No big Deal!

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Lloyd Pov:

Nach dem Essen marschierte ich mit meinem Vater in mein Zimmer. Schon bald würden wir aufbrechen, um Meister Chens böse Machenschaften aufzudecken und Zane wiederzufinden.

Geschickt schlichen wir uns an sämtlichen wachen vor bei hin zu Kai's Zimmer. Drinnen erwarteten uns bereits diese seltsamen Mädchen, welche mich nicht aus den Augen ließen. Was tat sie denn hier?

Doch bevor ich die Frage aussprechen konnte, kam mein Vater mir schon zuvor. Die dürre Frau zischte und deutete auf die Balkontür. Von dort aus drang Kai's Stimme zu uns ins Zimmer. "Ich sagte Wow Wow Woooow! Das ist so eine tolle Nacht, meinst du nicht auch Skylor?" Sofort fand meine Handfläche ihren Weg in mein Gesicht. Konnte sich Kai nicht einmal zurückhalten? Dies war eine wichtige Mission und er war drauf und dran alles zu versauen, wegen dieses Mädchens, welches er doch offensichtlich nicht gut kannte.

Kurz daraufhin kam er mit Jay wieder rein. Wo er diesen hergezaubert hatte, war mir jedoch schleierhaft.

Für einen Moment vergaß ich komplett, dass zwei andere Wildfremde es sich auf dem Bett bequem gemacht hatten. Die eine war recht klein, hatte sehr kurze braune Haare und erinnerte mich ein wenig an Nya. Die andere- welche mich so komisch angestarrt hatte- war im Gegensatz dazu sehr groß, hatte lange zerzauste, graue Haare, welche einem Vogelnest glichen und war ungesund dünn.

Eben diese räusperte sich nun und ergriff das Wort: „Also ich wollte euch etwas Wichtiges sagen, aber..." Sie kam schon nicht mehr dazu, ihren Satz zu vervollständigen, da Cole durch die Tür stürmte: „Man, sind das viele Wachen da draußen."

Die lange Frau richtete sich auf und erhob sich- nur um Cole aufs Bett zu schubsen und einige Schritte auf mich zu zugehen. „Da sich das nun geklärt hätte, zurück zum Thema... Ich bin gekommen, um euch- dir und deinem Sohn mittzuteilen, dass... dass...", sie schluckte. Auf einmal sah sie gar nicht mehr bedrohlich aus. Zögerlich warf sie einen Blick auf ihre Kumpanin. Diese nickte. „Ähm... Also... ", sammelte sie und schaute mich dabei an: „Nun... Ich bin deine Schwester... Naja, Halbschwester. Wir haben ja verschiedene Mütter."

Ich konnte es nicht glauben. Was erlaubte sich diese Frau?! Sie zog gerade das letzte bisschen Ehre, was mein Vater noch besaß in den Dreck. Ich schnaubte und wartete darauf, dass mein Vater dieses Missverständnis schon klären wurde.

Dieser runzelte nur die Stirn: „Unmöglich! Das kann nicht sein!"

„Nun dann hast du die Gräfin wohl schon vergessen, so wie alles andere vor Misako. Eigentlich habe ich von dir ja auch nichts anderes erwartet."

Die Augen meines Erzeugers weiteten sich. „Nein, ich bin mir sicher." Doch sein Gesicht sprach eine andere Sprache.

Also war es tatsächlich möglich. „Vater, wer ist die Gräfin?", verärgert tippte ich mit meinen Fuß auf dem Parkett rum: „Ich verlange eine Erklärung!"

„Vor deiner Mutter gab es tatsächlich eine Frau, welche als Gräfin bekannt ist, jedoch bin ich mir sicher, dass ich kein Kind mit ihr hatte. Diese Frau muss eine Hochstaplerin sein."

Die angesprochene zog eine Augenbraue hoch: „Warum sollte ich denn lügen und mich hier vor allen lächerlich machen? Was hätte ich davon?"

„Das ist mal ein Argument!", kam es von Cole, welcher noch mit Kai's Kissen kuschelte. Für einen Moment fielen alle Blicke auf ihn, nur um dann wieder auf die Frau zu schwenken, welche sich selbst meine Schwester nennt. „Die Gräfin ist vor einiger Zeit erkrankt und umgekommen. In ihrem letzten Brief, den ich erst nach ihrem Tod erhielt, stand, dass du mein Erzeuger bist. Ich konnte nicht anders und habe mir Informationen über dich eingeholt. Dabei erinnere ich mich noch genau an den Tag als ich von Lloyds Existenz erfahren habe. Es spendete mir Hoffnung, noch nicht meine ganze Familie verloren zu haben.", nervös ging sie auf mich zu. Nur noch wenige Zentimeter trennten uns. „Ich habe von dir geträumt und wie wir zusammen leben an all den guten wie den schlechten Tagen. Davon dass ich dich in den Arm nehmen kann, wenn dich etwas bedrückt und davon dass ich dich unterstützten kann, wo es nur geht. Ich will dir eine Schwester sein. Das will ich wirklich. Du bist mein Blut und ich kann nicht anders als dich zu lieben. Uns verbindet etwas, was uns keiner nehmen kann, denn auch in deinen Adern fließt das Böse. Auch wenn du es unterdrückst, es bleibt in dir. Und ich will dir sagen, auch wenn die lieblich teuflischen Stimmen zu dir sprechen, höre nicht auf sie. An meinem eigenen Leib habe ich es schon erfahren und es hat mir nie Glück gebracht. Ich will dich eines besseren lehren." Ihre Stimme war klar und aufrichtig. Das war keine Lüge. Ich spürte es in mir. Doch trotzdem plagten noch viele Fragen meinen Kopf. Wo war sie all die Jahre gewesen?

„Das klingt ja alles schön und gut, aber warum hast du dich nicht sofort zu Erkennen gegeben, als du es erfahren hast? Oder zumindest am Anfang des Turniers?", fragte ich mit einer Spur von Misstrauen nach. „Nun, ich dachte, wenn du würdest zu mir kommen, sobald du es wüsstest und schließlich ist das auch keine Sache, die man einfach so mal am Rande erwähnt. Aber ich war- und das kannst du mir glauben- immer hinter dir. Aus der Ferne heraus habe ich meine schützende Hand oft genug über dich gehalten, auch wenn du es nie bemerkt hast.", sagte sie besonnen und legte ihren Arm auf meine Schulter. „Ich bin so stolz auf dich Lloyd. Und ich könnte es auch verstehen, wenn du mir nicht glaubst. Aber das hier ist die Wahrheit. Akzeptierst du mich als dein Fleisch und Blut?"

So sehr ich ihr auch glauben wollte, konnte ich es nicht. Meine Gedanken waren noch so unstrukturiert. Ich brauchte Zeit um mich zu ordnen. Außerdem musste ich noch Zane finden.

„Schwester. Ich glaube, du solltest erst mal mit Vater reden. Es ist viel passiert. Und ich muss mir einen klaren Kopf schaffen. Zudem braucht ein Freund noch dringend meine Hilfe.", ich wendete mich von ihr ab und sah rüber zu meinem Team. Doch einer fehlte. Cole war für einen Augenblick verschwunden und tauchte auch schon im nächsten Moment wieder auf.

„Dieses Bett ist sehr merkwürdig!", murmelte er: „Da unten ist ein Geheimgang!" „Was?", fragte Kai sichtlich verwirrt. Der Erdninja erklärte uns das Ganze und wir legten uns gemeinsam aufs Bett- abgesehen von meinem Vater und den beiden Damen. Diese würden in Kai's Zimmer bleiben und auf unsere Rückkehr warten. 



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