Ich saß mit Philipp Backstage und war ein reinstes Nervenbündel.
„Ey, jetzt beruhig dich mal. Du machst mich ja auch ganz nervös.", flüsterte Philipp mir zu.
„Sorry, ich versuche es ja.", murmelte ich und zupfte nervös an meinem Kleid.
Ich mochte es, aber wir erwartet gab es Diskussionen, denn ich sollte erst ein anderes anziehen, das absolut nicht zu mir gepasst hatte. Ich sollte ein weißes Cocktailkleid mit reichlich Strass anziehen. Sehr schick, sehr elegant, also, absolut nicht mein Stil. Es war schön, das konnte ich nicht abstreiten, aber es passte einfach nicht zu mir und ich fühlte mich verkleidet. Das war einfach nicht ich, also weigerte ich mich es auf der Bühne zu tragen.
Das Kleid das ich jetzt trug, war vorne kurz und hinten fiel ein langer Chiffon Stoff bis auf den Boden. Es war fast komplett schwarz. Obenrum war es einer Korsage nachempfunden, wodurch es ein wenig rockiger wirkte. Ich fühlte mich relativ wohl darin, auch wenn es mir eigentlich ein wenig zu kurz war. Die perfekteste Figur hatte ich nun nicht, aber es ging. Meine langen braunen Locken, oder besser gesagt Wellen, waren an der einen Seite am Kopf entlang geflochten und auf der anderen Seite fielen sie mir locker über die Schulter. Sie waren ein wenig auftuppiert, wodurch es ein wenig wilder wirkte.
„Hey wir schaffen das.", riss mich Philipp aus meinen Gedanken und grinste mich breit an. Ich lächelte leicht zurück. Er war echt toll. Eigentlich könnte es ihm ja egal sein, was mit mir war, doch gerade die letzten Tage, hatte er sich bemüht mir meine Nervosität zu nehmen. Wir hatten uns gut kennengelernt in den letzten Tagen. Ich versuchte ihn anzulächeln.
„Ihr seid gleich dran.", rief uns einer von der Crew zu.
Sofort schlug mir mein Herz bis zum Hals.
Wir standen auf und nahmen unsere Positionen ein. Meine Hände und Knie zitterten. Hoffentlich fall ich nicht hin, das würde peinlich werden.
Ich versuchte so ruhig wie möglich zu atmen um mich selbst ein wenig zu beruhigen. Die letzten Sekunden zogen sich eine gefühlte Ewigkeit. So nervös ich auch war, aber ich wollte auch endlich daraus! Auch wenn ich wahnsinnigen schiss hatte, freute ich mich auf den Auftritt, das war, dass was ich wollte. Auf einer Bühne stehen und singen, ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, doch meine extremes Lampenfieber war wirklich schrecklich.
Ich hörte wie Thore anfing uns anzukündigen und langsam stieg die Vorfreude trotz Nervosität immer mehr. An ruhig stehen, war kaum noch zu denken. Ich wollte endlich da raus!
Ich hörte meinen Namen und war erleichtert, dass es endlich losgehen konnte. Keine Ahnung wie lange ich diese Spannung noch ausgehalten hätte.
Nervös lächelnd, ging ich auf die Bühne und sah mich um. Ich schaute durchs Publikum und genoss den Applaus. Dann sah ich kurz zu den Coaches. Rea grinste mich breit an und auch die anderen lächelten, als ich bei Samu angekommen war, nickte dieser mir strahlend zu. Ich schmunzelte zurück.
Mittlerweile stand Philipp neben mir. Wir grinsten uns breit an und die Musik setzte ein.
Langsam wanderte meine Hand zu meinem Tattoo und ich strich sanft darüber. Es war eine kleine Macke von mir geworden, immer wenn ich nervös war, berührte ich es und erinnerte mich daran, was ich mir vor einiger Zeit geschworen hatte. Ich gehe meinen Weg, so wie ich es für richtig halte und mache mir keine Sorgen mehr darum, was andere von mir denken könnten.
Philipp begann zu singen. Mal wieder war ich von seiner Stimme und dem Gefühl, mit dem er sang, beeindruckt. Er war einfach unglaublich gut!
Gleich war ich das erste Mal dran. Ich hob das Mikro und bemerkte erst jetzt wie sehr meine Hände zitterten. Oh je, hoffentlich zitterte meine Stimme nicht zu stark, doch das tat sie. Die ersten Töne vermasselte ich.
Zum Glück war mein erster Part relativ kurz, so, dass ich erstmal wieder ein bisschen Zeit hatte.
Jetzt reiß dich zusammen! Das ist deine Chance und du machst dir das mit deiner übertriebenen Nervosität kaputt! Und selbst wenn du keine Chance hast, genieß es einfach, wer weiß wann du das nächste Mal die Chance hast, auf so einer Bühne zu stehen. Ich versuchte mir selbst Mut zuzureden. Ich schloss die Augen und versuchte alles um mich herum auszublenden. Faszinierender weise, gelang mir das sogar. Die nächsten Töne, waren genau da wo sie sein sollten.
Das Publikum applaudierte und jubelte uns zu. Ich wurde nach und nach immer mutiger und meine Nervosität verflüchtigte sich immer mehr. Ich genoss es einfach und versuchte den Moment einfach nur auszukosten.
Als unsere letzten Töne verklangen, stieg der Applaus an. Das Publikum, sowie die Coaches standen und sie strahlten uns an.
Erleichtert atmete ich aus. Es lief gut, besser als in den Proben zuvor und mir fiel ein riesen Stein vom Herzen. Philipp zog mich in seine Arme und wir beiden lachten erleichtert auf.
Auch die Rückmeldungen waren weitestgehend sehr positiv. Natürlich kritisierte Rea bei mir meine Nervosität, meinte aber auch, dass ich mich dann doch noch ganz gut gefangen hatte.
Alle waren begeistert von der Chemie zwischen mir und Philipp und dem Gefühl, das wir rüber gebracht hatten. Es schien wirklich bis auf Kleinigkeiten ein gelungener Auftritt gewesen zu sein.
Die Coaches überschütteten uns mit Lob und mir war es fast ein wenig unangenehm wie sehr sie meine Stimme lobten. Vor allem als Samu meinte: „You know, Ich bin ein großer Fan deiner Voice." Es war schön, so etwas von ihm zuhören und ich glaube ich wurde ein wenig rot.
„Ok, Rea, dann sag uns jetzt mit wem du in die Knockouts gehst.", sagte Thore. Er stand jetzt zwischen mir und Philipp und hielt jeweils eine Hand von uns. Mein Herz hämmerte so gegen meine Brust, dass ich eigentlich dachte, man müsste es sehen oder wenigstens hören.
„Oh man, dass ist echt schwierig. Sie sind beide so gut und hätten es beide mehr als verdient. Beide haben unglaublich viel Potential. Das ist jetzt eine reine Gefühlsentscheidung, die ich nicht wirklich begründen kann, aber ich denke.", er machte kurz Pause und sah uns beide an. Er atmete schwer durch. „Ich entscheide mich für Philipp."
Die Worte hallten in meinen Kopf wieder. 'Ich entscheide mich für Philipp'. Das war es dann wohl. Ich war draußen. Ich applaudierte Philipp und ich freute mich wirklich für ihn. Er hatte es mehr als verdient. Er war der bessere von uns beiden. Ich ging zu ihm und zog ihn in die Arme.
„Glückwunsch Kleiner.", grinste ich ihn an. „Du hast es verdient!"
„Danke.", murmelte er und zog mich noch mal in die Arme. Danach rief Thore nochmal zu einem Applaus für ihn auf und er verließ die Bühne. Danach wendete er sich wieder mir zu.
„Danke, dass du dabei warst, es hat echt Spaß gemacht. Das war ein super Auftritt. Dir alles, alles liebe.", sagte er.
„Dankeschön.", murmelte ich ins Mikro und verließ die Bühne. Ich atmete tief durch und merkte wie sich ein paar Tränen in meinen Augen sammelten. Natürlich war ich enttäuscht und traurig. Es war mein großer Traum und der war nun erst einmal vorbei.
An der Bühne stand Rea und wartete auf mich. Er lächelte mich aufmunternd an und nahm mich in die Arme, als ich bei ihm angekommen bin.
„Tut mir leid, aber sei nicht traurig, du bist wirklich wahnsinnig gut!", flüsterte er mir ins Ohr.
„Danke. Alles ok, es war die Richtige Entscheidung.", nuschelte ich zurück.
„Mach weiter hörst du?", er sah mich jetzt fest an, nahm mein Gesicht ein seine Hände und drückte mir ein Kuss auf die Stirn. Ich nickte und versuchte meine Tränen runterzuschlucken. Ich durfte jetzt nicht anfangen zu heulen.
Ja, ich war traurig, aber so traurig doch nun auch nicht. Ich hatte mich doch schon darauf eingestellt. Vielleicht war es auch eher der Druck, der jetzt abgefallen ist, der mich so reagieren ließ. Letztendlich war es ja auch egal. Ich durfte jetzt auf jeden Fall nicht heulen! Also löste ich mich von Rea und machte mich auf den Weg hinter die Bühne.
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Choose to be me
FanfictionSofia lebt für die Musik und kann sich nichts besseres Vorstellen, als auf einer Bühne zu stehen und zu singen. Jedoch steht ihr, ihre Vergangenheit dabei immer wieder im ziemlich im Weg und sie hat unteranderem mit starkem Lampenfieber zu kämpfen...