Jisbon

OS #1: Truth Or Dare

"Oh verdammt!!"

Erstaunt drehte Lisbon sich zu Rigsby um, der fluchend gegen seinen Wagen trat. Der heftige Wind zersauste ihr dunkles Haar, sie konnte nichts mehr sehen vor lauter Strähnen im Gesicht.

"Was ist denn los?", rief sie ihm über den verlassenen Parkplatz zu.

Er zuckte die Schulter, warf noch einmal einen bösen Blick auf den schwarzen Chevrolet.

"Da geht nichts mehr!"

Sie seufzte und ging auf ihren Kollegen zu.

"Kann Sie nicht irgendjemand mitnehmen? Cho?"

Rigsby schüttelte aufgebracht den Kopf.

"Ich hab heute Cho abgeholt, weil sein Wagen in der Werkstatt ist."

"Grace?"

"Fährt mit dem Bus."

Aufmunternd lächelte sie ihn an.

"Naja, wenigstens sind Sie nicht der einzige, der hier fest sitzt."

Es war eine Unwetterwarnung über den gesamten Staat Californien verhängt worden. Die letzten öffentlichen Verkehrsmittel waren schon vor Stunden außer Betrieb genommen worden, der Wind wurde von Minute zu Minute stärker und es schien nicht mehr lange zu dauern, bis das Unwetter so richtig in Fahrt kommen würde.

Rigsby sagte etwas, doch obwohl Lisbon ihm direkt gegenüber stand, konnte sie kein Wort verstehen. Alles, was sie hörte, war das Rauschen des mittlerweile schon orkanartigen Windes. Kurzerhand machte sie kehrt und wandte sich dem CBI-Gebäude zu. Mit einer Handbewegung und aufforderndem Blick bedeutete sie Rigsby, dasselbe zu tun.

Kurz darauf im Großraumbüro.

Grace seufzte.

Cho raschelte, als er eine Seite seines Buches umblätterte.

Grace seufzte.

Rigsby gähnte.

Janes regelmäßige Atemzüge waren von seiner alten Ledercouch zu hören.

Grace seufzte.

Lisbon kippte den letzten Schluck ihres Kaffees hinunter. Der fünfte an diesem Abend.

Irgendein Wachmann im Treppenhaus klimperte mit seinem Schlüsselbund.

Das Licht flackerte.

Cho blätterte wieder um.

Grace seufzte.

Lisbon seufzte.

Rigsby quietschte mit seinem Bürostuhl.

Jane begann, eine leise Melodie zu summen.

Cho knallte genervt das Buch auf den Schreibtisch.

Rigsby, Grace und Lisbon sahen mäßig erstaunt zu ihm hinüber.

Jane murmelte etwas.

"Ich dreh' hier noch durch!", beschwerte sich Cho.

"Ich hab Hunger", maulte Rigsby.

"Mir ist langweilig", tönte Jane aus der Ecke.

Grace seufzte.

"Klappe!", keifte Lisbon gereizt. "Vor allem Sie, Jane!", schob sie nach.

"Wir könnten ja was spielen", schlug Grace schließlich zaghaft vor.

"Flaschendrehen!" Jane richtete sich interessiert auf.

Und da der Rest der Truppe zu faul war, Einwände zu erheben, saßen sie schon bald darauf in einem Kreis auf dem Boden, in der Mitte eine leere Wasserflasche.