Kapitel 40

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Emma POV:

Skeptisch betrachte ich mich im Spiegel und seufze bei dem Anblick meines giftgrünen Kleides.

Ich will Julia nicht enttäuschen, weshalb ich mich dazu zwinge, ihr Kleid anzuziehen.

Gott, ich werde so ausgelacht werden.

Ich sehe schon vor mir wie Cherry vor Schreck einen Herzinfarkt bekommt.
Das Kleid passt einfach nicht zu mir.

Darin fühle ich mich wie eine Prinzessin.
Kurz gesagt: Albern und dämlich.

Als es an meiner Zimmertür klopft, will ich mich hinter dem Kleiderschrank verstecken, aber die Person ist schon eingetreten und bekommt bei meinem Anblick einen Lachkrampf.

Henry hält sich am Türrahmen fest, um nicht vor Lachen umzufallen.

War ja klar...

Missmutig knirsche ich mit den Zähnen. "Freut mich auch dich zu sehen. Wie findest du es?" Gespielt begeistert drehe ich mich im Kreis.

Mit Mühe bekommt er das Lachen in den Griff.

Hätte er noch weiterhin gelacht, hätte ich ihm wahrscheinlich eine runtergehauen.

Er kommt lächelnd auf mich zu, legt eine Hand um meine Taille und zieht mich etwas an sich.

"Du siehst hübsch aus, Püppchen.", grinst er und betont provokant den Kosenamen. "Das Grün gefällt mir."

Er ist ein grottiger Lügner.

"Witzig. Wer nicht lügen kann, sollte es besser lassen.", murmle ich und löse mich aus seinem Griff, was ihn stutzen lässt.
Meine Distanz scheint ihm aufzufallen.

Die letzten Tage sehen wir uns kaum. Dauernd muss er arbeiten, oder hat etwas anderes vor. Ich versuche ihm zu glauben, aber irgendetwas hält mich davon ab.

Erst jetzt fällt mir auf, dass er auf Abstand geht.
Wieso bemerke ich das erst jetzt?!

"Geht es dir gut?", fragt er besorgt und mustert mich aufmerksam. "Du bist zur Zeit so... distanziert."

Ich? Bitte was? Ich wüsste nicht, dass er derjenige war, der etwas unternehmen wollte. Pff.

Beinahe muss ich bitter auflachen.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.", beruhige ich ihn. "Mir geht es gut, ich habe nur gerade sehr viel um die Ohren."

Henry wird sich mir schon öffnen, wenn er es endlich zulässt. Ich kann ihn nicht dazu zwingen.
Trotzdem verletzt es mich...

"Sicher?", hakt er misstrauisch nach und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, als ich mir ein Nicken abringe.

Ein Lächeln gelingt mir leider nicht, was ihn seufzen lässt.
"Emma, du lügst mich doch an."
"Ich dachte wie spielen 'wer kann besser lügen'?", entgegne ich.

Mensch, Emma. Du willst dich mit deinem Freund versöhnen und kommst so zickig rüber?

Am liebsten würde ich das zurücknehmen.

Henrys Lächeln verschwindet jetzt endgültig. "Weißt du..." Er seufzt. "Ich wollte eigentlich mit dir heute den Tag verbringen, aber offensichtlich willst du nicht. Meld dich, wenn du wieder normal bist."

Mit diesen Worten lässt er mich alleine im Raum stehen.

Es fühlt sich an, als hätte er mir einen Eimer voll Eis über mich geschüttet.

Sollte eine Beziehung nicht schön sein? Momentan macht mich Henry nur traurig. Ich will nicht so behandelt werden.

Ich spüre wie mir Tränen aufsteigen, aber ich kann sie mit Mühe zurückhalten, als mein Handy ertönt.

Erleichtert von der Ablenkung sehe ich auf das Display.
Unbekannte Nummer.

Verwirrt nehme ich ab. "Hallo?", krächze ich.

Nicht krächzen. Reiß dich zusammen!

"Emma? Ich bin's. Darius.", ertönt eine bekannte Stimme.

Dass er anruft, überrascht mich. Normalerweise würde ich auflegen, aber ich bringe es nicht übers Herz.

"Hey...", flüstere ich und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter.
"Alles okay?" Er klingt... besorgt.

Das sollte er nicht sein.

Ich schüttle den Kopf, aber er kann mich ja nicht sehen.
Schnell räuspere ich mich. "Nicht wirklich.", antworte ich ehrlich. "Aber es ist nichts schlimmes, keine Sorge."
"Soll ich zu dir kommen?", bietet er an.

Wieso will er das? Er sollte sich nicht für mich interessieren.

"Nein."

Klang das zu harsch?

"I-ich meine nur... das wäre keine gute Idee.", füge ich hinzu.
"Liegt es an mir? Bist du noch sauer? Es tut mir leid. I-ich... ich habe das nicht so gemeint letzte Woche. Was ich gesagt habe-" Darius holt tief Luft. "Das war gemein. Und ich will, dass du weißt, dass ich so nicht denke. Weißt du, ich... ich mag dich. Wahrscheinlich ist das einfach meine Art mich von Menschen fern zu halten. Das verstehst du nicht..."

Niemand versteht das besser als ich.

Ich muss leicht lächeln. "Schon okay. Ich war sowieso nicht mehr sauer."
Das lässt ihn stutzen. "Warst du nicht?"
Ich kichere leise. "Nein. Nicht wirklich. Ich verstehe dich sogar. An deiner Stelle würde ich mir auch nicht trauen."

Wenn er wüsste, was ich alles schon angestellt habe... Wobei? Bestimmt weiß er schon alles.

Ich bin noch nie jemanden begegnet, der mich nicht vorverurteilt. Dafür bin ich ihm unglaublich dankbar. Jeder andere hätte mich für eine Schlampe gehalten.

"Darius?"
"Hm?"
"Willst du zur Hochzeit unserer Eltern kommen?", frage ich kaum hörbar mit wild pochendem Herzen.

Wenn er jetzt 'nein' sagt, wird es peinlich.

"Du lädst mich zur Hochzeit ein?", fragt er ungläubig.
"Ähm... ja."
Er bleibt kurz still. "Wieso?"
"Meine Freunde sind auch die Freunde von meinem Dad.", antworte ich schulterzuckend und kann sein Lächeln praktisch durchs Telefon hören.

"Ich komme gern."

Neues Kapitel. 😍🔥

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My secret of PoledanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt