Kapitel 7

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"Hey.", grüßt Charlie den Barkeeper.
"Was machen zwei so hübsche Mädels wie ihr hier alleine?", grinst er.

Armer, Junge. Charlie nutzt ihn natürlich nur aus.

"Ich lade euch ein." Er lächelt nett und reicht uns zwei Gläser Wodka.

Meiner Meinung nach Teufelszeug, aber egal.

Wir kippen sie hinunter und Charlie zieht mich mit in die Menge. Ein Mädchen rempelt mich und sieht mich feindlich an.
Ich verliere Charlie in der Menge und beginne alleine zu tanzen.
Nach etwa drei Liedern muss ich eine Pause machen.
Mit Mühe komme ich fast an der Bar an, als mir jemand sein Ellbogen ins Gesicht rammt.

Scheiße, tut das weh!

Die Person dreht sich sofort um und fragt: "Alles okay? Das war keine Absicht. Geht's dir gut?"

Nein nein nein!  Ich schaue hoch in Henrys Gesicht. Er sieht gut aus. Sehr gut sogar. Er trägt ein blaues Hemd, seine blauen Augen leuchten in den Lichtern und seine Haare sind zerstrubbelt. Wahrscheinlich vom Tanzen oder...

Ein älteres Mädchen in blauem Minikleid und braunen Haaren steht neben ihm.
"Alles okay, lasst euch nicht stören.", knurre ich etwas genervt.

Wieso bin ich nur genervt? Soll er doch machen was er will!

Er will gerade etwas sagen, doch die Tussi kommt ihm zuvor: "Du siehst furchtbar aus."

Danke...

"Nein, ich meine du bist ganz blass.", redet sie schnell weiter. Eher blau. Der Schlag hat ganz schön gesessen.
"Mir geht's gut, ehrlich.", lüge ich.

Lügen war noch nie meine Stärke.

Henry kommt etwas näher, um mich zu betrachten, aber ich trete schnell zurück.
"Keine Widerrede. Komm mit." Er zieht mich durch die Tanzenden und lässt die Braunhaarige alleine stehen.
Sie schaut uns empört nach und zieht weiter.
Henry geht an die Bar, bekommt zwei Gläser gereicht und kommt zurück.

Na toll... Kann er nicht einfach weggehen?

Verunsichert schaue ich in seine blauen Augen, während er mir ein Glas reicht.
"Einer gegen den Schmerz und einer für die Seele."

Oh jetzt verstehe ich. Anscheinend habe ich eine Platzwunde.

Er merkt, dass ich nicht angefasst werden will, also gibt er mir ein Tuch und wartet ab, bis ich die Wunde infiziert habe.

Scheiße, tut das weh!

Henry lehnt sich an die Bar und lächelt plötzlich.
"Du bist Hope, nicht wahr?"
Ich schlucke.

Das hab ich nicht ganz durchdacht.

"Nein?" Zum Glück verbirgt die Dunkelheit, wie rot ich anlaufe.
Er versucht sich ein Lachen zu verkneifen und dreht sich weg.

Wieso bloß muss er so sexy aussehen? Kann er nicht einfach aussehen, wie ein verpickelter, junger pubertierenden Teenager?

"Natürlich nicht. Was tust du hier? Bist du mit deinem Freund da?"

Was geht ihn das an und warum will er das wissen?

"Mit einer Freundin." Auf seine zweite Frage gehe ich nicht ein. Henry zögert kurz, doch dann sagt er: "Alex war ziemlich sauer."

Was du nicht sagst...

"Ähm... Das ist doch der Typ, der mit David kämpfen wollte, oder?" Schön auf dumm stellen.
"Ja. Erinnerst du dich?"
"Nicht wirklich.", murmle ich verlegen und versuche weiter in den Schatten zu rücken.

Wenn ich ihn ignoriere, geht er vielleicht ja wieder.

"Ich verstehe es nicht."
"Was?" Verwirrt schaue ich ihn an.
"Dich. Du bist so... schüchtern. Wieso denn, du siehst doch super aus."

Soll ich mich jetzt dafür bedanken?
Wüsste er, dass sein Nerd vor ihm steht, hätte das anders geklungen.

"Danke. Also ich muss dann wieder los.", versuche ich endlich zu gehen.
"Deine Freundin rennt schon nicht weg. Lust zu tanzen?" Henry lächelt sein berühmtes Henrylächeln.

Wow... das ist so... furchtbar, ganz schrecklich, Emma! Ich bin ein hoffnungsloser Fall.
Ich gebe mir innerlich eine Ohrfeige.
Wenn ich wollte, könnte ich es ihm jetzt heimzahlen, für alles was er mir angetan hat, dieser Arsch.
Sein Lächeln macht mir die Entscheidung extrem schwer. Am liebsten würde ich ihn anbrüllen, nicht so zu lächeln, doch er würde das nur anders auffassen...
Na gut.

Er sieht mich abwartend an und ich nicke schweren Herzens.
Strahlend nimmt er meine Hand und führt mich in die Mitte des Clubs.
Das Lied, das gerade spielt ist mein Lieblingslied.

Wie passend. Vielleicht sieht es ja nicht so steif aus.

Unsicher bewege ich mich zur Musik, bin im Rhythmus der Musik gefangen und strahle ihn an, als meine Lieblingstrophe kommt. "Ich liebe dieses Lied!", schreihe ich ihm im Lärm zu.
Dann auf einmal fasst er meine Hüfte an und wir tanzen ganz nah beieinander.

Zu nah. Irgendwie wird es heiß hier drin. Der Alkohol? Oder liegt das an Henry?

Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und schaue ihn an.
So werde ich ihn nie wieder anschauen können. Zuhause wird er mich wieder hassen. Ich komme ihm noch näher, fühle seinen Atem an meinem Hals und starre seinen Mund an. Dann ihn.
Henry beobachtet jede meiner Bewegungen und küsst mich plötzlich.

Wie kann sich etwas so falsches so gut anfühlen?

Der Kuss wird leidenschaftlicher, als erwartet.

Wenn ich ehrlich bin, sollte ich nicht ihn verantwortlich machen, sondern mich, denn ich fahre ihm durch die Haare und er küsst meinen Hals entlang.

Mutig fahre ich sein Shirt nach unten und übe etwas Druck auf seiner Jeans aus.
Henry keucht und ich spüre seine Erektion.
"Wollen wir zu mir gehen?", haucht er wie betäubt in mein Ohr.
Ungewollt nicke ich und er zieht mich in Richtung Ausgang.
Plötzlich wird mir klar, dass es nicht geht.

Mein Vater würde mich sehen, Alex oder noch schlimmer, er würde meinen BH erkennen! Ich trage noch den selben schwarzen wie heute morgen!

Panisch reiße ich mich los und renne so schnell ich kann wieder in den Club, ohne zurückzuschauen.

My secret of PoledanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt