Wettschulden sind Ehrenschulden

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Viel Schlaf hatte Shion nicht bekommen. Die Matratze fand er zu hart, seine Nachbarn hatten anscheinend viel Spaß gehabt und er hatte das Essen verpasst, weswegen sein Magen knurrte. Murrend hob er den Kopf, setzte sich auf und sah sich um. Scheinbar hatte jemand seine Tür geschlossen. Der Rotäugige stand auf und räumte, allein aus Langeweile, seine Hefte in seinen Rucksack. Seine Bücher würde er später holen müssen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er gleich sein heißgeliebtes Frühstück zu sich nehmen könnte. Schnell zog er sich um, wobei er den Großteil seiner Kleidung aus dem Koffer riss und quer im Zimmer verteilte, und schlüpfte in seine braunen Schuhe. Von der roten Schlange, die sich um seinen Körper schlang, war nichts zu sehen, so wie er es wollte. Er versteckte sie immer, auch wenn das hieß, dass er im Sommer lange Ärmel trug. Er mochte sie einfach nicht. Er ging zur Tür, öffnete sie, trat heraus und schloss sie ab. Auf dem Flur eilten schon einige Schüler umher oder unterhielten sich angeregt. Da fielen ihm die beiden Jungen auf, beide größer und muskulöser als er, die gerade sein Nachbarzimmer verließen. Belustigte und gleichzeitig genervte Blicke wurden ihnen zugeworfen. Ein kleiner Schwarzhaariger trat an die zwei heran und Shion bemühte sich zu verstehen, was er sagte: "Ihr müsst echt immer übertreiben. Schön und gut, dass ihr euren Spaß habt, aber bitte, seid leiser. Und wenn ihr nicht gefälligst leiser seid, dann lass ich Hanji mit der Nagelschere auf euch los!" Daraufhin stampfte der Zwerg davon. Shion sah wieder zu seinen Nachbarn. Der kleinere, er hatte schwarze Haare, schien, als pralle alles an ihm ab. Seine gleichgültige Miene hatte sich nicht verändert. Der große Blonde hingegen wirkte leicht erschrocken, kicherte jedoch als der Blauäugige flüsterte: "Nur weil er keinen Druck ablassen kann." Der Blonde nahm ihn an die Hand und lief Richtung Treppen. Das Knurren seines Magens verdeutlichte Shion nur, dass er endlich essen gehen sollte.

Das Essen fand Shion erstaunlicher Weise sehr lecker. Er war Schulessen deutlich schlechter gewohnt. Es gab ein Buffet mit Getränken, Warmen und Kalten, Müsli, Brot, Brötchen und jeder Menge Aufschnitt. Doch nun, nachdem er seinen Rucksack geholt hatte und seine Klasse aufgesucht hatte, stand er vor eben dieser und sollte sich, so wie der weißhaarige Lehrer es gesagt hatte, vorstellen: "I... ich bin S...Shion. Ich bin 15 Jahre alt und bin gestern erst hier angekommen." "Na gut, Shion. Ich bin Lloyd. Setzt du dich bitte neben Christa?" Ein blondes Mädchen, sie schien eher in die sechste Klasse als hier hin zu gehören, winkte und lächelte ihm zu. Die Brünette neben ihr sah allerdings nicht sonderlich begeistert aus und funkelte Shion warnend an. Warum? Als er sich dann neben die, zugegebener Maßen doch recht süße, Christa setzte starrte ihn das Mädchen immer noch an. "Nimm es Ymir nicht übel, sie ist immer so," entschuldigte sich das Mädchen mit den Himmelblauen Augen. Aus Ymirs Richtung kam aber nur ein leises Brummen. Lloyd fing mit dem Unterricht an und ließ die Schüler ein paar komplizierte Formeln ausrechnen, was für Shion jedoch kein Problem war. Er hatte sie im Handumdrehen gelöst und ließ dann Christa und Ymir abschreiben. Eine Reihe vor ihnen wurde es langsam laut und ein braunhaariger Junge schlug einem Blonden ins Gesicht. Lloyd schien das allerdings nicht zu stören und er bat sie lediglich leiser zu sein. Die beiden stritten sich also nur noch im Flüsterton . Der Große neben dem Blonden ließ den Kopf erschöpft auf den Tisch fallen. "Sind die immer so?," fragte Shion an Christa gewandt. Sie drehte sich, nachdem sie die letzte Aufgabe aufgeschrieben hatte, zu ihm und meinte: "Leider ja. Eren zieht Jean damit auf, dass er immer wieder bei seiner Schwester Mikasa abblitzt. Dann rastet Jean aus und sie prügeln sich. Ist echt jedes Mal dasselbe. Aber wenn ich ehrlich sein soll, finde ich, dass er und Marco ein besseres Paar wären. Marco soll nämlich auf Jean stehen. Das meint Ymir zumindest." Diese meldete sich nun auch zu Wort: "Ich hab ihm und Twelve dabei zugehört, wie sie sich darüber unterhalten haben." Der Junge neben Jean hatte anscheinend bemerkt, dass über ihn gesprochen wurde und drehte sich mit geröteten Wangen zu den dreien um. Er hielt den Zeigefinger vor die Lippen und sah sie bittend an. Shion verstand.

Nach dem Unterricht hatte Christa Shion zu sich und Ymir ins Zimmer eingeladen. Die Größere fand das zwar nicht so toll, machte aber auch keine Anstalten den Jungen aus ihrem Zimmer zu werfen, lag wohl an Christa. Sie saßen zusammen auf dem Boden und spielten Mensch- ärgere- dich- nicht. Fast immer gewann Ymir, doch das war nicht schlimm. Die drei unterhielten sich die ganze Zeit über Gott und die Welt. Hin und wieder lachte einer von ihnen laut auf, als er eine Figur der anderen schlug. Nach einer recht langen Zeit, es kam ihnen nur wie ein paar Minuten vor, meinte Ymir: "Wir sollten gleich essen gehen. Ich zumindest habe Hunger." Shion und Christa stimmten der Älteren zu, packten das Spielbrett ein und machten sich auf den Weg in den Speisesaal. So  groß wie dieser war, passte die Bezeichnung Cafeteria schon lange nicht mehr. Auf ihrem Weg schlossen sich ihnen Marco und Jean an, wobei auch ein großer Blonder an Christas Seite lief. Shion fiel auf, dass er sie immer wieder verliebt anstarrte. Er flüsterte Ymir zu: "Wer ist das da?" Ihr Blick verfinsterte sich und sie brummte: "Das ist Reiner. Er ist eigentlich in Ordnung, aber er will meine süße Christa. Darum halte ich ihn so oft es geht von ihr fern." Im Laufe ihres Gespräches erfuhr Shion, dass Ymir und Christa zusammen waren und konnte Ymirs Unmut irgendwie verstehen. Kurze Zeit später kamen sie an ihrem Ziel an und stellten sich aus dem Buffet ein leckeres Abendbrot zusammen. Der kleine Weißhaarige folgte seinen neuen Freundinnen und setzte sich zu ihnen an den Tisch, an dem schon viele aus ihrer Klasse Platz genommen hatten. Christa stand, nachdem sie um Ruhe gebeten hatte, auf und sprach laut und deutlich: "Ich denke ihr habt es heute Morgen schon mitbekommen, aber das hier ist Shion. Shion, das sind Jean, Marco, Armin, Mikasa, Sasha, Connie, Annie, Eren und die da...?" "Ich bin Hanji, aus der Stufe über euch. Ich bin eine gute Freundin vom lieben Eren." "Wir sind keine guten Freunde! Du hast mich zum Shoppen mit einer Spaßbremse und nem Lehrer mitgenommen! Das ist keine Freundschaft, das ist Folter und außerdem...," doch bevor der Brünette aussprechen konnte, wurde ihm von hinten ein Tablett auf den Kopf gedonnert: "So viel zum Thema Spaßbremse." Es war der kleine Schwarzhaarige vom Morgen, so erkannte Shion. Hinter ihm stand ein größerer Junge mit langen blauen Haaren, der nur vor sich hin kicherte. "Äh, okay. Shion, das sind ein paar gute Freunde aus der Klasse. Aber irgendwie fehlen noch Reiner und Bertholt. Weiß jemand wo die beiden sind?" "Rumschwulen!," rief Jean vorlaut und fing sich sofort einen Schlag auf den Hinterkopf von Marco ein. Dieser warf ihm noch einen wütenden Blick zu. Christa beugte sich zu Shion und flüsterte: "Und jetzt sage mir nochmal jemand, Marco sei  nicht in Jean verliebt!" "Aber er hat ihn doch geschlagen?" "Er überspielt es doch! Das sieht doch jeder Blinde!" "Okay, können wir es bitte lassen, über die Sexualität von Leuten zu reden, die ich erst seit heute Morgen kenne?," es war dem Rotäugigen doch etwas unangenehm über solche Dinge zu reden. "Na schön. Aber wie wäre es: Wir wetten. Ich wette die zwei kommen zusammen, sobald Jean erkennt, dass er bei Mikasa nicht landen kann, weil die eh in Eren vernarr ist. Du wettest, dass sie nicht zusammenkommen. Und der Gewinner bekommt einen Kinoeintritt in der Stadt spendiert? Oder noch besser, zwei Karten. Man muss ja immer an seine Begleitung denken..." Daraufhin bekam Christa einen Kuss auf die Wange gedrückt, doch Ymir ermahnte sie: "Du solltest nicht immer wetten. Das endet noch böse!" "Aber ich gewinne fast immer." Shion nickte: " Okay, ich ziehe mit und wette gegen dich. Aber du musst dich auch an deine Wettschulden erinnern. Denn Wettschulden sind Ehrenschulden!" Christa und er schlugen ein und fingen dann auch endlich an zu essen. Dann kehrte gefräßige Stille am ganzen Tisch ein, die nur gelegentlich von Beleidigungen aus Jeans und Erens Richtung unterbrochen wurde.

Based on a true Story:

Ich: Mama, was bedeutet die Abkürzung Snk?

Mama: So nicht Kind

Ich: *Facepalm* Okay, noch eine Chance; Was bedeutet AoT?

Mama: Auf offener Toilette

Ich: *schlägt Kopf gegen Wand*

Papa: *lacht*

Und so endete unser Pizzeriabesuch am 23.01.2016

Schönen Tag noch, Wanja

Watashi wa koko de nani o shi teru no?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt