(Anm. d. Autorin: Fortsetzung zu OS #3 Kiss Me)
In dieser Nacht hatte Lisbon ihren blonden Berater nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ob sie darüber nun froh oder eher traurig sein sollte, wusste sie selbst nicht so recht. Auch Rigsby hatte sie nicht mehr gesehen, wobei diese Tatsache ihrem eigenen Verhalten geschuldet war. Sie hatte den jüngeren Kollegen aktiv gemieden, war ihm aus dem Weg gegangen, wo sie nur konnte. Auch, wenn sie sich zunächst nichts hatte anmerken lassen, es war ihr natürlich verdammt peinlich gewesen, in dieser doch sehr heiklen Situation erwischt zu werden.
Erschöpft und völlig übermüdet saß sie nun, am Vormittag des nächsten Tages, erneut an ihrem Schreibtisch und starrte auf die aufgeschlagene Akte vor ihr. Lisbon hatte nun schon zum vierten Mal begonnen, den Text zu lesen, und noch immer hatte sie keinen blassen Schimmer, was er ihr versuchte mitzuteilen. Einerseits war sie einfach hundemüde. Sie war erst weit nach Mitternacht nach Hause gekommen, und heute bereits um 7 Uhr morgens wieder im Büro gewesen. Das konnte man schon keine Überstunden mehr nennen! Andererseits wanderten ihre Gedanken immer wieder zu der Sache, die am vorherigen Abend genau hier vorgefallen war. Immer wieder, ohne Vorwarnung, schlich sich Jane in ihre Gedanken, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und weigerte sich, wieder zu verschwinden.
Sie kam nicht los von den Bildern, wie er sie voller Begehren angesehen hatte, die Erregung in seinem Gesicht, seinen Zügen. Und immer wieder seine Augen. Seine weichen, blonden Locken. Sein unglaublicher Oberkörper. Und wieder seine Augen. Diese konnte sie am allerwenigsten vergessen. Seine Augen.
War er heute überhaupt hier? Sie hatte ihn noch nicht gesehen, normalerweise hätte er um diese Zeit schon längst einmal in ihr Büro schneien müssen – ohne anzuklopfen, versteht sich -, oder zumindest dösend auf seiner Couch im Großraumbüro liegen. Doch Fehlanzeige. Nicht einmal in der Küche hatte sie ihn gesehen. Patrick Jane hatte sich heute noch keine Tasse Tee geholt. Und das grenzte nun wirklich an ein Weltwunder.
Seufzend erhob sie sich aus dem Bürostuhl und verließ ihr Büro, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, wäre sie fast mit Grace zusammengestoßen. Die Rothaarige war so in eine Akte vertieft gewesen, dass sie ihre Vorgesetzte nicht bemerkt hatte. Diese hatte, in ihren Gedanken an Jane verloren, nur noch im letzten Moment den roten Haarschopf wahrgenommen und blieb gerade noch rechtzeitig abrupt stehen.
„Grace!", meinte Lisbon mit mahnendem Unterton.
„Tut mir leid, Boss!", beteuerte die junge Kollegin sofort.
„Naja, übermüdet sind wir alle. Sagen Sie, haben Sie Jane gesehen?"
Grace dachte einen Moment nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, heute noch nicht. Vielleicht ist er ja wieder auf dem Dachboden."
Und schon war Teresa auf dem Weg dorthin. Während sie die Treppen hinaufstieg, dachte sie weiter über den gestrigen Abend nach. Sie wusste ja selbst nicht, was sie davon halten sollte. Was, wenn Jane es bereute? Sich gar dafür schämte? Vielleicht war das ja der Grund dafür, dass er heute noch nicht aufgetaucht war. Er schämte sich, vor ihr und vor Rigsby, und sowieso vor allen, die davon wissen könnten, und er wollte sie nicht sehen.
Vielleicht, ja, vielleicht wollte er sie gar nie wieder sehen?
Vielleicht sollte sie doch besser zurück an ihren Arbeitsplatz gehen und ihn dort oben allein sein lassen?
Gerade, als sie diesen Gedanken dachte, kam sie oben an. Sie stand vor der schweren Eisentür. Sie war – wie immer - verschlossen.
Sollte sie wirklich ...?
Bevor sich Intuition und Vernunft weiter streiten konnten, hatte ihre Hand schon selbst eine Entscheidung getroffen und fest an die Tür geklopft.
Es tat sich rein gar nichts.
Sie klopfte noch einmal, rief dabei zögerlich „Jane?".
Nun hörte Lisbon Schritte auf der anderen Seite. Er kam näher.
Wollte sie ihn eigentlich wirklich sehen?
Nun war es zu spät um wegzulaufen, denn die Tür wurde einen Spalt breit aufgeschoben und Jane linste heraus.
„Lisbon", sagte er nur.
„Jane", stellte sie sehr intelligent fest.
Ein kurzer Moment unangenehmen Schweigens folgte.
„Sie ... Sie waren heute noch nicht im Büro", meinte Lisbon schließlich.
Jane zuckte die Schultern. „Ich denke, Sie schaffen das auch ganz gut allein."
„Gibt es ... einen speziellen Grund, weshalb Sie hier geblieben sind?"
„Ich habe nachgedacht."
Während er das sagte, sah er sie mit einem durchdringenden Blick an. Sie verlor sich nur erneut in seinen Augen; und da waren sie wieder, die Bilder des gestrigen Abends.
Schnell verdrängte sie diese Gedanken aus ihrem Kopf, versuchte, dem Blick aus diesen schönen Augen standzuhalten.
„Können wir reden?", meinte Jane dann zögerlich, fast unsicher.
Lisbon nickte nur, und er schob die Tür weiter auf und trat zur Seite, um sie in den Raum zu lassen.Nun standen sie sich gegenüber. Die Sonne schien hell durch das vertaubte Glas des großen Fensters herein, und Jane und Lisbon sahen sich gegenseitig an und warteten darauf, dass der andere etwas sagen würde. Nur ein Wort. Irgendetwas, das die Situation angenehmer machen würde.
„Bereust du's?", sprach Jane plötzlich in die Stille hinein.
„Nein", hörte Lisbon sich selbst sagen, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, „Tust du's denn?"
„Nein", hauchte er.
Dann herrschte wieder Schweigen. Schonwieder dieses elende, unangenehme Schweigen. Woher kam das denn so plötzlich? Bisher hatten sie immer miteinander reden können. Und Stille zwischen ihnen war nie unangenehm gewesen. Bis heute.
„Ich ...", begann Lisbon schließlich, „ich fand es recht frustrierend, dass wir unterbrochen wurden."
Gelinde ausgedrückt. Sie war fast die ganze Nacht wach gelegen und hatte darüber nachgedacht. Und nicht nur einmal hatte sie sich die Frage gestellt, was wohl geschehen wäre, wäre Rigsby nicht hereingeplatzt.
„Ich auch" Ein Lächeln schlich sich auf Janes Lippen.
Teresa spürte, wie sie errötete. Sie glaubte beinah, ihre Wangen würden vor Hitze schmelzen.
„Können wir ... willst du ...", stotterte Jane zusammen. Dann hielt er kurz inne, bevor er einen neuen Versuch startete. „Von mir aus, also, wenn du möchtest ... können wir später gern da weitermachen, wo wir gestern unterbrochen wurden."
Lisbon sagte zunächst einmal gar nichts. Sie wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte. Wäre es nicht unangebracht, jetzt einfach mit ja zu antworten? Und was wäre danach? Das hier war ganz klar eine Verabredung zum Sex, aber danach? Ja, was war danach? Wie sollte es dann weitergehen mit ihr und Jane? Wollte er mehr? Und wollte sie mehr? Was wollte sie überhaupt?
Ihn, das war klar. Wenn sie einmal ganz ehrlich war, fand sie ihn gar nicht so übel. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie sich vielleicht sogar in ihn verliebt. Jedoch bleib die Frage, wie weit sie bereit war zu gehen.
