Kapitel 4

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Halius erwartete mich bereits vor dem Eingang der Halle mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Er wollte etwas sagen, doch ich fiel im unverzüglich ins Wort:" Ich habe bereits gehört , dass du heiraten wirst Halius. Mein Beileid.", entgegnete ich ohne jegliche Miene zu verziehen. "Ach Cat, fahr doch mal deine Krallen ein", erwiderte er schon fast lachend. "Warst nicht gerade du derjenige, der immer und immer wieder bestätigt hatte, dass die Liebe in einer solchen Welt nichts verloren  hätte? Und doch hast du dich selbst hintergangen." Sein Lächeln verschwand und sein Ausdruck wurde ernst und nachdenklich :"Du hast ja Recht. Ich war derjenige der nichts von der Liebe hielt. Aber dann bekam ich welche Cat. Es war ein so unglaublich umwerfendes Gefühl geliebt zu werden. Ja ich bin Glücklich und ich weis nicht wann ich das letzte mal so glücklich war. Jetzt magst du meine Worte nicht verstehen, aber eines Tages wirst du es. Wenn du sie selbst findest und spürst. Die Liebe. Und ich hoffe es so sehr das du dein Glück findest Cat. Das hoffe ich wirklich."

Seine Worte machten mich in irgendeiner Hinsicht nachdenklich. Werde ich sie wirklich mal finden, die Liebe? Wie wird sie sich anfühlen? So wie die Liebe zu meinem Bruder oder etwar anders? Doch ich verwarf die Gedanken so schnell wie sie auch gekommen waren. Gefühle sind Schwäche. Die Nummer Eins Regel. Ich schnaubte und zog eine Grimasse:" Niemals. Die Liebe bringt nichts außer Schmerz mit sich und auf den kann verzichten!" Ich rümpfte meine Nase: "Liebe", wie das Wort schon über die Lippen kommt. "Liebe", erwiderte Halius unter seinem wieder breiten Lächeln.

Ein Schlag, ein zweiter Schlag und ein dritter Schlag folgten. Geschickt wich ich allen Schlägen aus. Mein Gegner wollte eine andere Masche ausprobieren und mir in den Bauch treten, doch zu seinem Bedauern war ich ihm bereits zehn Schritte voraus und wich seinem Tritt mühelos aus, packte sein Bein und zwang ihn so zu Boden. Er schrie mit einem schmerzverzogenem Gesicht auf:" Ahh Cat. Du hättest beinahe mein Bein gebrochen." "Josh für einen Vampirjäger bis du aber eine ziemliche Pussy, weis du das?" Ich machte mir in diesem Moment nichts aus Josh. Wenn er in einem Kampf mit einem Vampiren überleben wollte, dann bräuchte das schon etwas mehr als einen bloßen Tritt ins Leere. "Okay Stopp das reicht", ertönte es von Halius. Mit zusammengekniffener Augenbraue, was angemerkt ziemlich lustig bei ihm aussah und etwas von einem schmollenden Kind hatte fuhr er fort:"Cat ich weis das du jedem einzelnen hier weit voraus bist, aber es geht hier darum Josh was beizubringen und ihm nicht die Beine zu brechen. Okay?", er blickte runter zu Josh der sich immer noch schmerzverzogen das Bein hielt. "Wir machen hier Schluss für heute! Und Josh das solltest du dir am besten von Ann ansehen lassen bevor es noch böse endet." Ich verschnaufte kurz:"Halius so lernt er nie. Der Vampir wird ihm auch nicht genügend Zeit lassen, seinen nächsten Schritt ausführen zu können. Als du mich trainiert hast war es dir auch scheißegal ob ich innerlich verblutete oder mit gebrochenen Beinen weiterkämpfen musste. Wieso gehst du mit Josh um als wäre er aus Porzellan?" Ich wollte noch weiterargumentiere, aber er hob die Hand und brachte mich so Bewundernswerterweise zum Schweigen. "Du kannst dich nicht mit Josh vergleichen. Du hast Recht ich habe dich in deiner Ausbildung härter behandelt als jeden anderen, aber das lag bloß daran, dass ich in dir das Potenzial gesehen habe großes zu vollbringen. Du warst schon von Beginn an stark, stärker als jeder, denn ich davor ausgebildet habe. Komm gehe mit mir eine Stück", deutend forderte er mich auf die Halle als erstes zu verlassen und als sich die schwere Tür hinter uns schloss und wir im freien standen. Begann er weiter zu erzählen. " Ich kann mich ganz genau erinnern wie du dich als kleines Mädchen nie mit anderen getroffen hast um euch gegenseitig die Haare zu flechten." Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen." Du hast lieber zugeguckt wie ich andere trainiert habe und warst immer so begeistert und fasziniert von ihnen, dass du alles um dich herum vergessen konntest. Mit sechs Jahren genau dort drüben." Mein Blick traf den Ort den er gemeint hatte und ich schluckte schwer. Die alte Eiche am See. Dad und mein Lieblingsort. Er hatte mir alles beigebracht was ich wissen musste über Vampire, aber nicht nur das, sondern auch über die Welt und andere Dinge. Dieser Ort war damals noch voll vor Freude und Harmonie. Doch jetzt wirkt er grau, umhüllt aus einem Schleier der Trauer. "Genau dort drüben hat dein Dad dir das erste mal sein Schwert in die Hand gegeben. Alle anderen hätten dieses Schwert womöglich fallen gelassen oder wüssten nicht was sie damit anfangen sollten aber du. Du hast diese Schwert geführt als wäre es ein Teil von dir. Es war weder schwer noch Krafaufwändig. Ein kleines Mädchen hat gegen seinen Vater mit einem Schwert gekämpft und am Ende hat dieses Mädchen auch noch gesiegt." Voller Reue schüttelte er leicht den Kopf. "Seit diesem Moment an wusste ich es. Ich wusste das du den Willen dazu hättest und die Stärke ertwas gutes vollbringen zu können und ich schwor mir beim barmherzigen Vater, dass ich es mir als Aufgabe machen würde dich auszubilden und zu trainieren." Sein Hoffnungsvoller Blick traff mich Tief. Wieso setzte er in mich so viel Vertrauen? "Wir wissen doch beide das er mich gewinnen lassen hat", ein abweisender Lacher ertönte aus meinen Mund und ich blickte verwirrt zu Boden. Ich hatte einfach keine Antworten auf sein Vertrauen zu mir. Tief in mir wusste ich das ich sie alle entäuschen werde. Er drehte sich ohne Abschied um und ging den selben Pfad zurück mit dem wir hierher gelangt waren. Traurig schaute ich ihm hinterher und flüsterte, mehr zu mir selbst:" Du irrst dich in mir Halius. Ich bin nicht stark, sondern einfach nur verwirrt und verzweifelt. Ich werde ganz bestimmt nichts großes Vollbringen. Ich bin nur ein einfaches Mädchen was sich hinter ihren Mauern versteckt", den Rest führte ich in meinen Gedanken fort. "Ich bin ein Niemand. Alles was ich will ist meinen Bruder zu beschützen. Doch ich habe Angst. Angst zu versagen. Angst den selben Schmerz immer und immer wieder spüren zu müssen."

Meine langen, braunen Haare wehten mir ins Gesicht und schmeichelten meinen Wangenknochen. Erst jetzt hatte ich bemerkt wie spät es geworden war und das bald Nacht wurde. Die untergehende Sonne spiegelte sich an der Oberfläche des Sees wieder und sah aus, wie ein Feuerball, der bald von der Dunkelheit der Nacht eingeholt sein wird. Ich wünschte ich könnte die letzten Prickelnden Stiche, die durch die schwachen Srahlen der dahinschwindenden Sonne verursacht wurden, auf meiner Haut geniesen, doch ich war nicht in der Stimmung im Dunkeln zurück zum Schloss zu laufen, deswegen begab ich mich allmählich auf den Rückweg.

Im Eiltempo, stieg ich die Stufen hoch zum Schloss und Wachen öffneten mir mit einem freundlichem Nicken die Tore. Der Eingan war enorm groß und zwei Wendeltreppen aus schwarzem Mamor führten hoch zum ersten Stock. Ich hatte mir vorgenommen Josh im Krankenzimmer zu besuchen und mich bei Ann zu erkundigen wie es seinem Bein ging, denn ein wenig übertrieben habe ich beim Training schon.

Das Krankenzimmer bestand aus mehreren Betten, die sehr karge hergerrichtet waren und ansonsten verfügte das Zimmer auch nicht über viele mehr Möbel. Im Hinterstem Eck des Zimmers erblickte ich Josh und Ann wie sie sich gegenseitig miteinander unterhielten. Ann war eine junge Frau, die in ihrem Leben schon vieles durchmachen musste. Bevor sie zu uns kam und Krankenpflegerin wurde, war Sie Dienerin in einem etwas reicherem Hause. Doch dort wurde sie geschlagen und von Ihrem Arbeitsgeber wie Dreck behandelt. Ihr kurzes, schwarzes Haar umschmeichelte ihr dünnes, schön gebräunte Gesicht und auch ansonsten war sie eine zierliche Frau, die immer ein Ohr für Probleme offen hatte. Sie war für mich keine Mutterfigur wie George, aber eine Art ältere Schwester, die ich niemals hatte. Wäre ich ein normales Mädchen, mit normalen Problemen, wäre ich auf jedenfall zu ihr gekommen. Ich nuschelte ein knappes :"Hey" und beide schauten zu mir auf. "Hey", gab Ann mit einem warmherzigen Unterton zurück.

Cat UnbornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt