1. Kapitel: My Blind Audition - What the ...

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„Ok. Stell dich erstmal vor. Name, Alter, wo du her kommst, warum du hier bist."

Ich sah nervös in die Kamera.

„Hi. Mein Name ist Sofia, ich bin 26 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Magdeburg. Ich singe eigentlich seitdem ich denken kann. War immer in diversen Chören und spiele Gitarre und Klavier. Musik, war einfach schon immer ein großer Teil in meinem Leben und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Musik mein Lebensunterhalt zu verdienen." Meine Stimme zitterte und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich sah nervös zu dem Aufnahmeleiter, welcher mich freundlich angrinste.

„Das war gut. Erzähl uns doch mal was du Privat so für Musik hörst, oder welcher Coach dein Favorit wäre." Ich überlegte kurz.
„Einen speziellen Musik Geschmack habe ich eigentlich nicht. Ich höre von Punk über Rock bis zu Pop eigentlich alles. Es muss mich einfach berühren und dabei ist der Musikstil absolut unwichtig. Welcher Coach mein Favorit wäre? Das ist schwierig, sie sind alle wirklich großartige Musiker. Ich glaube ich bin ein bisschen Parteiisch, da ich ein großer Sunrise Avenue Fan bin. Am Anfang dachte ich, dass ich unbedingt zu Samu will, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Silbermond gehört jedoch auch zu meinen Favoriten. Die Fanta 2 haben natürlich viel Erfahrung, genauso wie Rea.", ich lachte kurz nervös und strich mir durchs Haar. „Ich glaube ich muss das spontan auf der Bühne entscheiden, falls sich überhaupt jemand umdreht."
„Ok, danke, dass war es dann auch erstmal. Wir rufen dich wenn es soweit ist.", verbaschiedete sich der Aufnahmeleiter und lächelte mich freundlich an „Viel Glück."
„Danke.", krächzte ich. Meine Stimme versagte. Ich war so unglaublich nervös, das war unglaublich. Ich musste mich unbedingt beruhigen, sonst wird das Nachher nichts auf der Bühne. Meine Familie und meine Freunde taten ihr bestes und kurz bevor ich hinter die Bühne gerufen wurde ging es auch, doch jetzt hatte ich wieder ein riesen Kloß im Hals. Tiefdurchatmen.

„Ok. Es ist soweit. Kommst du?" Ich sah mich ängstlich um. Jetzt geht's los. Oh mein Gott, ich glaube mein Herz springt mir gleich aus der Brust. Wie um Himmelswillen soll ich nur einen geraden Ton rausbekommen?
Mir wurde die Tür geöffnet und mit zittrigen Knien ging ich auf die Bühne. Ich las die Namen auf den Stühlen. Rea, Smudo, Michi, Stefanie und Samu. Ich strich kurz über mein Schlüsselbein, über mein Tattoo, deckte es dann jedoch schnell wieder mit meinem Tuch ab.
Immer dran denken, Scheiß drauf, was andere von dir denken könnten, sei du selbst. Geh deinen Weg. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor die Band anfing zu spielen und die ersten Töne schüchtern aus meinem Mund kamen.
Ich hatte mich für „It's my life" von Bon Jovi entschieden. Jedoch in einer etwas eigenwilligen Version. Am Anfang war es eher eine Akustik Version, wo es eher einer Ballade glich und erst ab der hälfte wurde es richtig Rockig.
Die ganze Zeit hielt ich die Augen geschlossen, konzentrierte mich auf mich, das Einzige was ich mitbekam war das Publikum. Ihnen schien es zu gefallen. Ich hörte das Klatschen und das Jubeln. Es machte mich Mutig für das Finale, in dem ich nochmals laut „It's my life" ins Mikrofon sang (oder schrie?) und zum Schluss „I did it my way" hauchte. Ich hörte den Applaus und fing an zu grinsen. Erst jetzt traute ich mich, meine Augen zu öffnen.
Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Alle 4 Stühle waren weiß und alle 5 standen, applaudierten und grinsten mich breit an. Ich schlug meine Hand vor den Mund und ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.
Oh nein. Jetzt nur nicht anfangen zu heulen. Ich versuchte die Tränen weg zu zwinkern, doch eine löste sich, schnell wischte ich sie weg. Als ich meine Stimme wieder gefunden hatte, bedankte ich mich beim Publikum und fing an zu lachen.
„Oh Man, Vielen, vielen Dank.", sagte ich mit brüchiger Stimme.

„Hallo. Wie heißt diese Rockröhre und woher kommt sie?", fragte Smudo grinsend.
„Hi. Ich heiße Sofia, bin 26 und komme aus der Nähe von Magdeburg.", strahlte ich die 5 vor mir an und mein Blick blieb kurz an Samu hängen. Er hatte sich tatsächlich umgedreht. Unglaublich. Auf wie vielen Konzerten war ich von Sunrise Avenue? Und jetzt hatte er mir applaudiert. Was für ein Gefühl.
„Hallo Sofia, das war echt fantastisch. Am Anfang dieses zarte Stimmchen und mit so viel Gefühl und dann rockst du hier richtig die Bühne."(Michi)
„Zartes Stimmchen?", verwundert sah Stefanie zu Michi.
„Ich weiß ja nicht wo, dass ein zartes Stimmchen war. Ihr solltet vielleicht mal zum Ohrenarzt.", wand sich nun Rea an Michi und Smudo. „Das war unf*cking Fassbar geil.", schmunzelte er mich.
„Das war really great. I mean, ich liebe Bon Jovi. He is fantastic, and you, du hast gerockt.", sagte Samu und grinste mich breit an.
„Dankeschön.", mehr konnte ich nicht sagen, ich strahlte nur vor mich hin. Ich konnte das alles einfach nicht glauben. Sie überschlugen sich alle noch mit Lob und scherzten auch miteinander rum. Die Hälfte bekam ich gar nicht mit weil ich immer noch total überfordert war und dann fing das argumentieren und „streiten" an in welches Team ich doch am besten sollte.

„Hey. I mean, we both like Bon Jovi. Wir können zusammen Musik machen. Rocken gemeinsam. You know? Du hast eine tolle voice, aber du braucht noch ein wenig Ding Dong. Ich kann helfen. So, komm in Team Samu."

Ich sah wie Rea aufstand und auf mich zukam. Er legte mir seinen Arm um die Schultern.
„Hör gar nicht hin was der Finne da erzählt. Der versteht ja noch nicht mal ordentlich deutsch.", grinste er und bekam einen verblüfften Blick von Samu. Ich grinste. „Weißt du, ich hab die Show schon einmal gewonnen. Ich weiß genau was du brauchst."
„Jetzt kommt der schon wieder mit seiner 'Ich-habe-schon-einmal-gewonnen-Story'. Unglaublich.", sagte Steffi genervt und verdrehte die Augen. Stand dann auf und kam auch zu mir.
„Du bist eine echte Power-Frau, so wie ich. Wir könnten es den Kerlen mal richtig zeigen, wenn du in mein Team kommen würdest."

Ich sah ein wenig hilflos, von einem zum anderen. Sie machten es mir echt verdammt schwer. Plötzlich sah ich wie Samu aufstand und auch auf mich zukam. Bitte nicht er auch noch. Er zog mich vorsichtig von Rea weg. Dabei verrutschte mein Tuch etwas. Ich sah wie sein Blick zu meinem Schlüsselbein ging.
„Hey you have a tattoo.", lächelte er. „Can I see?"
„Was? Ähm. Ich ...", stotterte ich und sah in Samus fragende Augen. Was sollte ich jetzt bitte sagen? Aber vielleicht war es besser, wenn es alle jetzt sehen, als später. Ich seufzte und nahm mein Tuch ab. Zunächst hatte ich meinen Blick gesenkt und als ich wieder aufsah, sah ich in Samus überraschte Augen. Langsam bildete sich ein grinsen auf sein Gesicht.

„Nice Tattoo. Sehr schöne Worte.", schmunzelte er.
„Danke. Ich weiß, deswegen stehen die auch da.", grinste ich. Er lachte kurz und nahm mich in den Arm. Als er mich wieder los ließ, zwinkerte er mir noch einmal zu und ging dann siegessicher wieder zu seinem Stuhl. Die anderen sahen verwirrt zwischen uns hin und her und begutachteten nun auch mein Tattoo genauer.
Es war eine Schwalbe, sie ging von meiner Schulter bis über mein Schüsselbein und dazu waren noch die Worte 'Choose to be me, to be free, to be my way', tätowiert.
„Wirklich schönes Tattoo, aber, irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir hier was verpasst haben.", sagte Michi und sah verwirrt zwischen mir und Samu hin und her. Samu grinste breit.
„Die Wörter are lyrics von einem Song.", erklärte er und grinste noch breiter, als Michi anscheinend immer noch nicht verstand. Mittlerweile hatten sich Rea und Steffi auch wieder hingesetzt. Ich atmete noch einmal tief durch.

„Das sind lyrics, von einem, meiner Lieblingssongs.", erklärte ich nun ein wenig ausführlicher.
„Und warum grinst der Finne dann so frech?", fragte Smudo, noch immer verwirrt.
„Weil es sein Song ist.", gab ich etwas leiser zu. Jetzt sahen mich alle erstaunt an und sahen dann zu dem amüsiert grinsenden Samu.
„Ah dann bist du ein Fan von Samu!", stellte Stefanie fest.
„Nein!", platzte es laut aus mir heraus. Sie sahen mich alle erschrocken an, inklusive Samu, dessen Blick nun auch ein wenig verwirrter wurde. „Ich bin kein Fan von Samu. Ich bin ein Fan von Sunrise Avenue. Kleiner aber feiner Unterschied.", lächelte ich schüchtern. Sofort hörte ich Jubel Schreie aus einer Ecke des Publikums. Alles Leute mit Sunrise Avenue Shirts. Mein Lächeln wurde etwas breiter, vor allem als ich sah, dass Samu leicht applaudierte und sanft lächelte.

„Weißt du, es ist vielleicht keine gute Idee zu jemanden zu gehen, von dem du Fan bist.", grinste Steff und bekam einen bösen Blick von Samu.
„Why? Ich denke, that would be the best Entscheidung.", konterte Samu.
„Vielleicht sollten wir einfach die Klappe halten und sie entscheiden lassen.", baute sich Michi nun mit ein und dann sahen mich alle erwartungsvoll an.

Mein Blick wanderte von einem zum anderen und wieder zurück.

Ich war absolut überfordert, was sollte ich nur machen? Wirklich zu Samu gehen, wie alle es erwarten? Klar, wäre es toll ihn mal besser kennenzulernen, aber darum ging es mir hier einfach nicht. Könnte ich mit ihm professionell arbeiten, oder wäre ich zu sehr gehemmt?
Ich war total hin und hergerissen.
Ich starrte kurz in seine Augen. Sein Grinsen wurde breiter und er breitete sein Arme aus. Ich lachte und schüttelte kurz den Kopf, dann sah ich wieder zu den anderen.
Rea. Er war genauso großartig. Ein Musiker mit viel Erfahrung, der wusste wie schwer es ist, in der Branche Fuß zu fassen und der unglaublich witzig war. Wir hätten bestimmt Spaß zusammen.
Michi und Smudo, Fanta 2, wohl mit die erfolgreichsten Musiker in Deutschland. Mehr Erfahrung als die beiden, hatten die anderen wohl nicht und auch sie waren unglaublich witzig.
Und Steffanie? Auch sie wusste wie schwer es ist, sich hochzuarbeiten, sie machte seid ihrer Teenagerzeit Musik und tingelte durch diverse Kneipen, bevor sie nach und nach immer bekannter wurden und trotz ihres Bekanntheitsgrades, war sie so unglaublich bodenständig und sympathisch. Wir würden uns sicherlich toll verstehen.

Mir wurde klar, dass ich so nicht weiterkam. Alle waren gut und hatten viel Erfahrung. Ich könnte von allen wahnsinnig viel lernen und würde mich mit Sicherheit auch mit jedem gut verstehen. Mit Logik kam ich hier also nicht weiter. Ich musste auf mein Bauchgefühl vertrauen. Ich seufzte noch einmal und sah noch einmal in die gespannten Augenpaare vor mir.

„Ok. Ich glaube ich habe mich entschieden.




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