Und was war es eigentlich von seiner Seite aus? Würde er denn jemals fähig sein, sie zu lieben? – Wollte sie das überhaupt? – Oder war das für ihn nur Spaß? Sah er in ihr nur eine Gelegenheit zur Befriedigung seines Sexualtriebes oder doch mehr?
„Teresa?", fragte er verunsichert nach und holte sie so in die Realität zurück.
„Ich ...", sie zögerte.
„Wenn du nicht willst, dann ... also, ich will dich nicht bedrängen ..."
„Nein, nein, Patrick, es ist nur ... ich weiß nicht ... naja, was ist danach?"
Jane zögerte einen Moment. „Ich weiß es nicht", murmelte er dann.Als es um zehn Uhr am diesem Abend bei Lisbon klingelte, zitterte sie fast vor Nervosität. Als sie geöffnet hatte, beruhigte sie sich jedoch ein klein wenig, da sie bemerkte, dass es Jane selbst nicht wesentlich besser ging.
„Hey", meinte sie mit verdammt nervösem Unterton.
„Hey", gab er mit etwas festerer Stimme zurück.
Da standen sie nun also. Es war noch schwerer, als Lisbon es sich vorgestellt hatte. Wäre diese Sache gestern nicht vorgefallen, wäre er einfach nur Jane gewesen. Er wäre einfach so vorbeigekommen, sie hätte ihn herein gebeten und ihm einen Tee angeboten. Aber so? Sie wussten beide, was folgen würde, nur fand keiner eine passende Überleitung. Man konnte doch nicht von der Türschwelle direkt ins Schlafzimmer stolpern – oder etwa doch?
„Du bist nervös", stellte Jane schließlich in den Raum.
„Erzähl mir nicht, du wärst das nicht", erwiderte sie.
Er schmunzelte. „Touchè"
Wieder einen Moment lang Schweigen.
„Du brauchst nicht nervös zu sein", meinte er dann, „Es bin doch nur ich."
„Das ist es ja gerade"
Daraufhin grinste er. Und bevor sie sich's versah, gab er ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Nachdem sie die erste Perplexität überwunden hatte, küsste sie ihn ebenfalls zart auf den Mund. Und damit war die erste Hürde überwunden.
Jane schöpfte Mut und verführte Teresa zu einem Zungenkuss. Als sie diesen aus Gründen der Atemnot wieder gelöst hatten, ergriff sie sachte seine Hand und führte ihn durchs Haus in ihr Schlafzimmer.
Nun stand er mit kaum einem Millimeter Abstand vor ihr. Quälend langsam knöpfte er sein Hemd auf, ergriff dann ihre Hände und legte sie auf seinen nackten Oberkörper. Dabei bedachte er sie mit liebevollem Blick. Und wieder blieb sie an seinen Augen hängen.
Während ihre Hände erwartungsvoll seine Brust erkundeten, streifte er das Hemd gänzlich ab und wandte sich dann ihrer Bluse zu. Er ließ sich Zeit, diese zu öffnen, nicht, weil es so kompliziert gewesen wäre, nein, er wollte nichts überstürzen. Sie hatten doch Zeit. Und wäre er jetzt überstürzt über sie hergefallen, hätte er mehr zerstört, als er jemals wieder gutmachen hätte können.
Endlich hatte er den untersten Knopf erreicht, und schon folgte die Bluse seinem Hemd auf den Boden. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass sie keinen gewöhnlichen BH trug. Wie zur Bestätigung sendete sein Körper gleich mal etwas mehr Blut in eine bestimmte Region.
Ohne Vorwarnung hob er sie hoch und trug sie zum Bett, wo er sie vorsichtig ablegte, dann selbst auf die Matratze kroch und sich über ihr positionierte, um die soeben freigelegte Haut mit seinen Lippen zu verwöhnen ...
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Jisbon
FanfictionEine Sammlung von verschiedenen Jisbon-OneShots (alle bereits hier zu finden: www.fanfiktion.de )