Kapitel 1

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"Emma. Komm schon! Lass uns heute ein einziges Mal auf eine Party gehen. Es wird dir gefallen! Danach überlass ich dich auch wieder deinen Büchern! Mach es für mich!"
Hi, diese Emma, die hier gerade angebettelt wird, das bin ich. 17 Jahre alt und ich lebe in Engelwood in Florida. Eigentlich bin ich in Deutschland geboren, doch als ich 12 war entschieden sich meine Eltern für einen Umzug hierher, und das gegen meinen Willen. Früher war ich auch ganz anders. Ich war aufgeweckt und ziemlich lustig drauf, doch mit unserem Umzug verkroch ich mich immer mehr. Erst waren es die Sprachprobleme und als ich halbwegs gut englisch sprechen konnte hatte ich bereits den Anschluss verpasst. Tja Pech gehabt, Emma. Meinen Eltern kann ich unseren Umzug bis heute nicht verzeihen. Nicht nur meine Freunde sondern auch mein Selbstbewusstsein ließ ich zurück. Deswegen zähle ich die Tage bis zu meinem 18 Geburtstag um endlich zurück nach Deutschland zu fliegen. 287 Tage sind es heute noch.
Eine wedelnde Hand vor meinem Gesicht brachte mich von meinem Traum zurück in die Realität.
"Emma sag mal hörst du mir zu?" Ich nickte geistesabwesend.
"Party du ich heute Abend?" Ich nickte weiterhin wie in Trance.
"Wirklich du kommst mit!" Ihr Gequietsche und eine stürmische Umarmung holten mich auf den Boden der Tatsachen zurück und mir war klar, dass ich mich da gerade in irgendwas reingeritten haben muss, was ihr ziemlich gefällt.
"Stopp Stopp Stopp! Wohin komme ich mit?"
hinterfragte ich ihre Freude.
"Naja zur Party von Matthew! Da kommst du nicht mehr raus! Du hast genickt und ich schleppe dich da hin ob du willst oder nicht!"
Meine Augen weiteten sich und ich riss meinen Mund auf. Darum soll man immer zuhören und nicht einfach ja sagen. Ich stöhnte genervt auf und überlegte angestrengt wie ich da wieder rauskam. Erkältung? Ne das hatte ich schon die letzten beiden Male gesagt, funktioniert nicht schon wieder. Ähmm ...was würde noch klappen... Hausarrest! Das ist es!
" Ich würde ja wirklich wahnsinnig gerne, aber ich hab leider Hausarrest. Nächstes Mal gerne." Gerettet dagegen kann Laura nichts mehr sagen.
"Soll ich mit deiner Mum sprechen? Du weißt doch wir beide sind so dicke miteinander, da bring ich sie schon dazu dich rauszulassen. Warte ich geh schnell runter!" meinte sie mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Natürlich kaufte sie mir meine Ausrede nicht ab.
Ich verdrehte genervt die Augen.
"Na gut ich gebe mich geschlagen. Ich komme mit. Aber nur heute! Danach lässt du mich in Ruhe!" gab ich mürrisch von mir.
"Yes yes yes! Perfekt! Und weil ich wusste, dass du mir heute nicht davon kommst hab ich dir sogar schon was zum Anziehen mitgebracht!" jubelte sie und zog wie von Zauberhand ein schwarzes Kleid hervor. Und vor allem ein Kleid mit durchsichtigen Abschnitten.
"Das ist doch nicht dein Ernst! Das kann ich doch nicht anziehen, da quetscht bestimmt überall mein Fett heraus!"
"Manchmal frage ich mich echt wo du dein Selbstwertgefühl verloren hast. Ich würde töten für deine Figur! Jetzt zieh es an. Ich will sehen, wie es aussieht!" meinte sie, drückte mir das Kleid in die Hand und schickte mich in Richtung meines eigenen Badezimmers.
Zweifelnd stand ich vor meinem Spiegel und drehte mich im Kreis um zu sehen, ob irgendwo etwas rausquetschte. Nein eigentlich sieht es sogar ganz okay aus.
"Emmy bist du jetzt mal soweit?"
"Jaja! Ich komme schon!" brüllte ich durch die Tür und öffnete sie. Laura lag auf meinem Bett und blätterte durch eine Zeitschrift, die sie aber sofort wegschmiss als sie aufsprang und auf mich zustürmte.
