Verwirrung ist der Begriff, der meinen derzeitigen Zustand am besten beschreibt. Eigentlich bringt es diese Wort direkt auf den Punkt.
Ich scheine geträumt zu haben. Von diesem weissen Raum und dem schrecklichen Doktor.
Alles nur Einbildung. Glaube ich zumindest. Es schien so real.
Ich bereue es, dass ich nun nicht einmal mehr in meinen Träumen Zuflucht suchen kann. Jetzt bleiben mir wirklich nur die wenigen Stunden, die er mir in meinem grauen Raum gönnt. Hier ist kein Weiss, nicht einmal ein Fleckchen.
Vollkommen verdreht liege ich da, aber ich habe nicht die Kraft mich normal auf meine schmutzige Matratze zu legen. Mit der Realität sind auch meine Verletzungen wieder gekommen. Mein Körper steht noch immer in Flammen, auch wenn es schon sehr viel besser geworden ist.
Über mir sirrt und flattert die Glühbirne umher, sie versucht noch immer zu entkommen. Es ist ruhig, abgesehen vom ständigen Geschnatter der grauen Wände und eben der Glühbirne. Ich liege bewegungslos auf der Matratze und starre gedankenverloren hinauf an die graue Decke. Hin und wieder fallen mir die Augen zu, doch ich will nicht schlafen.
Langsam beginne ich mich aufzusetzen und lehne mich an die Wand hinter mir.
Noch immer sitzt mir der Schock tief in den Knochen. Der Traum war beängstigend und mein Aufwachen auf. Noch immer bin ich voll Blut, mittlerweile ist es aber auf meiner Haut eingetrocknet. Er hat mich mit einem Eimer voll Putzwasser geweckt, mit dem er vorhin den Boden im gelben Zimmer gewischt hat. Seine weisse Weste ist nun wieder makellos.
Die Parallelen zum Doktor erschrecken mich. Vielleicht hat mir mein Unterbewusstsein einen Streich gespielt. Ja, das muss es sein.
Ich nicke in den Raum hinein und die grauen Wände beginnen loszuprusten. Ich lache nicht mit, stumm lehne ich mit meinem Rücken gegen die graue Wand hinter meiner Matratze.
Heute habe ich endlich einmal etwas zu essen bekommen, aber ich hatte keinen Hunger. Noch immer steht es unberührt neben der Tür. Mir ist bewusst, dass meine Rippen stark hervorstechen, aber ich kann nicht essen. Nicht hier. Nur ein wenig Wasser habe ich getrunken, ich will nicht ohnmächtig werden und wieder in meinen weissen Traum fallen.
Die grauen Wände lachen noch immer, in meinem Kopf herrscht Chaos.
Fragen tauchen auf, formen sich, beginnen zu existieren und werden abgestaubt.
Ist das hier Realität? Ist das hier real?
Das Grau beginnt zu schreien, unerträglich hoch und laut.
Schnell verdränge ich die Fragen aus meinem Kopf und zu meiner Erleichterung wird das Schreien leiser.
Für eine Weile geniesse ich die Beinahe-Ruhe und beobachte die Glühbirne. Viel anderes gibt es in diesem Raum ja nicht.
Eine Ewigkeit und doch nur ein paar Minuten liege ich friedlich da, im grauen Zimmer, und denke an nichts.
Plötzlich- Schritte.
Keine quietschenden, es sind wieder klackende. Er kommt und ich weiss nicht, was ich davon halten soll.
Mich freuen? Mich ängstigen? Wütend werden? Es macht alles keinen Sinn. Also sitze ich da.
Es ist ruhig.
Ich bin stumm.
Ich sitze da.
Ich tue nichts.
Ich warte.
Dreizehn widerwillige Schlüssel, dreizehn wiederwillige Schlösser und doch geht die Tür auf. Schwerfällig gibt sie den Weg frei. Das Klacken kommt näher, ich höre es, aber ich blicke nicht auf. Wie in meinem Traum nestle ich mit meinen Fingern herum und halte meinen Blick gesenkt.
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Hide and Seek
HorrorEin gefährliches Spiel. Zwei Spieler. Und die Grenze zur Verrücktheit. *** Daisy ist umgeben von Grau. Es lacht. Wie immer. Sie sitzt in einem kleinen Kellerraum im Haus ihres Peinigers. Oft spielen sie, Daisy und ihr Entführer. Ein gefährliches Spi...