Kapitel 24

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Emma POV:

Natürlich hat Henry auf meine Nachricht nicht geantwortet. Wahrscheinlich hat er sie nicht einmal geöffnet.

Deprimiert stehe ich von der Parkbank auf und schlendere nach Hause. Um mich zu beruhigen lasse ich mir doppelt so viel Zeit, wie ich sonst zu uns brauche.

Zum Glück war Chantal heute Abend da und hat mich bei ihr schlafen lassen.

Alex und Henry zu begegnen war keine Option. Vorher hätte ich auf der Straße geschlafen.

Ich schließe die Tür auf und als ich die Küche betrete, werde ich mit dem  Klirren von Geschirr empfangen.

Julia deckt gerade den Tisch und Dad ruft mir aus dem Wohnzimmer einen Gruß zu: "Emma, na endlich."

Julia ist heute Abend besonders gesprächig, aber vielleicht kommt es mir nur so vor.

Sie erzählt von der neusten Reise ihrer Mutter, die sie mit ihrem Mann nach Santiago unternommen hat.

Wir setzen uns gerade an den Tisch, als Henry auftaucht und sich nach einer kurzen Begrüßung neben Alex auf den Stuhl lümmelt.

Alex hat sich anscheinend erstmal entschieden, die Klappe zu halten, was er mir mit einem kurzen Blick zu verstehen gibt.

Henry würde sich definitiv anders verhalten, wenn er es wüsste.

Ich bin Alex zum ersten mal richtig dankbar.

Wir reden weiter über Santiago und damit ich Henry nicht ansehen muss, starre ich auf meinen Teller mit dem Essen.

"Magst du es nicht? Ist das Fleisch zu hart?", fragt Cherry und schaut auf meinen noch unangetasteten Teller.

"Nein, das ist alles sehr lecker, danke. Es ist meine Schuld. Heute Nachmittag habe ich ein Stück Pizza gegessen und habe noch keinen richtigen Hunger.", versuche ich, mich zu entschuldigen.

Ich bin zum Glück nicht die einzige am Tisch, die immer was zwischendurch essen muss. Julia erzählt, dass sie bis zum Alter von sechzehn Jahren fast fettleibig war. Obwohl ihre Eltern sie auf eine strenge Diät gesetzt hatten, ging sie jeden Tag nach der Schule bei der Imbissbude vorbei und schob sich mindestens fünf frittierte Reisbällchen rein, bevor sie nach Hause ging. Nach ein paar Monaten schöpfte ihre Mutter Verdacht und schickte den großen Bruder hinter ihr her. So flog die ganze Geschichte auf. Sie machte die Runde, und seit dem Moment haben sie immer alle Speckklops gerufen.

Kinder können manchmal echt fies sein.

"Und hast du die Dinger weiter gegessen?", frage ich.
"Nie mehr. Seit dem Tag habe ich sie gehasst.", erwidert sie und lacht.

Während dem ganzen Essen klingelt Henrys Handy ununterbrochen. Irgendwann platzt Julia der Kragen und regt sich so dermaßen auf, dass er beleidigt aufsteht und ohne Gruß die Küche verlässt.

Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Soll er doch zu Diana gehen.

Zwanzig Minuten später liege ich auf meinem Bett.

Was dachte ich denn, was geschieht?
Das letzte Mal habe ich ihn weggedrückt, ohne eine Erklärung.

Ich höre Geräusche aus seinem Zimmer...

Geht er etwa weg? Geht er weg, weil er eine neue Freundin hat? Er will mich bestimmt nicht mal mehr sehen.

Ein Klingeln an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

Wenn das jetzt ein fremdes Mädchen ist raste ich aus...

Aber zum Glück erkenne ich Charlies Stimme und warte, bis sie zu mir aufs Bett kommt, doch als sie die Tür öffnet, sehe ich ihr sofort an, dass etwas nicht stimmt.

"Was ist passiert?", frage ich besorgt.
"Ich hab mit Louis Schluss gemacht.", schluchzt sie traurig.

Wie bitte? Das ist ein Scherz, oder?

"Was? Warum das denn?"
"Gerade eben. Ich wollte mich mit ihm treffen, aber wie immer hatte er 'gerade keine Zeit'.", äfft sie ihn nach.
Den letzten Satz betont sie abfällig und hockt sich zu mir.

"Eine dümmere Ausrede ist ihm auch nicht eingefallen. Warum trennt er sich dann nicht einfach von mir, wenn er mich nicht sehen will?"

Gute Frage.

"Vielleicht hat er ja... für die Schule-"
"Ach, vergiss es! Ich schließe jetzt mit Louis ab. Bestimmt sind die Typen schuld, mit denen er abhängt. Ständig muss ich mitansehen, wie er sich nachts rausschleicht und Drogen vertickt. Dabei hat er noch nicht einmal Ahnung, was er da verkauft oder-"

Charlie plappert ohne Nachzudenken los und stoppt abrupt, als ich realisiere, was sie da gesagt hat.

Mein Gesicht spricht Bände.

"Charlie?", frage ich mit zitternder Stimme. "Sag mir bitte nicht, dass das Louis war..."

Ich muss ihr nicht erklären, wovon ich spreche.

Meine Freundin öffnet den Mund, bekommt aber kein Wort heraus.

Das kann nicht wahr sein...

"Raus!" Mehr bekomme ich im Moment nicht zustande.

"Em'... Lass es mich-"
"Verschwinde! Sofort."

Verzweifelt wendet sie sich ab und läuft die Treppe nach unten.

Von der Fensterbank aus schaue ich ihr hinterher, wie sie die Straße entlang geht.

Wie konnte sie mir das nur verheimlichen? Die Dealer war also Louis? Ich wusste, dass er mir bekannt vorkommt.

Von wegen Freundin! Einen scheiß ist sie! Verraten hat sie mich.
Ihre beste Freundin...
Charlie wusste also die ganze Zeit, wer mir die Tabletten gegeben hat und hat nichts gesagt. Liebe macht also wirklich blind.
Und ich dumme Kuh heule mich bei ihr aus, mache mir Vorwürfe, während sie die ganze Zeit Bescheid wusste! So kann man sich in Menschen täuschen.

Wenigstens weiß ich jetzt wer der Dealer war.

Louis, diese Ratte! Ich bring ihn um.
Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen. Es war doch so offensichtlich.

Außer mir vor Wut ziehe ich mir meinen Mantel an und stecke die Pistole in die Jackentasche.

Schnell renne ich die Treppen nach unten.

Charlie weiß von der Pistole und was ich vorhatte. Sie ist nicht blöd. Natürlich wird sie Louis warnen, dass ich Bescheid weiß.

Gerade springe ich die letzte Treppe nach unten, als jemand um die Ecke kommt und ich mit voller Wucht in die Person knalle.

Der Schwung lässt uns zu Boden fallen. Meine Waffe rutscht aus der Tasche und landet ein paar Meter  weiter auf dem Boden neben einer Person.

Geschockt starrt Henry die Pistole an und dann mich.

"Emma, was hast du mit einer Knarre vor?!"

Hello meine Süßen ^^

Ihr seid die Besten :* Lieb euch

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My secret of PoledanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt