Euphorie-Lachen

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Es würde nur Aufsehen erregen. Ich sollte mich langsam wirklich mit dem Gedanken anfreunden, nein, es einfach akzeptieren, dass Tim nichts von mir will. Es wäre ja auch irgendwie verboten, Trainer und Spielerin. Oder? Ich atmete tief durch schnappte mir meine Wasserflasche und betrat die Halle. Die Anderen saßen auf den Bänken und unterhielten sich. So wie immer. Ich ließ meinen Blick routiniert durch die Halle schweifen. Und da stand er auch. Strich sich die Haare von der Stirn und kam samt einem Ballnetz und seiner Tasche auf die Anderen zu, bei denen auch ich mittlerweile saß. Mein Blick galt aber nur ihm. Er schmiss seine Tasche und das Netz auf eine der Bänke um kurz darauf in die Hände klatschen zu können -das Signal, dass das Training jetzt beginnt- und wie immer standen alle auf und stellten sich in einem Kreis um ihren Trainer auf.

Nach den obligatorischen Anmerkungen zum letzten Spiel und dem obligatorischen Blick, den auch ich bekam, began jetzt endlich das Training. Ich musste abschallten, mich abreagieren und meine Gedanken an ihn verdrängen. Und am besten funktionierte dies nunmal durch Dampf ablassen und auspowern im Training. Die üblichen fünf Runden zum Einlaufen hatte ich schnell hinter mir und ich wartete darauf, denTorwart einzuwerfen. Aber so wie es aussah, war ich mit Vorsprung fertig geworden. Als ich dann den Entschluss gefasst hatte, einfach eine weitere Runde zu laufen, hörte ich meinen Namen. "Meret?" Mein Kopf schoss in die Höhe und ich erblickte Tim, der mich auffordernd ansah. Innerlich seufzte ich resigniert, setzte ein kleines Lächeln auf und raffte mich auf, meinen Arsch zu ihm zu bewegen. Er will nichts von dir. Er will nichts von dir. Er will nichts von dir.. Es war mein Mantra, welches ich mir durchgängig im Kopf vorsprach. Ich muss es ja schließlich einfach akzeptieren.

Angekommen sah ich ihn fragend an. Doch sein Blick glitt über mich hinweg auf die anderen, denen er zurief, sie sollen selbstständig den Torwart einwerfen. Ich sah ihn noch fragender an. "Warum alleine? Habe ich was falsch gemacht? Wenn es um das Foul beim letzten Spiel geht, wie gesagt es war keine Ab-" Er schnitt mir das Wort ab, indem er mir eine Hand auf den Mund legte und zu grinsen began. "Nein, deswegen ist es nicht. Darüber haben wir doch Samstag nach dem Spiel schon geredet.."  Oja, daran kann ich mich gut erinnern..

Wir hatten das Spiel gewonnen. Knapp und ich habe auch Strafzeit bekommen. Nicht nur ich, aber wir haben gewonnen und das zählt. Nach dem Spiel wartete ich vor der Halle auf meine große Schwester, weil sie mich abholen wollte. Aber, so zuverlässig wie sie nunmal ist, hat sie das natürlich vergessen. Also stand ich als Letzte noch vor der Halle, es hatte inzwischen sogar angefangen zu regnen, als Tim aus der Halle trat und sie abschloss. Er hatte mich angeschaut, wie ein kleines Kind, das im Kinderhort vergessen wurde; belustigt aber auch bemitleidenden. Und das hat mir gerade noch gefehlt. Ich hätte anfangen können zu weinen vor Frust. Da bin ich gerade dabei, meine Gefühle für ihn zu bekämpfen und er sieht mich mit so einem Blick an. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gesprungen und hätte ihn geküsst. Zum Glück konnte ich mich selber davon abhalten und sagte nur resigniert, dass mich meine Schwester vergessen hätte und ich jetzt laufen müsse. Ich wollte gerade noch ein 'Ciao' anfügen, als er mir das Wort abschnitt: "Ich bringe dich nach Hause. Liegt eh auf dem Weg." Ich nickte. Er hatte Recht und ich hatte auch keine Lust zu laufen. Wir liefen schnell zu seinem Wagen, sprangen hinein und er startete auch sofort. Kaum waren wir losgefahren, hatte er auch schon angefangen über mein Foul zu reden. "Ich hätte zwar auch so gehandelt, aber das war echt nicht nötig. Die Strafzeit hättest du dir locker sparen können.." Ich seufzte, schüttelte lächelnd den Kopf und sah aus dem Fenster. Einfach auf Durchzug schalten. Als wir in meine Straße einbogen, griff ich zum Griff meiner Tasche. Nichts wie raus hier. Länger hätte ich es mit ihm nicht ausgehalten. Es tat mir einfach zu sehr weh. Als er anhielt, sah ich ihn an, nuschelte ein 'Danke' und wollte schon aussteigen, als er nach meiner Hand griff und ansetzte. "Meret, ich wollte dir die ganze Zeit was sagen.." Doch weiter kam er nicht denn ein Auto hinter uns begann zu hupen. Ich lächelte ihn entschuldigend an, wünschte ihm eine gute Nacht und verschwand ins Haus und dort direkt in die Dusche und ins Bett.

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