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Es klingelte zum Ende der Mittagspause, alle gingen wieder in den Unterricht und Anna hatte ein Grinsen im Gesicht, als wenn sie ein Pony geschenkt bekommen hätte. Doch ich selbst war eher ein wenig verzweifelt von der Tatsache, dass sie dachte ich wäre schwul. Ich meine, ich hatte nichts gegen schwule, doch wie gesagt, ich war es nicht! Und dass ich noch nie eine Freundin hatte tat auch nichts zur Sache. Der Unterricht begann und neben mir bewegte sich Anna wie ein Flummi, den man auf den Boden geschmissen hatte. Sie schaukelte hin und her, auf und ab und brachte mich schier zum verrückt werden. Genervt drehte ich mich zu ihr und wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, doch sie schnappte sich diese, bevor ich auch nur reagieren konnte. Nun saß sie hibbelig vor mir, mit meiner Hand in ihrer und sah mich verschwörerisch an, während sie sich zu meinem Ohr lehnte und flüsterte:" Weißt du, ich wollte schon immer einen schwulen Freund haben."
Nach diesem Satz drehte sie sich wieder weg und machte weiter mit ihren komischen Bewegungen.
Ich war wirklich genervt. Dass ich nicht schwul bin hatte ich ihr schon gesagt, aber es schien als würden die Worte nur durch ihren Kopf und aus dem Ohr wieder heraus schwirren.

Zum Ende der Stunde verließ ich so schnell wie möglich das Klassenzimmer um Annas Fängen zu entkommen. Erst als ich auf der alten Landstraße angekommen war wurde ich langsamer.
Die ganze Aufregung hatte an meinen Kräften gezerrt und noch dazu war es ziemlich warm. Es verwunderte mich, da es die letzte Zeit immer sehr kalt war, doch heute strahlte die warme Sonne auf mich hinab und ich beschloss mich erstmal auf die nahegelegene Bank unter dem Baum zu setzten, der um die 50 Meter weit entfernt stand. Mit müden Schritten lief ich auf sie zu und setzte mich. Kurz schloss ich die Augen um die Wärme, die meinen Körper bestrahlte zu genießen und da war es schon geschenen. Ich war eingeschlafen. All der Stress fiel von mir ab während ich ins Traumland flog.

~*~

Das erste, was ich bemerkte als ich aufwachte waren meine steifen Gliedmaßen, die einwenig schmerzten. War wohl doch nicht so warm gewesen wie ich dachte.
Als ich aber dann meine Augen öffnete, bekam ich den Schreck meines Lebens. Ganz nah vor meinem Gesicht waren strahlend grüne Augen, die mich in ihren Bann zogen.
Je nährer die Iris sich der Pupille näherte, desto dunkler wurde das Grün. Es waren wirklich schöne Augen. Doch plötzlich entfernten sie sich wieder und ich bemerkte wer eigentlich vor mir stand.
Es war Sawja.
Verblüfft sah ich ihn an und richtete mich auf, damit ich nichtmehr auf der Bank lag.
"Hi" Seine Stimme war kratzig, als hätte er erst eine ganze Schachtel leer geraucht.
"Hi"
Ich war verwirrt. Der Junge, der mir vor kurzem erst geschrieben hatte, dass er keine Freunde brauchte setzte sich in diesem Moment neben mich und sah mich an. Sah durch seine giftgrünen Augen bis in meine Seele und schien mich von innen zu durchschauen. Wenn ich in seine Augen sah, fühlte ich mich nackt, als könnte ich nichts vor ihm verbergen, als wüsste er alles über mich. Doch ich wusste nicht das geringste über ihn.

The BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt