Kapitel 4

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Die Tränen standen mir in den Augen und obwohl ich es versuchte mit allen Mitteln zu verhindern verirrte sich schon die erste Träne auf meine Wange und rann an dieser herab. Ich hasste es zu weinen, denn es machte einen verletzlich und schwach. Es zeigte der ganzen Welt wie schlecht es einem ging. Eine weitere Träne folgte, dann eine nächste Träne. Ich versuchte verzweifelt sie mit meinen Händen aus meinem Gesichte zu streichen. Zwecklos. Ich verstand Finn nicht, was war plötzlich mit ihm los. Erst beschützt er mich und tut so als ob ich das Wichtigste auf der Welt für ihn wäre und im nächsten Moment lässt er mich so fallen. Und das kurz nachdem ich mit ihm geschlafen hatte. Ich hatte mir immer geschworen mein erstes Mal für jemanden ganz besonders aufzuheben, für jemanden dem ich absolut vertrauen konnte. Jemanden der mich liebt und alles für mich tun würde. In diesem Moment war ich fest davon überzeugt das Finn derjenige war. Auch wenn es übertrieben wäre gleich von der großen und wahren Liebe zu sprechen, spürte ich da zwischen uns etwas, dass unbeschreiblich war. Eine Nähe, die eigentlich noch gar nicht hätte da sein können. Eine Vertrautheit, die sich sonst erst nach Monaten oder gar Jahren einstellt. Es war mehr als nur ein bisschen Aufmerksamkeit, mehr als nur vorgespielte Zärtlichkeit. Zumindest dachte ich das bis gerade eben. Wie konnte er mich einfach so rausschmeißen? Was gab es so wichtiges, dass er von jetzt auf gleich zu einem riesen Arschloch mutierte? Diese Kälte in seinen Augen und seiner Stimme überzog meinen Körper mit einer Gänsehaut, die bis jetzt anhielt. Ich irrte immer noch durch die Straßen. Scheinbar lebte er in einem eher abgelegenen Teil der Stadt, denn hier befand ich mich das erste Mal. Ich müsste lügen, wenn ich sagen sollte, dass es hier schön war. Ganz im Gegenteil, ich fand es hier irgendwie sogar ziemlich gruselig. Alles wirkte so dunkel und dreckig, kaum eine Wand war nicht mit Graffiti vollgesprayt. Unbewusst beschleunigte ich mein Tempo und wollte schnellst möglich weg von hier. Raus aus dieser Gegend und weg von ihm. Dann würde ich mich in mein Bett kuscheln, Taschentücher in meiner einen Hand und Schokolade in meiner anderen. Ich würde mich verkriechen und darauf warten, dass es nicht mehr so sehr weh tut, würde meinen Kopf daran zerbrechen, was mit Finn so plötzlich losgewesen ist. Würde ich ihn überhaupt je wieder sehen? Ich wusste nicht einmal seine Nummer. Wahrscheinlich war ich wirklich nur ein kleines Experiment für ihn. Er wollte nur testen, wie schnell er die Neue rumbekommt. Und er hatte es verdammt schnell geschafft. Wäre ich doch nur nie auf diese verdammte Party gegangen. Dann hätte ich ihn nie kennengelernt und alles wäre jetzt gut. Mittlerweile schien es mir auch, als ob ich immer tiefer in diese Gegend rein gehen würde. Ich entschied mich Laura anzurufen und sie zu fragen, ob sie mich abholen könnte.

„Ja wer er ist da?" hörte ich plötzlich eine Stimme, die ganz und gar nicht nach Laura klang.

„Ähm hier ist Emma... und wer bist du?" fragte ich den Jungen an der anderen Leitung.

„Was? Achso ich bin Matthew. Du willst bestimmt Laura sprechen oder?"

„Äh ja genau. Kannst du sie mir geben?" ich war leicht verwundert. Scheinbar war ich nicht die Einzige, die gestern 'Spaß' hatte. Ich hörte wie Matthew sie ruf und kurze Zeit später hörte ich ihre Stimme am anderen Ende.

„Hey Süße! Wie geht's?" fragte sie mich glücklich.

„Ich...könntest du mich abholen? Ich hab mich verlaufen und naja also..." ich merkte wie meine Stimme immer noch zitterte.

„Oh Gott Emmy was ist passiert? Geht's dir gut?"

„Kann ich dir das später erzählen? Ich weiß nämlich wirklich nicht wo ich hier gerade bin und ich will nur noch nach Hause."

„Ja klar ich frag Mattie ob er mich zu dir fährt. Wo bist du denn?"

„Also hier steht was von Marryload Street."

„Mattie kannst du mich zu einer Marryload Street fahren?" hörte ich wie sie Matthew fragte.

„Was macht sie denn da? Ist die total bekloppt? Das ist die gefährlichste Gegend der Stadt und sie rennt da alleine rum? Sag ihr wir fahren sofort los! Sie soll zu der Tankstelle am Ende der Straße gehen!" brüllte Matthew so laut, dass ich es hören konnte.

„Maus? Wir kommen sofort und du sollst zu einer Tankstelle gehen! Okay?" sagte sie ganz aufgeregt.

„Okay! Beeilt euch bitte!" Ich legte auf und sah ein Tankstellenzeichen wenige hundert Meter von hier entfernt. Das muss es sein. Schnell machte ich mich auf den Weg dorthin.

„Ey Jungs schaut mal. Da vorne ist ja ne ganz süße Maus. Wollen wir ihr nicht mal „Hallo" sagen?" vernahm ich die Stimme eines Jungens, der mich mit seinem Spruch aus meinen Gedanken riss. Ich blickte auf uns sah eine Gruppe Jungen auf mich zukommen. Fast jeder von ihnen hatte eine Flasche Alkohol in der Hand und zu meinem Unglück steuerten sie direkt auf mich zu. „Na Kleine, warum so traurig? Sollen wir dir helfen?" meinte einer der Fünf. Die anderen lachten und tranken aus ihren Dosen. Ich versuchte sie zu ignorieren und ging auf die andere Straßenseite. „Hey sehen wir so aus, als ob man uns ignorieren sollte oder was?" fragte er mich aggressiv und verfolgte mich. Komm Emma beeil dich noch ein paar Meter dann bist du da.

„Bleibst du wohl mal stehen!" wütete er erneut. Zwei von ihnen überholten mich und versperrten mir den Weg. Ich blieb stehen und drehte mich einmal herum. Sie hatten mich umzingelt und grinsten mich boshaft an.

„Wollen wir doch mal sehen, ob du nicht doch bei uns bleiben willst!" Er kam mir näher und zerrte zunächst an meiner Handtasche. Auch wenn ich versuchte ihm entgegenzuwirken war ich ihm kräftemäßig absolut unterlegen.

„Hmm was haben wir denn hier... Portemonnaie, Handy. Das nenn ich mal ne gelungene Beute." Er freute sich und schmiss meine Handtasche zu seinem Kumpel.

„Tanz mal ein bisschen für uns, Süße! Zeig uns mal was von dir!" Ich schüttelte geschockt den Kopf und Tränen rannen dieses Mal aus Verzweiflung über meine Wangen. Als ich nicht anfing schubste er mich, sodass ich in den Armen des Anderen landete. So ging das bis ich auf den Knien landete und aufschrie.

„Hey lasst sie in Ruhe! Ich hab die Bullen gerufen!" vernahm ich eine rettende Stimme. Sofort ließen die Typen von mir ab und rannten weg. Tränen der puren Verzweiflung rannen mir über die Wangen und tropften auf den Boden. Ich spürte wie Laura mich umarmte und mir immer beruhigende Wörter ins Ohr flüsterte.



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Neues Kapitel! Hoffe die Geschichte kommt an!

LG

SonneMondSterne1

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