9.KAPITEL

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Robin und ich saßen im großen Gemeinschaftsraum auf einem der Sofas. Vor mir auf dem Boden saß Naya, gegenüber von uns Jessica und Julia. Milan hatte sich die Fernbedienung geschnappt und schaltete den Fernseher an, während Alice durch den Raum tigerte und mich zum bestimmt hundertsten Mal fragte, was passiert war. Ich hatte beschlossen auch dem Rest meiner Freunde von meiner Entführung zu berichten. Ich hatte sie allerdings schwören lassen, es niemanden zu erzählen. Dabei musste ich wohl Jessica angesehen haben, denn sie hatte mich angefaucht, dass sie ja nicht blöd sei und es schon niemanden erzählen würde. Jetzt saß ich hier mit einer miesepetrigen Jessica, einem gelangweilten Milan, einer nachdenklichen Julia, einem hochmotivierten und überaus beschützerischen Robin und einer sehr aufgeregten Alice. Naya und ich hörten geduldig zu, während Alice die ganze Zeit redete. Wir alle hatten viele Fragen. Das, was ich im Moment am meisten wissen wollte war, worüber Lucas, seine Großtante und unsere Schulleiterin gerade redeten. Da war natürlich auch die Tatsache, dass Amanda und Fr. Breeze sich schon zu kennen schienen. Eine Thema, dass keiner so wirklich ansprechen wollte, war der Schatten, den wir in der Nähe des Portals gesehen hatten. Ich glaube, wir hatten alle eine Vermutung, wer oder was das gewesen war, aber keiner wollte es laut aussprechen.

Lucas sah sich in dem kleinen Raum um. Immer mehr Leute traten ein und setzten sich auf einen der Stühle. Nachdem seine Großtante ihn und Camilla Breeze ins Büro geführt hatte, hatte sie der Schulleitung alles erzählt. Diese hatte daraufhin angefangen zu telefonieren und eine Art Versammlung einberufen. Auf dieser Versammlung war Lucas jetzt und wusste nicht so recht, was das hier sollte, geschweige denn, was er hier machte. Er wirkte fehl am Platz. Die Leute schienen sich zu kennen, während ihm nur seine Großtante und die Schulleiterin von Neas Akademie bekannt waren. Ein Mann am Kopf des langen Tisches, an dem sie saßen, hob die Hand und es wurde still im Raum. Es schien, als wäre er eine Art Anführer hier. Er begann zu sprechen: "Wir haben uns hier versammelt, um über die Entführung von Linea Fire durch die Rebellebgruppe "Die Furchtlosen" zu sprechen." "Genau genommen ist sie freiwillig zu ihnen gegangen", warf Lucas ein, verstummte aber sogleich, als er die Blicke mancher Leute sah. Mist, warum hatte er nicht den Mund gehalten? Diese Menschen schienen von den Rebellen nichts zu halten. Der Sprecher räusperte sich. "Möglicherweise ist sie freiwillig zu ihnen gegangen, möglicherweise aber auch nicht. Klar ist, dass sie gegen ihren Willen dort festgehalten worden war. Sie konnte zwar flüchten, es bestehr jedoch die Gefahr, dass sie jetzt verfolgt wird. Sie wird einen Beschützer brauchen. Dieser wird heute bestimmt. Er muss sie Tag und Nacht beschützen können." Stimmen wurden laut. "Wofür braucht dieses Mädchen einen Beschützer? Sie ist für uns nicht mal wertvoll!", rief ein bärtiger Mann. Eine rothaarige Frau stand auf und funkelte ihn an. "Sie ist meine Tochter und nicht irgendeine Sache! Natürlich braucht sie Schutz!" Der Sprecher, der bis dahin schweiend zugesehen hatte, versuchte sich Gehör zu verschaffen. "Nyla, Frank! Können wir diese Versammlung bitte ohne Streit hinter uns bringen? Ich denke, du kannst nicht über den Wert des Mädchens urteilen", sagte er und sah den bärtigen Mann streng an. Dann wurde sein Blick weicher und glitt zu der rothaarigen Frau, Nyla. "Wir werden deine Tochter beschützen lassen." Lucas hatte der Diskussion mit offenem Mund gelauscht und betrachtete Nyla, die, wie er jetzt wusste, Neas Mutter war. Jetzt fiel ihm auch die Ähnlichkeit auf. Am auffälligsten waren natürlich die roten Haare. In diesem Moment erhob sich seine Großtante neben ihm von ihrem Platz. Ein paar Leute sahen sie mit einem Blick an, der deutlich sagte, dass sie fanden, dass sie hier nichts zu sagen hatte. Es beruhigte ihn ein wenig, dass sie nicht zu diesen Leuten zu gehören schien. "Ich schlage meinen Enkelsohn Lucas als Beschützer vor. Er hat eine Kampfausbildung genossen und kann auf die Akademie als Schüler gehen. So wäre er rund um die Uhr bei Linea." Was? Er sollte Neas Bodyguard sein? Er wollte schon protestiern, als Neas Mutter erneut aufstand. "Ich werde den Schutz meiner Tochter doch keinem Wildfremden überlassen", rief sie. "Erst recht keinem, der bis vor kurzem noch zu den "Furchtlosen" gehört hat!" "Nea kennt mich. Ich habe sie oft besucht und ihr sogar Unterricht gegeben", meinte Lucas sofort. Sofort richteten sich alle Augenpaare auf ihn. "Und was hast du sie unterrichtet?", fragte eine Frau, die wie die etwas ältere Version von Neas Mutter aussah. Vermutlich deren Schwester. "Na ich hab sie...", setzte Lucas an, begenete dann aber den Blick von Amanda. Sie schüttelte leicht den Kopf. "... in Kampfkunst unterricht", endete er schließlich. Er hatte eigentlich Luft sagen wollen, aber anscheinend wussten hier nicht alle über Neas Spezialisuerubg Bescheid. "Dann musst du ein guter Kämpfer sein", meinte der Sprecher. "Ich...", machte Lucas. "Gut genug", unterbrach ihn seine Großtante. "Nun gut, wir werden darüber nachdenken. Es gibt noch einen Punkt zu sprechen. Linea muss sich auch selbst verteidigen. Sie braucht einen geeigneten Lehrer", sagte der Sprecher. Es wurde wieder unruhig im Raum. "So viel Aufwand wegen eines kleinen Mädchens", hörte Lucas jemand verächtlich flüstern. "Wir haben auch schon jemanden engagiert", sprach der Sprecher weiter. In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Ein Junge, nicht älter als Lucas, betrat schwungvoll den Raum. Seine blau-grünen Augen blitzten, als er meinte:" Hier bin ich." Jetzt brach im Raum Chaos aus. Leute standen auf und diskussierten heftig. Der Sprecher schaffte es nicht, dir Menge zu beruhigen. Und Lucas wusste auch wieso. Dieser Junge war ihm nämlich sehr bekannt.

