Prolog

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Ich stehe in der Mitte des Platzes und bin umgeben von hellem, weißem Licht. Sonst ist hier nichts. Nur ich und das Licht. Und diese eine sanfte, wohltuende Stimme. Eben war ich noch auf der Erde. Und jetzt bin ich hier. Ich bin gestorben und jetzt stehe ich hier und warte, das die Stimme wieder spricht. Ich bin ganz aufgeregt und kann nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin. Wie oft habe ich von diesem Ort geträumt? Wie oft habe ich als kleines Kind Bilder gemalt, wie ich mir diesen Ort vorstelle? Wie oft bin ich am Fenster gestanden und habe mir so sehr gewünscht, dass ich irgendwann hierher komme? Jetzt bin ich hier und an diesen wunderbaren Ort zu kommen, musste ich nur das leichteste auf der Welt tun: sterben. Endlich ertönt die wundervolle Stimme wieder. Es ist eine männliche Stimme. ,,Und du bist dir sicher, dass du das tun willst?",,Ja", hauche ich, denn mehr bringe ich im Moment nicht zusammen. Er hat mir alles gezeigt. Was meine Aufgabe ist, was ich tun muss und was ich für Möglichkeiten habe. Er hat mir auch gezeigt, was ich alles verpassen werde, wenn ich mich für diesen Weg entscheide. Er ist ehrlich zu mir. Sehr ehrlich sogar. Doch ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich halte immer noch daran fest.,, Du weißt, was der Preis ist, oder mein Kind?", sagt er und ich erschaudere, als er mich so nennt.,, Ja, ich weiß. Aber ich will es trotzdem. ",, Du weißt, dass diese Aufgabe sehr anstrengend ist. Du wirst fast nie eine Pause haben, und musst wachsam sein, rund um die Uhr. Du musst wissen, wie man die Menschen schützt, ohne sich selbst zu zeigen. Undeutlich willst es wirklich?",, Ja", beharren ich nach wie vor.,,Ich will dir dienen, mein Herr, auch wenn es noch so schwierig ist. Ich möchte dir einen Gefallen tun.",, Den tätest du mir wirklich", antwortet er und ich fühle mich ganz stolz,, du bist sehr entschlossen, mein Kind. Das ist für so eine Aufgabe wichtig. Doch denk dran, dass du es nicht mehr rückgängig machen kannst, wenn du erst einmal deine Entscheidung getroffen hast. Du kannst dann nicht mehr zurück. Und du weißt, dass du ewig leben wirst, nicht war? Ewig.",,Ja ich weiß. Doch ich will es dennoch ", antworte ich ohne Zögern,,ich will das tun, wenn ich dir damit am meisten dienen kann.",, Das tust du." Eine wohlige Wärme durchflutet mich.,,Doch du tust nicht nur mir einen Gefallen, sondern auch den Menschen auf der Erde.",, Also. Noch ein Grund mehr das zu tun.",, Na gut. Ich habe dich gewarnt. Dann sage es und beginne damit dein neues Dasein", sagt er und verstummt dann. Ich hebe mein Gesicht nach oben und rufe mit aller Entschlossenheit die ich besitze:,,Ich will ein Schutzengel sein!" Meine Verwandlung beginnt sofort. Das Licht wird noch heller und ich muss die Augen zu pressen. Ich merke wie ich abheben. Ein unbekanntes Gewicht an meinem Rücken. Meine neuen Flügel. Sie bohren sich schmerzhaft durch meine Haut, mein Fleisch und verwachsen mit meinem Rückgrat. Es tut weh, doch es macht mir nichts aus. Ich spüre, wie ich mich selbst verändere. Ich bin stärker als vorher und ich weiß, dass auch ich jetzt Engelsmächte habe. Es fühlt sich gut an. Plötzlich wird das Licht schwächer und ich merke, wie ich falle. Ich falle lange und schnell. Endlich bin ich unten. Der Aufprall tut garnicht weh. Ich rapple mich auf und schaue mich um. Hier hast du mich wieder, geliebte Erde. Ich höre noch seine Stimme.,,Nun bist du es" und mache mich mit einem Lächeln auf den Lippen auf die Suche nach meinem Ersten Schützling.

SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt