Kapitel 23

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"Missfällt Euch das?" Ein kurzes Schweigen entstand. Dann drehte sich Ciel auf die andere Seite und lächelte heimlich. "Nein." Ganz und gar nicht. "Heute Abend?", fragte Ciel mit einem so entsetzten Gesichtsausdruck, dass Sebastian fast schon wieder schadenfroh war. Aber eben nur fast. "Ja, es hat sich ziemlich schnell herumgesprochen, was für ein Traumpaar wir hier haben", erklärte Duchess Vivienne stolz. "Gestern Nachmittag war eine Kundin hier, die sich ganz gezielt nach Ihnen erkundigt hat. Und sie bringt noch eine Begleitung mit, das bedeutet zusätzlichen Gewinn."

"Ich brauche kein Geld", knurrte der Earl wütend. Widerwillig nickte er aber schließlich doch. "Aber ich halte mich an die Vereinbarung."

„Gefällt Ihnen der Job denn gar nicht? Ich könnte Ihnen auch eine Festanstellung ..."

„Nein Danke!", fiel Ciel der Duchess ins Wort. „Wir sind froh, wenn wir hier wieder fort sind und akzeptieren lediglich die Bedingungen für die verdeckten Ermittlungen."

„Schade", seufzte die Unterbrochene und ließ ihre beiden neusten Entdeckungen widerwillig gehen. Sebastian dachte an die vergangene Nacht zurück. Zum ersten Mal, seit Ciel und er im Diamond Sky 'gestrandet' waren, war diese vollkommen ereignislos verlaufen – mal abgesehen von ihrem etwas zu offenen Gespräch über Treue - genauso wie der heutige Morgen. Inzwischen war es Mittag und gähnende Langeweile breitete sich aus, auch wenn Ciel nicht der einzige war, der wegen der 'Show' heute abend nervös war. Gestern abend war Sebastian kurz davor gewesen, die Kontrolle zu verlieren und er wusste nicht, wie die Angelegenheit heute aussehen würde. Er wollte Ciel nicht wehtun, aber dieser schaffte es einfach immer wieder, ihn bis auf die Grundfesten seiner Seele zu erschüttern. Und das mit einer fast beängstigenden Leichtigkeit. Sowohl der Körper als auch die Seele des Dämonen forderten unermüdlich nach seinem Master, wollten alles von Ciel haben, das nur möglich war. Und dazwischen war nur das leise Flehen seines Herzens, dass dem Jungen nichts geschehen durfte. Wie lange sollte das noch gut gehen? Er war hin- und hergerissen zwischen Verlangen und Selbstaufopferung, zwischen hochmütigen Forderungen und fast demütiger Sehnsucht. Noch niemals in seinem langen Leben hatte ihn etwas so dermaßen durcheinander gebracht. Und noch niemals hatte er einen solch köstlichen Schmerz verspüren dürfen. So mussten Drogen auf Menschen wirken. So musste es sich anfühlen, abhängig zu sein. Abhänig von dem Rausch, aber auch abhängig von dem Absturz. Nur noch dieses Mal, redete Ciel sich selbst in Gedanken gut zu. Nur noch dieses Mal musst du dich beherrschen, dann hast du es überstanden. Aber alles Zureden half nichts. Er war bereits wieder genauso erregt wie nervös, bei dem Gedanken, was gleich wieder auf ihn und Sebastian zukam. Letzterer schloß gerade die Zimmertür hinter ihnen ab, als beide schnelle Schritte im Flur hörten. „Hey, Sebastian, Ciel, habt ihr vielleicht eine Minute, bevor ihr arbeiten geht?", fragte Andrew etwas atemlos, als er vor ihnen zum Stehen kam. „Was ist denn los?", fragte Ciel und bemühte sich, ausnahmsweise einmal freundlich zu sein. Morgen würde sowieso sein letzter Tag hier sein und gegen seinen Willen hatte er Andrew und auch Matt irgendwie gern gewonnen. „Ähm ja, Matt hat ein kleines Problem in der Küche. Der Wasserhahn scheint irgendwie kaputt zu sein und keiner von uns beiden hat wirklich Ahnung von Technik. Und bevor wir das gesamte Haus unter Wasser setzen, wollte ich lieber jemanden suchen, der sich auskennt." Ciel seufzte und nickte Sebastian zu. „Du kannst sowas doch. Hilf ihnen, ich warte so lange hier."

„Selbstverständlich", antwortete der Butler ergeben. Andrew blickte amüsiert zu Ciel. „Den hast du aber gut im Griff, mein Lieber." Dann machte er sich kichernd mit Sebastian auf dem Weg. Ciel blieb allein im Flur zurück. Das konnte ja nicht allzu lange dauern. Er lehnte sich gegen die Wand und schloß die Augen in dem Bemühen, seine Gedanken zu sortieren. Gestern abend war merkwürdig gewesen. Nach diesem Gespräch mit Sebastian hatte er kaum schlafen können, aber irgendwie war es doch gegangen. Keine Zwischenfälle. Das konnte doch nichts Gutes verheißen ... Bevor Ciel den Gedanken überhaupt zuende denken konnte, fühlte er, wie er unsanft an der Schulter gepackt und mit Gewalt in den nächstgelegenen Raum gezerrt wurde. Er war viel zu schockiert, um sich zu wehren und realisierte erst, was mit ihm geschehen war, als er sich in dem festen Griff eines anderen Mannes wiederfand. Und es überraschte ihn überhaupt nicht, als er sah, wer ihn gerade so unhöflich beiseite gezogen hatte. „Ach, mein Verehrer mal wieder. Was willst du?" Ciel bewahrte nach außen hin seine übliche kühle, abgebrühte Haltung, obwohl er in Wahrheit ein wenig Angst hatte. Aber Sebastian würde in ein, zwei Minuten zur Stelle sein und ihn aus den Fängen dieses Psychopathen retten. Da war er sich ganz sicher, also blieb er dieses Mal ruhig. „Aber Ciel, mein Schatz, bist du wirklich so naiv?", fragte Lucas und nagelte seinen Angebeteten mit seinem eigenen Körper gegen die nächste Wand. „Ich dachte, ich habe dir schon gesagt, was ich will", flüsterte er an Ciels Ohr. „Ich will dich." Dieser drehte nur angewidert den Kopf zur Seite. „Lass mich los."

Eine Teuflische Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt