Kapitel 8

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Leonies Gesichtsausdruck gewann wieder an Farbe und ich konnte einen kleinen angehobenen Mundwinkel erkennen. Leonie:" Ok, dann werde ich wohl oder übel bis morgen abwarten müssen."
Wir aßen beide genüsslich unsere Spaghettis. Der Unterricht geht gleich weiter. Wir brachten unsere leeren Teller zu dem Tresen, stellten diese ab, nahmen unsere Sachen und gingen gemeinsam noch die Treppe hinauf zum 1. Stockwerk der Schule. Ich zu Leonie: "Na dann Schwesterherz. Viel Spaß in deinem letzten Schulblock und wir sehen uns um 14:05 Uhr an der Bushaltestelle."
Wir umarmten uns noch kurz und gingen getrennt in unsere jeweiligen Unterrichtsräume. Bei mir stand nun das Fach Deutsch mit Frau Rose an. Wir arbeiteten an unserer Gedichtsinterpretation eifrig weiter. Frau Rose lobte uns am Ende des Unterrichtsblocks sogar, weil wir so still und fleißig gearbeitet haben.
Frau Rose: "In der nächsten Schulwoche bekommt ihr ein neues Gedicht, dass ihr interpretieren sollt. Ich gebe euch dafür alle 4 Deutschstunden Zeit, diese zu erarbeiten. Am Ende werde ich diese von jedem Einzelnen einsammeln und bewerten. Als Hilfsmittel dürft ihr die jetzige Interpretation nehmen und das Buch, in dem die Merkmale einer Interpretation aufgelistet sind. Ziel am Ende des ersten Schulhalbjahres ist es, dass ihr ohne Hilfsmittel, allein mit eurem Kopf in einer Zeit von 2 Deutschstunden eine Interpretation zu einem euch vorgegebenen Gedicht schreiben könnt. Bis morgen. "
Klasse 10b: "Auf Wiedersehen Frau Rose." Die Schulklingel läutete und die Klasse stürmte fröhlich hinaus. Ich ging schnurstracks in Richtung Bushaltestelle. Ein letztes Mal sah ich mich um, ob gerade 'zufällig' Frau Summer irgendwo entlang lief.
Leider konnte ich sie wieder nirgends entdecken. Jedoch sah ich ihr Auto auf dem Lehrerparkplatz stehen.
Das bedeutete zumindest, dass sie nicht krank war. Ich ging die Straße hinüber und stellte mich neben Leonie. Der Bus kam und wir stiegen ganz nach hinten ein.

Leonie: "Wie war dein letzter Block?"
"Anstrengend. Ich bin froh, dass der Schultag endlich vorbei ist."
Leonie: "Ich hab Chemiehausaufgaben auf. Ansonsten war der Block bei mir auch ganz ok. Ja das stimmt. Endlich wieder Verschnaufpause."
Wir fuhren entspannt die Busfahrt nach Hause. Zu Hause angekommen packten wir unsere Brotdosen und leeren Trinkflaschen aus.
Die Schultasche wurde ins Zimmer gestellt. Leonie machte nun in ihrem Zimmer ihre Chemiehausaufgaben und ich setzte mich auf unser gemütliches Sofa, das in dem großen Wohnzimmer stand, vor den Fernseher und entspannte mich in aller Ruhe. Ich nahm die Fernbedienung und schaltete Sat. 1 ein. Dort lief gerade Schicksalsschläge. Die Sendung fand ich unterhaltend. Um 16:30 Uhr war die Serie zu Ende und ich wollte nachschauen, was Leonie gerade machte. Also ging ich die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf und klopfte an ihre Tür. Leonie: "Ja?"
Ich öffnete die Tür und sah, wie Leonie mit Kopfhörern im Ohr auf ihrem Bett saß und Musik hörte.
Was sie wohl gerade für ein Lied hört? " Na Süße, was hörst du gerade?"
Leonie erwiderte: "If I were a boy."
"Ok, schönes Lied. Ähhhm...ich wollte dir Bescheid geben, dass ich mich gleich auf den Weg zum Fitnessstudio mache und erst spät abends wieder da bin."
"Ok, viel Spaß dir. Ich sag Mama und Papa Bescheid. Bis später."
Ich ging nun in mein Zimmer und packte meine Sporttasche, eine schwarze von Puma. Noch schnell einen Apfel und eine 1,5 l Wasserflasche eingepackt und es kann losgehn. Es war 16:50 Uhr und ich komme am schnellsten zum Fitnessstudio, wenn ich die 4 km mit Fahrrad bezwinge. Ich habe ein 28er Damenfahrrad in rot-weiß mit einem schwarzen, großen Korb vorne befestigt, in dem ich die Sporttasche und mein Fahrradschloss hinein legte. Meine beste Freundin Samira hatte unserer gemeinsamen Trainingsstunde zugesagt. Wir treffen uns vor dem Fitnessstudio, das meinen Eltern gehört. Dort darf ich kostenlos so oft wie ich wollte, trainieren gehen. Da meine Eltern bereits ab 17 Uhr Feierabend hatten, übernimmt der stellvertretende Geschäftsführer Marvin Brehm ab da an die Führung. Er hat braune, kurze Haare, ist 28 und ein begnadeter Fitnessfanatiker. Bereits seit er 13 Jahre alt ist, geht er jede Woche ins Fitnessstudio, um zu trainieren. Obwohl er mega gut aussieht und sehr durchtrainiert ist, ist er noch single. Marvin ist der beste Freund von Papa und hat mich schon als Baby auf dem Wickeltisch gesehen.
Er ist sehr sympathisch, hat ein großes Herz und ist zuverlässig. Meine Familie unternimmt einmal im Monat mit ihm etwas. Draußen ist es 13 °C warm und ich radelte entspannt zum Studio. Ich brauchte nur knapp 22 Minuten. Vor der Eingangstür stand schon Samira mit ihrer Sporttasche auf der rechten Schulter und wartete auf mich. Ich stellte mein Fahrrad ab, schloss es an und holte die Tasche aus dem Korb. Samira und ich umarmten uns und lächelten. Samira: "Wenn ich hinterher nicht fix und fertig bin, dann hast du keine gute Arbeit geleistet."
"Ich werde mein Bestes geben."
Grinsend betraten wir das Fitnessstudio. Es war sehr voll um diese Zeit und viele Trainingsgeräte waren schon belegt.
Da Samira das erste Mal in einem Fitnessstudio war, schlug ich vor, dass wir auf dem Laufband beginnen.
Wir zogen uns noch schnell in der Mädchenumkleide um. Ich trug eine schwarze dreiviertel-Hose von Nike, ein rotes Trägershirt und Turnschuhe von Asics. Meine blonden, lockigen Haare band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Samira trägt eine kurze, schwarze Shorts von Adidas und ein blaues Shirt. Wir gingen nun zum Laufband. Für mich sind 20 Minuten auf dem Laufband bloß Aufwärmung.
Samira jedoch kam als Anfängerin schon nach 12 Minuten aus der Puste und musste Pause machen. Samira außer Atem: "Meine Güte! Und ich dachte eigentlich immer, dass ich fit genug bin. Da hab ich ja viel vor mir."
Ich gelassen mit ruhigem Puls:
"Keine Sorge, das geht jedem am Anfang so. Wenn du das regelmäßig zweimal pro Woche machst, dann bist du in einem Monat so fit wie ich."
Samira lacht: "Ich glaub dir das jetzt einfach mal."
Nach den 20 Minuten war es 17:20 Uhr. " Wichtig ist, dass du nicht nur Cardio machst und deine Ausdauer trainierst, sondern auch deine Muskeln mit Kraftübungen an den Geräten oder mit Ganzkörperübungen. Möchtest du jetzt deine Oberarme trainieren oder deine Oberschenkel? Samira:
"Definitiv meine Oberschenkel."
"Okey, dann komm mit."
Ich stieg von dem Laufband herunter und nahm Samira mit zu der freien Beinpresse am Rand des Studios.
Ich setzte mich in die Maschine und demonstrierte Samira, wie man es an der Beinpresse richtig macht.
Nun war Samira an der Reihe.
Sie setzte sich hinein und versuchte es. Samira: "Mhhhm. Mhhhm. Boah ist das schwer! Noch 10 mal und ich bin tot!"
Die Zeit verging schleppend.
"Okey, dann kannst du aufhören.
Ich möchte nur kurz ein paar Übungen mit dir in dem Kraftraum machen. Da das Studio meinen Eltern gehört, darf ich den Raum außerhalb der Kurszeiten benutzen. Ich habe einen Schlüssel für den Raum.
Komm mir einfach nach."
Samira: "Ok."
Ich ging aus dem Fitnessraum, an den Toiletten vorbei in Richtung Kraftraum. Dieser befand sich gegenüber der Umkleidekabinen der Männer. "Wir sind da."
Ich schloss die Tür auf und machte das Licht an. Sie ging zu den Isomatten und legte zwei davon auf den Boden.
" Vier Übungen schaffst du bestimmt noch, dann darfst du auch gehen."
"Wenn Liegestütze mit dabei sind, dann warscheinlich nicht", lachte Samira amüsiert.
"Zu deinem Glück nicht. Leg dich bitte auf den Rücken auf die Isomatte.
Den Hintern anheben, bis der Körper eine gerade Linie bildet.
Die Arme liegen dabei locker neben dem Körper. Bauch und Po anspannen und 10 Sekunden halten. Po langsam wieder absetzen.
Zehn Wiederholungen davon."
Samira tat es so, wie ich es ihr gezeigt und erklärt habe.
"Du machst das spitze Samira! Die zweite Übung sind Sit ups. 15 Stück. Ich halte deine Füße fest. Dabei den Bauch anspannen. Bei der Anspannung ausatmen und beim Entspannen einatmen. Und los gehts!"
Man sah Samira an, dass sie kaum noch konnte. Vielleicht war das doch zu viel alles?
"Ok Süße, dann 2 Minuten Verschnaufpause. Wir belassen es doch nur noch bei einer dritten Übung, nämlich den Unterarmstand 20 Sekunden."
Die 2 Minuten Pause waren nun vorbei und ich zeigte ihr, was sie bei dem Unterarmstand zu beachten hat. "Geh mal bitte in die Liegestützposition. Statt die Arme lang zu lassen, stütze dich auf den Unterarmen ab. Die Füße sind aufgestellt und der Körper bildet eine Linie. Den Bauch und Po anspannen und den Blick nach unten richten. Nicht vergessen zu atmen und nun 20 Sekunden lang versuchen zu halten!

Samira zitterte vor Anstrengung am ganzen Körper. Sie hatte kaum noch Kraft sich zu halten.
"Die 20 Sekunden sind um, du kannst dich absetzen."
Samira packte sich sofort auf den Bauch und schnaufte erschöpft:
"Puhh...du machst mich fertig ey.
Und du machst das jede Woche? Wie kann dir der Horror bloß Spaß machen?
Morgen werde ich einen riesigen Muskelkater haben."
"Dann hat es ja wenigstens was gebracht, wenn du ko bist. Du kannst nun gehen. Ich trainiere noch an den Geräten weiter."
Samira stand in Zeitlupe auf und ich begleitete sie noch bis zu der Mädchenumkleidekabine. Ich schloss den Kraftraum hinter mir wieder ab. Vor den Kabinen, Samira zu mir:
"Dann danke für diese Trainingseinheit und bis morgen Süße." Wir umarmten uns und gaben uns wie immer einen kurzen Abschiedskuss auf den Mund.
Als ich mich von Samira löste und mich umdrehte, sah ich in zwei betroffene, traurig wirkende, blaue Meeraugen. Diese Augen...sie funkelten mich an. Sie können nur einem wundervollen Menschen gehören - Leyla.

Die neue Lehrerin [girlxgirl] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt