Die Glühbirne schwingt lautlos flackernd hin und her.
Es ist ruhig.
Ich bin stumm.
Ich liege da.
Ich tue nichts.
Ich liege da und starre an die schmutzige Wand gegenüber von mir.
Das Grau starrt zurück. Es lacht mich aus. Ich will meinen Blick abwenden, doch Grau ist überall. Es verfolgt mich.
Ich kann nicht weg.
Ich bin gefangen im Grau.
Es lässt mich nicht in Ruhe. Vielleicht nie wieder.
Ich drehe mich auf die andere Seite. Meine blutige Matratze drückt gegen meine offene Haut.
Ich spüre nichts.
Nur grau. Grau ist da. Wieder grau. Es starrt mich an. Es lacht. Es ist da.
Die Glühbirne schwingt noch immer lautlos durch die Luft.
Sie kann nicht stoppen, sie schwingt weiter. Bis sie in tausend Glassplitter zerfällt. Dann leuchtet sie nicht mehr. Nur noch Glassplitter. Es sind nur noch Glassplitter. Sonst nichts.
Das Grau lacht. Über meine Gedanken. Es lacht über mich. Über die Glühbirne. Es lacht so sehr, dass es keine Luft mehr bekommt. Aber es darf auch lachen, es ist schliesslich grau.
Es schweigt, doch es ist nur eine kurze Stille.
Es lacht wieder, lauter und kreischender als zuvor. Von allen grauen Wänden, von der Decke , vom Boden. Von überall kommt es, rasend schnell wie ein Glassplitter und verletzt mich.
Ich blute. Die Glassplitter zerfetzen mein Inneres, bis das Grau genug hat. Es hat niemals genug.
Ich blute. Ich bin zerfetzt. Ich will schreien.
Doch ich tue nichts.
Ich liege da.
Ich bin stumm.
Es ist ruhig.
Die Glühbirne schwingt lautlos flackernd hin und her.
*
Ein Gefühl fliesst rasend schnell durch meine Adern.
Es nimmt mich ein.
Es füllt mich aus.
Jeden Zentimeter.Liebe.
Ich liebe sie, alles von ihr.
Ich habe sie schon lange beobachtet.
Ich war der Schatten, der sie immer verfolgt hat.
Ich war ihr Schutzengel.
Ich habe jedem das Leben ausgehaucht, der ihr nahe gekommen ist.
Damit sie zu mir kommt.
Damit sie mein ist.
Nur mein.
Als ich sie dann endlich in meinen Armen gehalten habe, bestand ich nur noch aus Triumph.
Ich gewinne immer.
Immer.
Sie weiss das mittlerweile.
Sie weiss, dass sie mir gehört.
Sie weiss, dass sie nicht entkommen kann.
Sie weiss das alles.
Und doch weiss sie nichts.
Ich lockere entspannt meine Krawatte und bereite alles vor, schliesslich haben wir heute ein Rendez-vous, sie und ich.
Klick.
Haustür abgeschlossen.
Klick.
Hintertür abgeschlossen.
Klick.
Wohnzimmer abgeschlossen.
Klick.
Klick.
Klick.
Alles abgeschlossen.
Sie kann nicht entkommen.
Sie bleibt hier.
Hier bei mir.Ich steige die marmornen Treppen hinauf, langsam und bedächtig.
Ich muss mich sammeln, schliesslich will ich mich ganz auf sie konzentrieren, wenn ich sie sehe.
Ich muss mir überlegen, was ich mit ihr mache.
Ich weiss es noch nicht so genau.
Aber ich weiss, dass sie meine beste Tat seit langem wird.
Sie wird mein Kunstwerk.
Sie wird der Grund meines Lebens.
Der Grund für meine Existenz.
Dann ist sie immer bei mir.
Dann ist sie da für mich. Für immer.
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Hide and Seek
HorrorEin gefährliches Spiel. Zwei Spieler. Und die Grenze zur Verrücktheit. *** Daisy ist umgeben von Grau. Es lacht. Wie immer. Sie sitzt in einem kleinen Kellerraum im Haus ihres Peinigers. Oft spielen sie, Daisy und ihr Entführer. Ein gefährliches Spi...