"Oh mein Gott du siehst hammer aus! Die anderen werden Augen machen! Jetzt bändigen wir noch deine rote Mähne und dann ein bisschen Make-up. Ach das ist perfekt ich seh es schon vor mir!!! Hopp hopp! Lass uns loslegen!"
Und Laura untertrieb wirklich nicht. Nach einer weiteren Stunde stand ich erneut vor dem Spiegel und erkannte mich selbst kaum wieder.
"Und? Zufrieden?" fragte sie mich lächelnd.
Ich nickte überwältigt und brachte nur ein kleines "Wow" hervor.
"Genau das wollte ich hören! So jetzt mach ich mich noch fix fertig und dann können wir los! Ich bin so gespannt ob die Anderen dich überhaupt erkennen!"
Während Laura sich fertig stylte saß ich auf meinem Bett und surfte, nachdem ich gefühlt hunderte Fotos von mir gemacht hatte, etwas im Netz. Auch Laura hatte sich herausgeputzt. In ihrem dunkelgrünen Kleid sah sie einfach hammer aus. Mit meiner Lederjacke um die Schultern und Laura an der Hand ging ich die Treppe runter. Ich musste keinen Zettel oder sonstiges hinterlassen, da meine Eltern sich eine 'kleine Auszeit' nehmen wollten und deswegen für 4 Wochen durchs Land reisten. War schon irgendwie praktisch.
Unser gerufenes Taxi brachte uns zu der Partyadresse und die Arme einharkt gingen wir durch die Menschenmassen. Ab und zu erkannte ich Leute aus meinem Jahrgang, doch vor allem bemerkte ich die drängenden Blicke auf meiner Haut. Starrten die wirklich mich an? Nach einem PinaColada und einer kleinen Schnapsrakete spürte ich bereis den Alkohol.
"Und ist die Party wirklich so schlecht wie du dachtest?" fragte Laura mich ebenfalls schon leicht angetrunken.
"Also bis jetzt find ich es gut. Aber komm jetzt ich will ne runde tanzen!"
Der Beat der Musik spürte ich bis in meine tiefsten Muskeln und ich schaffte es nicht einfach nur ruhig rumzusitzen.
Ich tanzte fröhlich mit Laura zu den Klängen der neusten Musik. Wie zufällig berührten erst vereinzelt dann aber vollends fremde Hände meinen Körper. Ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl in meiner Haut und drehte mich zaghaft um zu demjenigen, der mich berührte.
Ein gut aussehender und vor allem tätowierter Junge grinste mich verschmitzt an und zog mich noch näher zu ihm ran, sodass ich erschrocken aufkeuchte.
"Na Süße dich hab ich hier ja noch nie gesehen. Sonst hätte ich dich schon längst gefragt ob ich dir mal mein Zimmer zeigen sollte." seine Alkoholfahne stach in meinen Augen.
"Ich bin zwar neu aber ich möchte nicht dein Zimmer sehen." sagte ich bemüht ruhig und drehte mich von ihm weg.
"Komm schon Honey es wird dir gefallen." flüsterte er in mein Ohr und begann an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Ich schupste ihn erschrocken weg.
"Nein. Ich will nicht! Lass mich in Ruhe!" meinte ich mit lauter gewordener Stimme und wollte mich erneut wegdrehen, aber seine Hand klammerte sich fast schmerzhaft um meinen Oberarm.
"Stell dich nicht so an!" meinte er grimmig und versuchte mich zu ziehen. Ich schrie auf, doch
das hielt ihn nicht auf.
"Nein ich will nicht!" versuchte ich es erneut und schupste ihn weg.
Bei dem erneuten Versuch nach meinem Arm zu greifen wurde er von einer tiefen und vor allem ernsten Stimme aufgehalten.
" Ryan lass sie sofort los sie hat nein gesagt. Geh und such dir ne andere die du abschleppen willst!" ich konnte mich nicht umdrehen, weil Ryan mich so fest hielt.
Er schien zu zögern.
"Hast du es jetzt bald mal oder soll ich dir die Hand brechen!" brüllte mein Retter ihn wütend an. Ryan ließ mich los und ging an mir mit zornigen Blick vorbei. Er zischte mir noch ein "Schlampe" zu und verschwand dann in der Menge. Meine erste Party und dann sowas.
"Hey ist alles klar bei dir? Hat er dir was angetan?" brachte mich die Stimme meines Retters ins Diesseits zurück.
Ich drehte mich zu ihm um.
Und verlor mich in den blauen Augen des Unbekannten.

Babyblauer HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt