Thriller

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Thriller

Der nächste Schultag sollte Horror für mich werden. Schon in der Früh stand ich total genervt auf und zog mich an. Mein Blick stolperte über einen schwarzen Stoffhaufen, der am Boden lag. Ich hob ihn auf und ließ ihn sofort wieder fallen, als ich darin mein Kleid von der Party wieder erkannte. Mit einem eleganten Kick beförderte ich es unter mein Bett. Dort würde es für die nächsten 20 Jahre bleiben, beschloss ich. Als ich auf die Uhr sah bekam ich einen Schock, packte meine Schultasche und rannte die Treppe runter. Ich hatte noch 15 Minuten bis der Unterricht begann. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und raste los. Jenny war schon lange nicht mehr an unserem Treffpunkt, dafür war ich zu spät dran. Ich schaffte den Schulweg in rekordverdächtigen 10 Minuten, doch als ich unten ankam, fiel mir auf, dass ich meine Brotzeit vergessen hatte. Ich stöhnte auf. Der Tag konnte nur noch besser werden.

Pünktlich auf die Minute betrat ich das Klassenzimmer. Der Lehrer war schon da, doch er konnte mich nicht bemängeln, denn genau in der Sekunde, in der ich mich auf meinen Stuhl fallen ließ, klingelte es. Jetzt da ich saß bemerkte ich die Blicke, die mich schon die ganze Zeit verfolgten. Mit leuchtenden Augen sahen mich meine Klassenkammeraden an und Michelle neben mir grinste von einem Ohr bis zum anderen. Verständnislos sah ich sie an. „Hab ich irgendwas im Gesicht?“ fragte ich und fuhr mir probeweise über die Wange. Michelle lachte. „Ich wusste, dass du keine Ahnung haben würdest!“ „Keine Ahnung von was?“ Mein Blick wurde noch verständnisloser. „Wovon redest du?“ jetzt fingen auch die anderen an zu lachen. „Davon, dass du der neue Internet- Star schlechthin bist!“ Verärgert schüttelte ich den Kopf. „Oh man, was soll der Scheiß eigentlich? Findet ihr das lustig.“ 

Plötzlich hielt mir irgendjemand ein Handy vor die Nase. Ich widerstand dem Drang mir die Ohren zu zu halten. Als die ersten Töne von ‚Blood on the dancefloor‘ erklangen. Widerwillig sah ich auf das Display. Es war ein Konzert in überraschend guter Qualität zu sehen. Ich wunderte mich, dass auf der Bühne keine Band war. Da waren nur zwei Tänzer. Der eine stand allerdings im Hintergrund und man bemerkte ihn kaum. Der andere trug ein kurzes schwarzes Kleid und bewegte sich mit wahnsinnigen Bewegungen zum Takt. Der Körper sah aus, als gehorche er nicht den Gesetzen der Physik und bewegte sich geschmeidig und anmutig, wie eine Katze. Sofort bekam ich Lust selbst zu tanzen, doch ich unterdrückte sie. Irgendetwas kam mir an dieser Situation bekannt vor.

Ich blickte immer noch verständnislos drein, als auf einmal Schreie aus den Lautsprechern des Handy ertönten. Ich sah auf Display doch es war komplett schwarz. Fast Augenblicklich bekam ich einen Flashback:

>Die Menge vor mir bewegte sich vor mir und sah aus, wie ein riesiges lebendiges Etwas. Mein Körper bewegte sich wie automatisch zu r Musik und mein Kleid wehte um mich herum wie ein Meer aus schwarzen Wellen. Plötzlich durchzuckte ein gleisender Blitz durch mein Blickfeld und Schreie drangen an meine Ohren. Alles war auf einmal dunkel und die Musik hatte aufgehört zu pulsieren. Ich war erschöpft und die Schreie verstummten erst, als ich mit dem Kopf den Boden berührte.<

Ich schrak hoch. Irgendjemand hatte das Video erneut gestartet. Ich sah es mir noch einmal an, doch diesmal aus einem komplett anderen Blickwinkel. Ich war der Mensch der dort auf dieser Bühne wie verrückt tanzte und die Menge in seinen Bann zog. Ich schüttelte den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. Mir wurde plötzlich richtig übel. Verstört sah ich zu Michelle. „Bin ich das wirklich?“ Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, veränderte sich ihr Gesicht zu einem verständnisvollen Blick. Sie nickte. Ich schloss die Augen und stöhnte erschöpft. „Oh man…“

„Ja oh man! Das sind genau die richtigen Worte!“ Neben mir war Janny aufgetaucht und lachte überwältigt. „Du warst so der Hammer auf der Bühne! Ich dachte Michael Jackson wäre aus seinem Sarg geklettert um uns noch eine letzte Kostprobe seiner tänzerischen Fähigkeiten zu geben! Fantastisch!“ Sie umarmte mich und zog mich dabei aus meinem Stuhl. Sie führte mich an die Tafel und ich war immer noch zu gelähmt um mich dagegen zu wehren. „Komm zeig uns noch mal was!“ Sie ließ mich alleine stehen und es erklang die Melodie von einem mir unbekannten Lied. Als ich die Stimme des Sängers erkannte ich, dass es wieder ein Lied von Michael Jackson war.    Das ist Billie Jean!    Sagte plötzlich eine wohlklingende Stimme in meinem Kopf. Ich schüttelte ihn. Was war das? Hatte ich jetzt wirklich eine Stimme in meinem Kopf?   Mein Name ist Michael.   Bei dem Namen zuckte ich zusammen. Michael? Michael…? Etwa DER Michael??     Ja, DER Michael. Michael Jackson.

Ich wurde ohnmächtig.

Living with Michael  (M. Jackson FF) PAUSEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt