Es dauerte nicht einmal zwei Tage, da hatte ich mich an Lugia gewöhnt und wir verhielten uns immer mehr wie Freundinnen. Zugegeben war es seltsam, dass ständig jemand mein Verhalten oder meine Gedanken kommentierte, aber es war unheimlich lustig und führte schon jetzt zu den komischsten Situation. Lugia brachte mich auch dazu die Strudelinseln wieder zu verlassen. Mit Hilfe eines Tentoxas gelangte ich zurück nach Oliviana City und ging auf direkten Weg ins Pokémon- Center. Schwester Joy lächelte mich an, als sich die Türen automatisch öffneten und ich hinein trat.
"Willkommen im Pokémon- Center." begrüßte sie mich.
Ich lächelte freundlich zurück und trat an den Tresen.
"Könnten sie meine Freunde einmal durch checken?" fragte ich und legte meine vier Pokébälle in eine Schale.
"Natürlich. Ich bin sofort wieder da." sagte sie und verschwand mit meinen Pokémon durch eine Tür in einen Hinterraum.
'Willst du zurück nach Hause?' fragte Lugia mich, während ich auf einem Sofa platz nahm.
"Nach Hause..." murmelte ich.
'Da wo ich lebe, fühle ich mich nicht zu Hause.' antwortete ich in Gedanken.
'Das hatte ich befürchtet.' seufzte meine Untermieterin.
'Was dachtest du warum ich tagelang in den dunklen Strudelinseln hocke? Doch ganz bestimmt nicht, um...' meine Gedanken wurden von einem mir sehr bekannten Klingeln unterbrochen. 'Was zum Teufel ist das?' fragte Lugia.
'Mein PokéCom.' antwortete ich und zog ein kleines weiß- schwarzes Gerät aus meiner Tasche. Ich öffnete es, legte es an mein Ohr und sprach hinein: "Soul hier."
"Na endlich erreiche ich dich! Wo warst du die ganze Zeit?" fragte eine mir sehr bekannte Stimme aufgebracht.
"Entschuldigt, Miss Chatfield, aber ich war in einer Höhle und hatte da wahrscheinlich keinen Empfang..." antwortete ich.
"Wie auch immer. Ich möchte, dass du dich unverzüglich auf den Weg hierher machst." sagte sie. "Gibt es ein Problem?" fragte ich nach.
"Wir bekommen Besuch aus Kalos. Eine Dame mittleren Alters." antwortete Miss Chatfield.
Wenn wir im Waisenhaus "Besuch" bekommen, war das meistens ein Interessent für eine Adoption. Ich war schon 15 Jahre und damit für eine Adoption uninteressant. Die meisten Erwachsenen, die ein Kind adoptieren wollen, möchten ein Kleinkind unter 3 Jahren oder ein Baby. Wenn man über 3 Jahre war, werden die Chancen adoptiert zu werden immer geringer je älter man wird.
"Ich brauche ein bisschen Zeit, da ich gerade in Oliviana City bin, aber ich werde mich beeilen." sagte ich.
"Gut. Du hast bis morgen Nachmittag Zeit." antwortete sie und legte auf.
Auch ich legte auf und klappte den PokéCom wieder zusammen.
Er verschwand in meiner Hosentasche und Lugia meinte: 'Das war seltsam...'
'Das war Miss Chatfield, die Leiterin des Waisenhauses, in dem ich wohne.' erklärte ich.
"Soul!" rief Schwester Joy nach mir.
Ich erhob mich von meinem Platz und ging wieder an den Tresen.
"Entschuldige, dass du warten musstest. Deinen Pokémon geht es sehr gut." sagte sie und gab mir meine Pokébälle wieder.
"Vielen Dank." bedankte ich mich und befestigte sie wieder an meinem Gürtel.
"Auf Wiedersehen." und dann verließ ich das Center.Ich brauchte die Zeit, die Miss Chatfield mir gab ins Waisenhaus zu kommen, bis auf die letzte Minute auf. Als ich ankam, stand die braunhaarige, dürre Frau mit dunkler Brille schon vor dem Eingang und erwartete mich ungeduldig. Das sah man, weil sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt hatte, mit dem rechten Fuß ungeduldig auf den Boden tippelte und andauernd auf ihre große Armbanduhr schaute.
"Endlich bist du da." meinte sie etwas tadelnd.
"Entschuldigen sie." murmelte ich.
Miss Chatfield schüttelte nur den Kopf und ging dann los in Richtung Eingangstür. Ich folgte ihr brav. In der Eingangshalle saß auf einem Sofa eine Dame mittleren Alters. Sie hatte lange blaue Haare und auf ihrer Nase hatte sie eine rote Brille. Neugierig schaute sie sich um und als wir eintraten, schaute sie uns an und lächelte.
"Versuch höflich zu sein." sagte Miss Chatfield leise und wir gingen auf sie zu.
Sie erhob sich, als wir näher kamen.
"Guten Tag. Sie sind bestimmt Sophie. Willkommen in unserem Haus." begrüßte Miss Chatfield die Dame.
Die beiden erwachsenen Frauen schüttelten sich die Hände und dann bekam ich die Aufmerksamkeit der beiden.
"Das ist Soul, unserer ältester Schützling im Haus." stellte mich Miss Chatfield vor.
Ich lächelte freundlich und sagte: "Willkommen in Jotho, Miss."
"Nenn mich bitte Sophie." sagte sie und lächelte zurück.
"Wie wäre es, wenn du unserem Gast das Haus zeigst? Dann bekommen Sie gleich ein guten Eindruck." meinte Miss Chatfield.
"Natürlich. Darf ich Sie herumführen?" fragte ich höflich.
"Sehr gerne." sagte Sophie. "Hier entlang." sagte ich und ging los.
Sie folgte mir. Bevor wir die Treppe hinauf stiegen, schaute ich kurz zu Miss Chatfield, die zufrieden lächelte, was mich ehrlich gesagt irritierte. Machte sich meine Heimleiterin etwa Hoffnungen, dass ich vielleicht doch adoptiert werden würde. Ich ließ mir nichts anmerken, sondern zeigte der Blauhaarigen die Räume im ersten und zweiten Stock. Im ersten Stock befanden sich normale Klassenräume und kleine Aufenthaltsräume und im zweiten Stock waren die Schlafräume der Kinder und meines. Zum Glück hatte ich ein Einzelzimmer. Sobald die Räume alle durch waren, gingen wir wieder nach unten und ich zeigte ihr zuerst die Küche, wo ich mich sehr gerne aufhielt, wenn ich im Heim war. Seit ich hier wohne, machte ich so oft ich konnte Küchendienst.
"Sie kommen aus Kalos, richtig?" fragte ich Sophie, um ein Gespräch anzufangen.
"Ja, warst du schon mal dort?" sagte sie.
"Nein, ich bin bisher kaum aus Jotho raus gekommen."
Ich ging auf eine große Flügeltür zu, die man von der Eingangshalle aus als erstes sehen konnte.
"Hier halte ich mich am liebsten auf." sagte und öffnete eine Seite der Tür.
Sophie ging hinein und staunte nicht schlecht. Die Tür führte in die kleine Halle hinter dem Haus und in ihr befand sich ein großes Kampffeld. Es war unsere private Arena und im Moment war ich die "Arenaleiterin".
"Dann bist du Trainerin, Soul?" fragte Sophie.
Ich nickte.
"Was für Pokémon hast du?"
"Leider nur vier. Ein Tengulist, ein Skelabra, ein Lucario und ein Kirlia." zählte ich auf.
"Das ist eine prächtige Zusammenstellung." meinte Sophie, was mich zum Lächeln brachte.
Sie schaute sich um und fragte: "Bist du momentan auf Trainingsreise?"
"Eigentlich habe ich sie vor zwei Jahren beendet...." murmelte ich.
'Was? Dann hast du schon alle Orden?!' fragte Lugia überrascht.
'Ja. Hab ich wohl vergessen zu erwähnen.' antwortete ich gedanklich und widmete mich wieder Sophie.
"Und trotzdem bist du noch immer unterwegs?" sagte Sophie etwas verwirrt.
Ich nickte: "Ich bin gerne unterwegs und ab und zu schmeißt mich Miss Chatfield auch hinaus. Damit ich an die frische Luft komme."
Sophie musste lächeln, vermutlich wegen der Formulierung.Wir verließen die Trainingshalle und betraten den weitläufigen Garten. Hier wuchsen alle möglichen Gräser und blühenden Büsche und überall liefen Kinder herum und spielten.
"Hat man dir eigentlich erzählt, weshalb ich hergekommen bin?" fragte Sophie.
"Nein, aber sie wollen sicher ein Kind adoptieren." vermutete ich.
"Das stimmt." sagte sie und lächelte mich an.
Wir kamen an einer Bank vorbei.
"Wollen wir uns einen Augenblick setzen?" fragte sie, woraufhin ich nickte.
"Wie lange lebst du schon hier?"
"In zwei Wochen wären es 7 Jahre." antwortete ich.
"Darf ich fragen, was mit deinen Eltern ist?" fragte sie und traf damit einen wunden Punkt.
Ich redete nicht gerne über meine Eltern, aber das war für die meisten, die es wussten verständlich.
Ich biss auf meine Unterlippe und sagte leise: "Vor 7 Jahren hatten wir einen Autounfall. Mein Vater starb noch vor Ort, meine Mutter eine Stunde später im Krankenhaus."
Sophie bekam auf einmal einen mitleidenden Gesichtsausdruck und sagte: "Das tut mir leid. Ich..."
"Schon gut. Das konntest du ja nicht wissen." unterbrach ich sie.
Sophie lächelte wieder. Anscheinend war sie eine Frau, die das gerne tat. Eine Weile trat Schweigen ein. Der Wind zog vorbei und man konnte das Rascheln des Grases und die Kinder spielen hören.
"Weißt du was eine Mega- Entwicklung ist?" fragte Sophie irgendwann.
"Ja, eine zusätzliche Entwicklung für manche Pokémon im letzten Entwicklungsstadium. Sie wird mit zwei Steinen und der absoluten Verbundenheit ausgelöst. Einem Schlüsselstein für den Trainer und einem Mega- Stein für das Pokémon." antwortete ich.
"Wow. Das ist absolut richtig. Woher weißt du das?"
"Ich habe ein Buch darüber gelesen." antwortete ich schlicht.
"Ich arbeite bei Professor Platan. Er ist führender Forscher in Sachen Mega- Entwicklung. Er ist auch der Grund warum ich hier bin."
Ich legte meinen Kopf schief. Ehrlich gesagt verstand ich nur Bahnhof.
"Du musst wissen, dass ich selbst keine Kinder bekommen kann und mein Mann ist vor fünf Jahren verstorben. Seitdem fühle ich mich etwas einsam..."
Sie machte eine kurze Pause.
"Deshalb habe ich beschlossen einem jungen Menschen ein Zuhause zu geben." beendete sie ihre Erklärung.
"Das ist wundervoll und ich bin sicher, dass jedes Kind sich über ein neues Zuhause freuen wird." meinte ich.
"Was ist mit dir?" fragte Sophie.
"Ich? Ich habe mich damit abgefunden, dass ich bis ich 18 Jahre alt bin hier bleiben muss." antwortete ich und versuchte möglichst positiv zu klingen.
"Wie wäre es mit einem Leben in Kalos?" fragte sie.
In diesem Moment hatte ich buchstäblich eine lange Leitung. Ich brauchte bestimmt eine Minute bis ich verstand, was sie damit sagen wollte.
'Deshalb sollte ich herkommen...' dachte ich.
'Sei doch froh darüber. Das Schicksal meint es gut mit dir.' kommentierte Lugia.
'Warum redest du eigentlich die ganze Zeit über das Schicksal? Ich dachte du bist der Wächter der Meere.' fragte ich verwirrt nach.
'Erklärung später.' meinte Lugia und schon verschwand ihre Präsenz aus meinem Kopf.
Ich atmete tief ein und sagte: "Das wäre wirklich sehr schön, aber ich bin mir nicht sicher, ob du das wirklich willst." meinte ich etwas bedrückt.
"Warum nicht? Deine Heimleiterin schien von der Idee sehr angetan zu sein..." fragte sie. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich heute bloß Fragen gestellt bekomme..... "Wenn wir uns besser kennen, fällt dir eine Entscheidung bestimmt einfacher." meinte sie und ihr Lächeln wurde noch größer.Und wie mir die Entscheidung leichter fiel. Sophie blieb eine Woche. Eine Woche, in der ich mich mal wieder wie ein Kind fühlte. Fast jeden Tag unternahmen wir einen Ausflug zusammen, wobei ich ihr einige Ecken von Jotho zeigte. Zugegeben hatte ich ein Problem damit sie als meine neue Mutter anzusehen, aber ich glaube das erwartet sie auch nicht von mir. Für mich wurde sie zum jetzigen Zeitpunkt mehr eine große Schwester und gute Freundin in einer Person. Doch ich schloss sie in mein Herz, auch wenn sie am Anfang etwas verkühlt hinter ihrem ständigen Lächeln wirkte. Nachdem wir alles mit Miss Chatfield und den ganzen Papierkram geklärt hatten, packte ich meine wenigen Habseligkeiten in einen Koffer und eine Umhängetasche und schon wenige Stunden später saßen wir im Flugzeug in die Kalos- Region. Ich war unheimlich gespannt auf das Land der Mega- Entwicklung, wie ich die Kalos- Region nannte. Lugia war damit einverstanden und hatte mehrmals betont, dass sie kein Mitbestimmungsrecht hätte, dennoch hielt es für besser sie danach zu fragen. Immerhin war sie ein legendäres Pokémon, dass in Jotho lebte. Und obwohl sie es zu verbergen versuchte, spürte ich, dass es ihr schwer fiel ihrer Heimat den Rücken zu kehren.... zumindest vorläufig. Denn schon kurz nach dem Start war mir klar, dass ich zurück kehren wollte. Wann hatte ich noch nicht beschlossen, aber ich wollte es tun. Doch jetzt freute ich mich erstmal auf das neue Leben und das neue Abenteuer, das vor mir lag. Denn das würde die Kalos- Region sicher für mich bereit halten.

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Seelensilber
Fanfiction*wird überarbeitet/neu geschrieben* Für viele Menschen gibt es nichts Wichtigeres , als ihre Pokémon, egal ob sie mit ihnen kämpfen, arbeiten oder nur zusammen leben. Auch Soul ist eine von diesen Menschen. Sie verlor ihre Eltern bei einem Autounfal...