Ertrunken?

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Traum
Ich rang um Luft, im Meer war es so tief.
Ich wurde in die Tiefe gezogen.
Die Panik überkam mich.
Ich versuchte zu paddeln, schwimmen was auch immer! Ich tauchte auf, etwas zog mich an den Armen. Ich wurde hochgezogen, mich funkelten große braune Augen an. "Geht es dir gut?" fragte der Junge besorgt. Ich regte mich nicht. "Joe! Ich habe Sofie gefunden!" Ein Mann drehte sich dem Jungen. "Endlich!" Der Junge zog mich in eine stürmische Umarmung, mir war recht kalt geworden. Es schienen mindestens 30° zu sein, aber ich fror. "Wer bist du?" kam benebelt von mir. "Sofie? Erinnerst du dich nicht mehr? Ich bin's! Chase!" Chase...genau genommen erinnerte ich mich an gar nichts. Ich schüttelte den Kopf. Meine langen, roten Haare hingen schlabbrig herunter. "Sofie! Du bist ganz blass, nimm dir die Decke!" rief Chase. Ich nickte benommen. "Warte, ich geb sie dir" Er schlang eine Wolldecke um mich. "Danke" flüsterte ich. Wir kamen an ein Ufer, ich war immer noch ganz durchnässt. "Ich bringe dich erst mal nach hause" sagte Chase ruhig. Ich wollte aus irgendeinem Grund, bei ihm bleiben. Ich fühlte mich wohl bei ihm. "Kann ich auch bei dir bleiben?" fragte ich kleinlaut. Er nickte freudig. "Aber erst musst du ins Krankenhaus, vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung, es ist komisch dass du dich nicht erinnern kannst" Vielleicht hatte er recht, was wenn ich mich jetzt wirklich nie wieder an etwas von früher erinnern kann, äußerst merkwürdig. Aber wie kam ich überhaupt in diese Lage? Ich war bewusstlos, ich spürte nichts um mich herum...
Ich sah Ärzte reden, mit Chase. Es wirkte als ob ich nicht anwesend war. Eine weinende Frau sah ich, sie saß einfach nur da und weinte in die Schulter eines Mannes. Benommen saß er einfach so da. Ich musste ihnen irgendwie helfen. Ich versuchte aufzustehen, jedoch blinzelte ich nur, langsam, aber wirklich langsam öffneten sich meine Augen. „Hhaaben... sie das gesehen?" fragte Chase geschockt. Ich schnaubte. „Was gesehen?" fragte die verheult aussehende Frau. „Sofie...sie war bewusstlos, und sie hat die Augen geöffnet, sieh!" Eine Frau trat in mein Zimmer. Mich blendete das Neonlicht, ich versuchte mich aufzusetzen, aber meine Arme wirkten so schwer. „Sofie! Was machst du nur für Sachen?" lachte sie. Sie kam mir wage bekannt vor. Ich hatte etwas für sie übrig. Sie kam mir wie eine Mutter vor. „Mum?" Es kam mir falsch vor aber, vielleicht war ich auch einfach nur verunsichert. „Jaah" lachte sie erleichtert. Wenn sie wüsste wie erleichtert ich war. Der Arzt kam rein, „Wie fühlst du dich?" fragte der Arzt. „Wie soll ich mich fühlen, bin ins Meer gestürzt, wurde rausgefischt, bin dort bewusstlos geworden und liege jetzt im Krankenhaus?" sagte ich zynisch. „Hahaha, ich denke mal dass sie morgen oder übermorgen raus kann, aber was denkst du warum du keine Erinnerungen hast, denn allerhöchstens hast du dich unterkühlt" das hilft mir jetzt aber weiter. Aber wenigstens darf ich bald hier weg. „Schatz, ich packe zuhause deine Sachen zusammen" meinte Mum und verließ mein Krankenzimmer. Sie konnte aber nicht gehen ohne dass sie nochmal nach mir schaute. „Gut, ich lasse dich dann mal in ruhe schlafen" lächelte der Arzt krampfhaft. „Chase? Kannst du hier bleiben?" ich konnte hier nicht schlafen, abgesehen davon noch bis übermorgen hier bleiben. Er nickte zaghaft und setzte dich auf den nächsten Stuhl mir gegenüber. „Weißt du noch was du vor dem Tauchen gemacht hast?" ich lachte, wenn man das tauchen nennen kann. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal mehr wie meine Mutter oder du mit Nachnamen heißt, ich weiß das nicht mal bei mir selbst!" antwortete ich. „Klingt ja klasse" ich zuckte nur die Achseln. Ich hatte größere Probleme, als dass ich meinen Namen nicht mehr weiß. „Was machst du dann eigentlich? Ich meine du musst ja auch wieder zur Schule" Darüber dachte ich noch gar nicht nach. Konnte doch nicht wahr sein. Ich konnte noch eigentlich alles rechnen, schreiben und lesen konnte ich auch, nur wusste ich die grundlegenden Sachen meines Lebens nicht. Ich kannte meinen Nachnamen nicht, ich wusste bis vor kurzem meinen Vornamen nicht, ich wusste nicht mal wie alt ich war. „Weißt du zufällig wie alt ich bin?" fragte ich hoffnungsvoll. Ich hoffte dass er wenigstens etwas über mich wusste. „Du hast am 24. Oktober Geburtstag und bist 16 Jahre alt" sagte Chase. „Welchen Tag haben wir heute?"
Wer weiß, vielleicht hatte ich bald Geburtstag. „Der... warte... 30. September" antwortete er. Fast ein ganzer Monat, noch so lange bis ich 17 bin. "Bitte, erzähl etwas von früher, bitte" bittete ich. "Öh...als wir in der Grundschule waren, als wir 7 waren" 10 Jahre? Ich musste mir Chase als putzigen zweitklässler vorstellen. "Einer aus unserer Klasse sagte, du würdest es nicht mal auf das Dach der Schule schaffen, weil du ein kleines Mädchen bist" er hielt inne. "Und dann bist du auf das Dach der Turnhalle geklettert, alle fanden es natürlich total lustig und die Feuerwehr musste dich runter holen" lachte er. "Klingt ja toll" erwiderte ich mit starkem, sarkastischen Unterton. Ich bemerkte erst spät dass es schon fast 11 war. "Sofie? Ich muss dir etwas sagen" fing er an. Kein Liebesgeständnis...hoffte ich. "Deine Mutter meint aus irgendeinem, vom Himmel gefallenen Grund, dich auf meine Schule zu schicken" Aha, Meint meine Mum also...von mir aus. Ich wusste nicht wie meine "alte" Schule war. Eher gesagt wusste ich es nicht mehr. Ich wusste gar nichts mehr. "Wenigstens kenne ich dann einen schon" murmelte ich. Es wirkte beängstigend, ich musste nochmal von neu mir alles aufbauen. Obwohl ich nicht wusste ob ich gute Noten schrieb, ob ich viele Freunde hatte oder überhaupt Freunde hatte. Ich schätzte mal eher nicht, keiner kam mich besuchen. "Wurde das schon alles geregelt?" fragte ich. Wäre natürlich total klasse wenn, ich morgen schon in die Schule müsste. Beachte die Ironie. "Nicht so ganz, deine Mutter meinte du Schule wäre nichts für dich, also schickt sie dich auf eine öffentliche Schule" wie jetzt? Ich war auf einer Privat Schule? "Heißt das ich war auf einer Privat Schule?" Er nickte gereizt. Stellte ich etwa zu viele Fragen? Was soll ich denn sonst tun? Däumchen drehen? "Gehe ich mit dir in eine Klasse?" löcherte ich ihn weiter. "Keine Ahnung, aber es ist spät, ruh' dich mal aus" sagte er, nahm seine Jacke und verschwand aus dem Zimmer. Das war aber auch das letzte was ich auch noch so mitbekam. Ich fiel in einen Schlaf, trotz der Ruhe wirkte er zermürbend.

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