Ich wachte davon auf, dass Sunny auf mein Bett sprang und mich abschleckte. "Lass das", murmelte ich schlaftrunken. Gestern abend hatte ich noch lange mit Naya geredet und ihr alles erzählt. Kein Wunder also, dass ich so müde war. Seufzend stand ich auf und begab mich ins Bad. Als ich fertig war, ging ich mit meinen Zummergenossinen in den Speisesaal zum Frühstück. Wir setzten uns an einen Tisch, an dem Robin, Milan und ihre Freunde saßen. "Geht's dir wieder besser?" "Was hattest du denn?" "Schön, dass du wieder da bist." Kam es von allen Seiten. Naya hatte mir erzählt, dass alle dachten ich war krank gewesen. Ich lächelte nur und erwiderte nichts darauf. Auch im Klassenraum ging es so weiter. Irgendwann hatte ich die Nase voll und meinte zu niemanden bestimten: "Mir geht es gut. Ich hatte nur eine schlimme Grippe und lag nicht im Sterben!" Danach wurde ich erst mal nicht mehr mit Fragen belagert. Nach dem Mittagessen flüchtete ich in die Bibliothek. Ich genoss die Ruhe hier. Als ich so durch die Gänge zog, fasziniert von den vielen Büchern, prallte ich plötzlich gegen jemanden. "Du schon wieder", knurrte dieser. Ich blickte auf. Türkisfarbene Augen blitzten mich an. Jason. "Sorry, hab dich nicht gesehen", murmelte ich und wollte mich an ihm vorbeischieben. Jason machte mir jedoch natürlich keinen Platz. "Es passiert mir nocht oft, dass ich übersehen werde", meinte er. Arrogantes Arschloch. "Ich versuche immer dich zu ignorieren", sagte ich nur. "Nun, dass wird demnächst nicht mehr möglich sein." Dieses Grinsen gefiel mir gar nicht. Ich sah ihn fragend an. Jason drehte sich nur um und verschwand in einem der Gänge. Ich sah ihm irritiert nach. Wollte er mir Angst machen? Tja, hat allerdings nicht so gut geklappt. Das sollte er noch üben. Da kam mir eine Idee. Ich konzentrierte mich. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich seine Gedanken lesen können, vielleicht klappte es auch dieses Mal. Das Problem war nur, ich wusste nicht, wie ich das beim letzten Mal überhaupt geschafft hatte. Frustriert wandte ich mich wieder den Büchern zu, als nichts passierte. Wofür konnte man das Element Geist theoretisch kontrollieren, wenn es niemanden mehr gab, der es einen lehren konnte? "Nea?", hörte ich jemanden rufen. Alice kam um die Ecke. "Hier bist du. Komm mit, deine Mutter und dein Onkel sind da", meinte sie und zug mich mit sich. Tatsächlich, auf dem Hof stand meine Mutter mit Niko, die mich sogleich umarmten. "Gott, wie konnte sowas nur passieren?", frage meine Mutter. "Ich bin ja wieder hier und es ist alles gut", entgegnete ich. "Nichts ist gut", widersprach meine Mutter. "Du bist in Gefahr." Ich sah Niko flehend an und verdrehte die Augen. Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf. Toll, von ihm konnte ich keine Hilfe erwarten. "Wir werden ab jetzt auf Nea aufpassen", meinte Robin, der soeben aufgetaucht war. Meine Mutter lächelte. "Das ist nett, aber ich fürchte, dass reicht nicht. Du musst dich auch selbst besser verteidigen können. Deshalb haben wir die einen Lehrer besorgt." "Einen Lehrer? Hier gibt es haufenweise Lehrer! Ich habe jeden Tag Kampfunterricht." "Ja, aber das reicht nicht. Du wirst Extraunterricht bekommen. Deine Lehrer ist zwar noch Schüler auf der Akademie, aber angeblich der beste seines Jahrgangs", meinte meine Mutter. "Sein Name ist Jason Waterfall." Moment mal, was!? "Jason? Der Jason?", rief ich entsetzt. "Ich weiß ja nicht, wie viele Jasons du kennst, aber...", setzte meine Mutter an, wurde aber von Robin unterbrochen. "Das geht nicht! Dieser Typ..." "Und ob das geht. Er ist sehr nett. Ich habe ihn schon kennengelernt", sagte meine Mutter. Ich schaute sie entsetzt an. "Er ist ein Wasserkontrollierer! Noch dazu aus der Reinelementfamilie! Er stammt aus der verdammten Königsfamilie!" Schulterzucken als Antwort. Na toll. Meine Mutter wollte mich umbringen. Missmutig zog ich ab, während Robin noch mit meiner Mutter diskutierte. Als ich auf dem Weg zu meinem Zimmer an dem Schlafhaus von einer höheren Jahrgänge vorbei kam, bemerkte ich einen Jungen, der davor mit einem Koffer stand und mir den Rücken zudrehte. Was machte er da? Zog er etwa aus? Oder jetzt erst ein? Da drehte er sich um und ich erkannte Lucas. Was machte er hier? Ich lief auf ihn zu. Als er mich sah, lächelte er und umarmte mich. "Warum bist hier?", fragte ich ihn verwundert. "Ich hatte Sehnsucht nach dir", meinte er und zwinkerte mir zu. Ich verdrehte nur die Augen. "Ich habe beschlossen, hier meinen Abschluss zu machen. Wir werden uns somit öfters über den Weg laufen", sagte er lachend und verschwand mit seinem Gepäck im Wohnhaus. Ich lächelte. Wenigstens eine gute Neuigkeit. Vielleicht würde Lucas mich sogar vor Jasons Ego und seinen fiesen Kommentaren beschützen? Warte, was dachte ich denn da? Ich brauchte keinen Beschützer! Ich schüttelte den Kopf und lief zu meinem Wohnheim, um meiner besten Freundin von den neuesten Ereignissen zu berichten und mit ihr alles Geschehene nochmal durchzukauen.

Hinweise auf Rechtschreibfehler sind willkommen
Ebenso Verbesserungsvorschläge
Wobei ich auch gegen Lob nichts habe😉😋

Girl of ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt