Ich saß mit Philipp auf einer Bank in der Nähe von der Villa und wartete auf Rea. Nebenbei spekulierten wir, was wir wohl für ein Lied bekommen würden. Ich hoffte sehr darauf, dass es etwas rockiges sein würde. Ob deutsch oder englisch, war mir dabei ziemlich egal.
„Hey ihr zwei. Alles gut?", hörten wir Rea hinter uns. Wir begrüßten uns und führten ein bisschen Small – Talk, bevor wir uns ein Stückchen weiter Richtung Villa begaben. Dort standen mitten auf der Wiese 3 Hocker, Mikrofone, ein Keyboard und Gitarren. Wir setzten uns und Rea sah uns breit grinsend an.
„Na, neugierig was ich mir für ein Song für euch ausgesucht habe?"
„Und wie!", sagten Philipp und ich im Chor. Wir sahen uns beide an und fingen an zu lachen.
„Ok.", lachte auch Rea. „Ich denke, der Song, passt ganz gut zu euch beiden. Es ist ein schönes Duett.", sagte er und reichte uns jeweils einen Zettel, „von Revolverheld und Marta Jandová, 'Halt dich an mir fest'.", er sah uns forschend an.
Ich sah kurz auf den Zettel und grinste dann. Erster Vorteil, ich kannte das Lied, Zweiter Vorteil ich mochte es recht gerne. Es wäre mit Sicherheit nicht meine erste Wahl gewesen, aber es war durch aus ok. Ich sah zu Philipp und auch er grinste. Ihm schien die Wahl auch zu passen.
„Ihr kennt beide den Song?", fragte Rea und wir nickten. „Zufrieden?" Wir nickten wieder beide. „Ihr dürft auch ruhig was sagen.", lachte er und wir stimmten mit ein.
„Gut, wenn ihr beide den Song kennt, würde ich sagen, ihr singt ihn einfach gleich mal ganz spontan. Ok?"
Wir sahen ihn beide ein wenig verunsichert an.So ganz ohne vorher was abzusprechen?
„Schaut nicht so. Versucht es einfach mal, dann sehen wir gleich wo wir stehen."
Philipp und ich sahen uns beide kurz ein bisschen verunsichert an, doch schnell strafften wir beide unsere Schultern. Die Musik setzte ein und Philipp fing an. Er hatte wirklich eine wahnsinnig tolle Stimme. Ich bekam eine Gänsehaut und war so in seine Stimme vertieft, dass ich beinahe meinen Einsatz verpasst hätte.
Wir sangen das Lied einmal komplett durch und es wurde schnell deutlich wo unsere Problemlagen waren. Mir fielen einige hohe Töne sehr schwer, es wurde schwach und auch ein wenig schief. Das war definitiv nicht meine gewohnt Tonlage.
Wir arbeiteten mit Rea noch 2 Stunden an dem Song und dann war unsere Zeit erstmal um, wir bekamen beide unsere 'Hausaufgaben' und dann verabschiedeten wir uns. Jetzt musste erstmal jeder für sich an dem Song arbeiten.
Wir würden heute Abend erst wieder zurück zum Hotel fahren, also suchte ich mir eine ruhige Ecke und beschäftigte mich erstmal mit dem Text. Da mir das Lied durchaus vertraut war, dürfte das wohl das kleinste Problem werden.
Damit behielt ich Recht. Innerhalb von kürzester Zeit hatte ich den Text weitestgehend drauf. Das war schon immer einer meiner Stärken, ich war im auswendig lernen meistens recht fix.
Ich schnappte mir meine Gitarre und begleitete mich selbst. Immer wieder sang ich meinen Part und arbeitete an meiner Intonation. Dies tat ich, bis wir abends wieder zurück zum Hotel fuhren.
Am nächsten Nachmittag wollte ich mich mit Philipp treffen um das Lied zusammen zu üben, damit wir morgen, wenn wir unsere nächste Stunde hatten, ordentlich vorbereitet waren.
Die ganze nächste Woche war vollgestopft mit diversen Terminen. Vocal Coach Stunden, Interviews, Fotoshootings, und so weiter.
Mittlerweile war mir der Song in Fleisch und Blut übergegangen. Ich hatte ihn so oft gesungen, dass ich den Text, wahrscheinlich auch im Schlaf singen konnte. Doch mit den Höhen, hatte ich noch immer so meine Schwierigkeiten, auch wenn wir ihn schon ein wenig tiefer sangen als im Original.Heute hatten wir unsere Vorletzte Probe. Philipp und ich saßen im Studio und sahen uns die Probe von einem Battle aus 'Team Stefanie' an. Wir hatten in der letzten Zeit, wenig von den anderen mitbekommen. Nur hin und wieder sah und hörte man mal was von ihnen. Es war schön zu sehen, dass auch andere so ihre Schwierigkeiten hatten, das beruhigte mich doch ungemein.
Kurz bevor wir dran waren, entschied ich mich dazu, noch eine Rauchen zu gehen, ich musste eindeutig meine Nerven beruhigen. Als ich draußen angekommen bin, atmete ich erstmal tief durch. Ich schnappte mir eine Zigarette und suchte nach meinem Feuerzeug. Ich fand es nicht. Na toll. Hatte ich es ernsthaft drinnen vergessen? Ich war aber auch zu schusselig. Ich sah mich um, ob ich jemanden sah den ich fragen konnte.
Etwas abseits entdeckte ich Samu. Er telefonierte. Ich überlegte kurz, ging dann jedoch auf ihn zu.
Nur kurz nach Feuer fragen.
Als ich fast bei ihm war, entdeckte er mich. Er lächelte mich an. Ich blieb relativ weit von ihm entfernt stehen. Ich wollte ihn unter keinen Umständen groß stören. Ich zeigte ihm meine Zigarette und versuchte ihm per Handzeichen klar zu machen, dass ich ein Feuerzeug brauchte. Er lachte und winkte mich zu sich. Ich ging auf ihn zu und sah, dass er in seiner Hosentasche wühlte.
„Sorry, wollte dich nicht stören.", sagte ich leise, als ich bei ihm angekommen war.
„Schon ok.", lächelte er und reichte mir sein Feuer. Ich nahm es und zündete mir meine Zigarette an. Ich zog genüsslich dran.
„Danke.", murmelte ich und gab es ihm zurück. Ich drehte mich um und wollte wieder gehen.
„Warte mal.", rief er mir hinterher. Er wandte sich wieder kurz seinem Handy zu. Ich verstand kein Wort.
Obwohl, doch! Eins Verstand ich doch.
'Riku'.
Er hat doch gerade Riku gesagt, oder? Ich sah ihn mit großen Augen an. Telefonierte er gerade mit Riku? Jetzt war ich neugierig. Samu grinste mich an und legte dann auf.
„Lange nicht gesehen. Wie geht's dir?", fragte er mich.
„Ähm. Ja, gut.", stotterte ich.
Ich war mit meinen Gedanken immer noch bei seinem Telefonat. Hatte ich mich verhört? Oder war das am anderen Ende wirklich Riku? Ach was, mache ich mir darüber eigentlich Gedanken? Selbst wenn er es war, das ändert doch auch nichts. Und angehen tut mich das auch alles nichts. Ich sollte mich auf die Probe konzentrieren. Deswegen war ich schließlich hier.
„Hast du dich mit dem Lied mittlerweile besser angefreundet? Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, hattest du ja ein paar Schwierigkeiten."
„Ja.", nuschelte ich und dachte an die Situation zurück, auf die Samu anspielte.
Ich saß im Park, der direkt neben dem Hotel war und übte, als Samu plötzlich neben mir auftauchte. Das war kurz nachdem ich den Song bekommen hatte und da hatte ich doch noch arge Probleme. Es war mir damals absolut unangenehm, das ausgerechnet Samu mich beim Üben quasi erwischt hatte. Vor allem, weil es wirklich nicht gut war, was ich da von mir gegeben hatte.
Letztendlich hatte er sich neben mich gesetzt und hatte mir wirklich weiter geholfen. Zudem haben wir uns auch ein wenig unterhalten gehabt und er schaffte es sogar mir ein wenig meine Anspannung zu nehmen. Wir hatten den ganzen Nachmittag mit einander verbracht und es war wirklich angenehm, auch mal an was anderes zu denken.
„Naja, ein paar Probleme habe ich immer noch, aber es ist besser. Mal sehen wie die Probe jetzt gleich läuft.", lächelte ich nervös.
„Du schaffst das schon. Du hast eine wirklich schöne Stimme und denk dran was ich dir gesagt habe. Denk nicht so viel nach, sondern mach dich locker und hab Spaß, dann wird das alles klappen.", grinste er mich an.
„Ich versuch es.", schmunzelte ich zurück.
„Versuchen ist nicht machen!", sagte er und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er legte mir den Arm um die Schulter, „Nur keine Angst. Du bist gut! Glaub an dich!", strahlte er mich an. Ich öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch er schnitt mir das Wort ab.
„Wehe, du sagst jetzt: 'Ich versuche es.'", er sah mich prüfend an.
„Ok, dann sag ich es eben nicht.", lachte ich und er grinste mich an.
„Du bist echt eine harte Nuss."
„Das nehme ich mal als Kompliment, vielen Dank.", schmunzelte ich. Samu lachte kurz auf.
„Ok, ich muss dann mal. Man sieht sich!", verabschiedete ich mich von ihm und ging rein.
Die Probe verlief zunächst ganz gut. Ich versemmelte zwar, wie erwartet ein paar Töne, aber davon abgesehen lief es gut. Ich und Philipp schmachteten uns an, so wie Rea es wollte und er meinte, man würde uns das Liebespaar wirklich abkaufen. Zwischendrin bemerkte ich, dass Samu auf den Rängen saß und uns zuhörte. Als sich unsere Blicke kurz trafen, lächelte er mich aufmunternd an. Auch ein paar andere saßen vereinzelt auf den Rängen und schauten zu. Mich machte es nervös, aber was soll das dann erst beim Battle werden, wenn all diese Plätze belegt waren, alle Coaches da waren und es wirklich um etwas ging? Na das konnte was werden.
„Stopp, Stopp, Stopp!", rief Rea und unterbrach Philipp und mich. „Sofia, wo bist du denn mit deinen Gedanken?", fragte mich Rea und sah mich ein wenig sauer an.
„Sorry.", nuschelte ich.
„Konzentriere dich!", raunte er mich an „Nochmal von vorne."
Wir sangen das Lied noch ein paarmal durch und dann war unsere Zeit vorbei.
Ein wenig frustriert verließ ich die Bühne und setzte mich in einen Aufenthaltsraum. Kurze Zeit später stand Rea plötzlich neben mir.
„Was ist denn los mit dir? So kenne ich dich gar nicht, du warst absolut unkonzentriert."
„Ich weiß, tut mir leid.", murmelte ich. Rea sah mich prüfend an, setzte sich dann neben mich und legte mir den Arm um die Schultern.
„Komm erzähl es dem Ire.", grinste er.
„Ach ich weiß auch nicht. Ich mach mir zu viele Gedanken, glaube ich.", grübelte ich.
„Warum?"
„Naja." Sollte ich es ihm wirklich sagen? Er sah mich auffordernd an und ich seufzte. Er würde eh nicht locker lassen. „Philipp ist echt wahnsinnig gut."
„Ja und du auch.", gab er zurück.
„Ich glaube nicht, dass ich eine Chance gegen ihn habe.", gab ich zerknirscht zu. Rea sah mich überrascht an.
„Du weißt gar nicht wie gut du bist. Deine Stimme ist fantastisch. Du musst nur anfangen an dich selbst zu glauben. Mit deinen Zweifeln, stehst du dir absolut selbst im Weg. Als du in der letzten Probe einfach mal losgelassen hast und einfach voll bei dir warst, hast du mich echt umgehauen.", er lächelte mich aufmunternd an.Meint er das ernst? Oder sagt er das jetzt nur um mich aufzubauen? Ich war mir nicht sicher und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt, dass ich jetzt schon wieder zweifelte. Das war doch einfach unfassbar.
„Du solltest wirklich an deinem Selbstbewusstsein arbeiten!", er sah mich eindringlich an und ich nickte. Er hatte ja Recht. „Ok, tut mir leid, aber ich muss weiter.", er nahm mich nochmal in den Arm und verschwand dann. Ich blieb noch einen Moment sitzen und dachte nach.
An meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Witzig! Wie sollte ich das denn so schnell hinbekommen? Der Vorschlag war ja gut, aber wie sollte ich das bitte umsetzen? Ich seufzte und sah auf die Uhr. Ich musste los, heute hatte ich meinen Termin um mein Bühnen Outfit auszusuchen. Ich war gespannt, was sie für mich rausgesucht hatten. Ich war ja ein bisschen eigen, was mein Klamottengeschmack anging.
Ich freute mich schon jetzt auf die Diskussionen, falls mir das Outfit nicht gefällt.
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Choose to be me
FanfictionSofia lebt für die Musik und kann sich nichts besseres Vorstellen, als auf einer Bühne zu stehen und zu singen. Jedoch steht ihr, ihre Vergangenheit dabei immer wieder im ziemlich im Weg und sie hat unteranderem mit starkem Lampenfieber zu kämpfen...