Deep down under

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Während andere wie Lloyd gar kein Schlaf fanden, war Cole schon früh auf den Beinen. Dieser wollte nämlich die Morgenstunden für sich nutzen.

Bevor er sein Zimmer verließ, warf er noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Ja, heute sah er ungewohnt gut aus!

Lässig schlenderte aus dem Zimmer hin zu dem von Tem. Was ihn wohl dort erwarten würde? Schließlich war jedes Zimmer nach dem jeweiligen Attribut eingerichtet.

Er klopfte. Einmal, Zweimal. Dreimal. Keine Antwort. Also beschloss er einfach hineinzugehen. Dort lag sie in ihrer Hängematte und wirkte wie ein Engel. So traute er sich kaum in ihre Nähe zu treten. Vorsichtig stupste er sie an. Schon wieder regte sich nichts. Da stupste er stärker. Sie gab ein beängstigendes Knurren von sich und drehte sich weg. Nun war sie eher ein misanthropischer Teddybär.

Daher griff er zu stärkeren Maßnahmen. Das einzige, was Kai an so manchem Morgen weckte, bestand darin ihn zu kitzeln. So würde er es nun auch tun.

Laut schreiend erwachte sie. „Ahhh!" zögernd öffnete sie ihre Augen. „Was machst du denn hier?"

Stirnrunzelnd beäugte er sie. „Ich will mich für gestern entschuldigen. Und ich hätte gerne eine Erklärung für den Kuss."

„Okay, dann entschuldige dich mal.", sagte sie während sie sich auf richtete. Dabei fiel Cole direkt ihr unbekleideter Körper ins Auge. „Zieh dir erst mal was an!"

Mit einer Bewegung schnappte sie sich ihr einziges Kleid vom Boden und streifte es sich über. „Also? Ich warte?"

„Ja, tut mir leid, dass ich dich da einfach habe sitzen lassen, allerdings war ich...", er versuchte sich zu erklären, doch keine passable Ausrede kam ihm in den Sinn. Die kleine löcherte ihn fordernd und erhob sich aus ihrem Bett.

„Egal, der Punkt ist ja, dass es mir Leid tut."

„Schon vergessen, aber wehe du machst das noch einmal.", meinte sie nicht gerade zurückhaltend und mit einer Spur Sarkasmus in ihrer Stimme.

„Versprochen, also nun... warum hast du mich geküsst?", hackte er ungehemmt nach. Diese Frage belastete schon länger seinen Verstand und nun war die Antwort zum Greifen nah.

Sie ging einige Schritte Richtung Badezimmer und zähmte ihre Mähne ohne Cole dabei auch nur ein Fünkchen Beachtung zu schenken. Nach länger Zeit des Schweigens meinte sie schließlich: „Es war ein Versuch. Crystal meinte, Aktionen rufen gleichwertige Reaktionen hervor... und ich habe das getestet. Mehr nicht."

Verdutzt starrte der Erdninja sie an. Das konnte doch nicht alles ein! Nicht, dass er etwas Romantisches wie Liebe auf den ersten Blick erwartet hätte, doch es wäre schon wünschenswert, wenn doch ein wenig mehr dahinter steckte. Vor allem Dingen nun, da er Kai ja gesagt hatte, er wurde sie rumkriegen, oder was auch immer. Nun sollte sich das Ganze als etwas schwieriger entpuppen.

„Sorry, Darling!", mit falscher Besorgtheit tätschelte sie seinen Arm, ehe ihre Laune komplett umschwang und sie- seiner Meinung nach- völlig verrückt wurde. „Gehen wir frühstücken?" Ratlos nickte er und hoffte gerade keinen schlimmen Fehler begangen zu haben.

An der Essenausgabe luden sich beide ordentlich die Teller voll und setzten sich in eine leere Ecke. Dabei achtete Cole besonders darauf von keinem seiner Freunde gesehen zu werden, beziehungsweise... er versuchte den Anschein zu erwecken. Aber noch war keiner da, und er würde sich wohl oder übel mit ihr unterhalten müssen.

„Was machst du eigentlich außerhalb des Turnieres so?", er ließ die Wörter so im Raum stehen und stocherte weiter in seiner Mahlzeit rum, in der Hoffnung, dass sie sich am Gespräch beteiligen würde.

Frozen FlowersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt