sam ebenfalls genervt. Damit hat er Cook wohl ziemlich eingeschüchtert, denn er murmelt etwas von 'Entschuldigung' und verkriecht sich immer mehr in Richtung Türe.

Dann, nach etwa zehn Schweigeminuten kommt Blake ins Zimmer, wirft gestresst zwei Matratzen herein und schließt die Türe ebenso abrupt, wie er sie geöffnet hat. Die beiden Hufflepuffs legen die Matratzen irgendwo zwischen den Betten auf den Boden und nach kurzer Zeit ist der ganze Schlafsaal eingeschlafen. Außer ich. Ich liege noch hellwach, schaue mein einziges Bild, das ich von Jason habe, an. Es ist ein zerknittertes Schulbild aus der Sechsten. Als ich das Bild so anschaue, frage mich, ob Jason in seinem Schlafsaal liegt, im Krankenflügel versorgt wird oder ob er.... Nein! Ich darf nicht an so etwas denken! Ich darf nicht!

Nach langem Überlegen und Gedanken verdrängen, schlafe ich schließlich ein. Doch schon Nach kurzer Zeit werde ich grob wachgerüttelt. Als ich die Augen öffne, steht Professor Slughorn verschwitzt, verwundet und nicht gerade in bester Stimmung vor mir. "Liam! Stehen sie bitte auf.", versucht er so sanft wie möglich zu sagen, was ihm aber nicht wirklich gelingt. "Was ist passiert Professor?", frage ich ihn und kann die Angst in meiner Stimme nicht unterdrücken. Die ganze Zeit muss ich an Jason denken. "Ziehen sie sich an. Ich warte im Gemeinschaftsraum.", sagt er immer noch in gedrückter Stimmung.

Ich tue also wie mir geheißen und ziehe meine einfach irgendwelche Kleider an. Es ist mir egal, ob sie passend sind. Als ich den Gemeinschaftsraum betrete, steht Calvin ebenfalls da. Jason nicht. "Folgen sie mir bitte.", meint nun der Professor, als er mich gesehen hat. Ich tausche einen Blick mit Calvin und merke sofort, dass er das selbe wie ich denkt.

"Wohin gehen wir Sir?", fragt Calvin, als wir die Treppe von den Kerkern hochgehen. Ich bin mir ziemlich sicher, die Antwort zu kennen, doch Slughorn antwortet nicht.

Nun stehen wir vor dem Krankenflügel. Slughorn klopft sanft und sofort wird die Türe von einer gestressten Mme Pomfrey geöffnet. "Ah gut das Sie endlich da sind Mr. und Mr. Felton. Folgen Sie mir.", sagt sie. Als wir an den vielen Betten im Krankenflügel vorbei laufen, sehe ich immer wieder bekannte Gesichter. Unter ihnen auch Hugo und Fred Weasley, Nathalie Carter aus meinem Jahrgang, Rolf Smith der Stadionsprecher aus Hufflepuff und Moment! Albus Potter!

Als ich kurz vor Als Bett stehen bleibe, werde ich sofort von Mme Pomfrey mitgezogen. "Kommen Sie jetzt Mr. Felton! Zu Mr. Potter können Sie auch noch später!", sagt sie nicht allzu freundlich und immer noch deutlich gestresst.

Als wir vor einem Bett fast am Ende des Krankenflügels stehen bleiben, traue ich mich zuerst nicht zu schauen, wer dort liegt. Als ich es schlussendlich doch tue, wünsche ich mir, ich hätte es gelassen. Dort liegt nämlich kein anderer als Jason. Mein großer Bruder. Ich schliesse die Augen und fange innerlich an zu beten, dass es ihm gut geht. Ich habe nie an einen Gott geglaubt, doch wenn es wirklich einen geben sollte, hoffe ich, dass er mich vor einem Unheil bewahrt.

"Wie... Wie geht es ihm?", fragt Calvin schließlich leise. Mme Pomfrey braucht einen Moment, bis sie gebrechlich antwortet: "Er... Es tut mir so Leid. Er... Er ist von uns gegangen, noch bevor wir ihn gefunden haben."

Ich starre sie an. Es ist still. Totenstill. Dann fange ich an zu schreien und es ist mir egal, dass hier Leute schlafen: "NEEEEIIIIINNN!!!! SAGEN SIE MIR, DASS DAS NICHT WAHR IST!" Als aber keiner mich anfängt auszulachen, weil ich auf den Witz hereingefallen bin und Jason sich immer noch nicht regt, weiß ich, dass es wahr ist. Ich merke, wie ich langsam immer blasser werde, drehe mich abrupt um und renne aus dem Krankenflügel. In der Tür stoße ich beinahe mit meiner Familie, die eben den Raum betritt zusammen. Ich ignoriere sie und renne weiter. 

Da mir niemand zu folgen scheint, setze ich mich an die Wand gelehnt und lasse meinen Tränen freien Lauf. Es gibt also doch keinen Gott. 

Durch einen Tränenschleier sehe ich, wie eine Gestalt immer näher kommt, bis sie sich neben mich setzt. "Komm, wir wollen nach Hause", höre ich die Stimme meines Vaters sagen. "Verschwinde!", befehle ich ihm, doch er bleibt sitzen. "Komm mit Liam!", befiehlt er nun ebenfalls, doch ich ignoriere ihn. "Jetzt Liam. Du bist bestimmt müde.", meint er wieder und ich höre das Verlangen mich anzuschreien in seiner Stimme. Wahrscheinlich reißt er sich nur zusammen, da wir hier in einer Schule sind.

Da ich mich aber noch immer nicht bewege, packt er mich grob und will mich hochzerrren, doch ich wehre mich und setze mich wieder hin. Seufzend erhebt er seinen Zauberstab gegen mich und bis ich realisiert habe, was er will, ist es schon zu spät. "Pertificus Totalus." 

Ich hasse ihn.

The Enemy (Next Generation HP)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt