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Kapitel 2

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Am nächsten Tag ging ich gegen Mittag zum Essenshaus, wie Nalhyka es genannt hatte. Ich war etwas nervös, was mich hier erwarten würde, aber auch gespannt. Als ich eintrat, wurde mir warm, denn es waren gefühlte vierzig Grad und die Halle überfüllt. Noch nie hatte ich so viele Stones auf einmal gesehen. Hauptsächlich lag es daran, dass Nalhyka die erste gewesen war, die ich je kennengelernt hatte. Aber an diesem Bild, dass sich mir bot, sah ich keine Unterschiede zu den Menschen.

Ohne mich bemerkbar zu machen, versuchte ich mich durch die Masse der Stones zu bewegen, bis ich endlich vor der Kantine stand. Ich nahm ein Tablett aus dem Stapel und stellte mich in die Schlange. Als ich endlich dran war sah ich, dass es nur Bohnen, Pasta – mit einer braunen Soße – und eine stachelige blaue Frucht gab. Die Auswahl war so gering, dass ich hoffte das es nicht immer so bleiben würde.

Wahrscheinlich gab es hier nur so wenige Dinge, weil Lebensmittel wie Nudeln und Bohnen am leichtesten zu transportieren waren und zudem auch lange hielt. Die blaue Frucht musste dann wohl einheimisch sein. Ich zwang mich, mir etwas von der Pasta mit der braunen Soße aufladen zu lassen und hielt kurz Ausschau nach Nalhyka. Sie saß im hinteren Teil der Kantine, neben ein paar anderen Jugendlichen. Ich schnappte mir noch mein Besteck und zwängte mich durch die Masse, um zu Nalhyka zu gelangen.

Der Platz neben Nalhyka war noch frei also setzte ich mich und sie lächelte mich freundlich an. »Hey«, begrüßte Nalhyka mich, bevor sie mich vorstellte. »Leute das ist Ivy. Ivy, das sind Deshar, Fuysaa und... Kyle, oder?«

»Ja«, antworteten Kyle und lächelte mir zu. »Wir kennen uns ja schon.«, entgegnete Kyle. »Freut mich dich wiederzusehen.«

»Freut mich auch«, sagte ich zu Kyle und nickte den Sto... Neyfrem zu. Das Mädchen, welches Nalhyka mir gerade als Fuysaa vorgestellt hatte, schaute nicht einmal auf, sondern stocherte einfach weiter in ihrer blauen Frucht rum, so als hätte sie ihr was getan. Deshar hingegen starrte mich offenkundig an. Ihm schien es nichts auszumachen, dass er mich unverwandt anschaute, aber ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Wusste er nicht, dass es unhöflich war Leute anzustarren. Ich kannte ihn noch nicht gut genug, aber in seinem Blick konnte ich irgendetwas lesen. Nur deuten konnte ich es nicht. Als er merkte, dass ich ihn anschaute, grinste er mich breit an, ließ sein Blick jedoch nicht von mir ab.

Jedoch durchbohrte er mich nicht mehr, sondern hielt sich etwas zurück. Ich konnte das nicht beschreiben. War das etwas, was unter Neyfrem üblich war? Jemanden komplett zu ignorieren oder ihn zu viel Aufmerksamkeit zu schenken? Ich blickte zu den anderen und bemerkte, dass auf den Tellern der Neyfrem nur die stachelige Frucht lag. Diese sah von innen noch unappetitlicher aus, als von außen, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Ein bläuliches Gelee floss vom inneren und stieß dabei einen furchtbaren Gestank aus. Das war echt widerlich mitanzusehen. Mein Appetit war mir augenblicklich vergangen. Ich wandte mich ab, um den Gestank aus der Nase zu bekommen, doch nichts half. Ich wollte meine Abneigung gegenüber ihrem Essen nicht allzu deutlich zeigen, also versuchte ich, nicht mehr durch die Nase zu atmen. Ein paar Sekunden sprach niemand, bis Kyle das Schweigen brach.

»Was treibt ihr hier eigentlich den ganzen Tag?«, fragte er die Neyfrem. »Wir müssen, wie ihr, fünf Tage die Woche zur Schule. Ich glaube ab morgen muss Ivy auch mit. Du bist ja schon fertig. Dann hast du bestimmt eine Arbeit zugeteilt bekommen«, erklärte Nalhyka freundlich. »Ja, mir wurde meine Arbeitsstelle schon zugeteilt. Ich muss arbeiten und du gehst auf eine Außerirdischenschule. Ist das fair? Du lernst sie kennen und ich bin in einem stickigen Labor eingesperrt. Du glückliche«, meinte Kyle aufmunternd, aber irgendwie wusste ich nicht was daran so großartig sein würde, zur Schule zu gehen. Schule war nun mal Schule, egal ob auf der Erde oder auf Gaia. Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens hier nicht mehr die Schule ertragen musste. Immerhin hatte ich schon meinen Schulabschluss. So konnte man sich irren.

NeyfremWo Geschichten leben. Entdecke jetzt