Kapitel 10

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Ich stehe vor dem Spiegel und überlege, ob ich das Kleid anlassen soll oder doch lieber ein anderes.
Heute hohlen Nathan und ich unser Date nach, dass ja leider wegen meinem Erdnuss-beinahe-abkratz-Anfall verschoben werden musste.
Eigentlich wollte er wieder eine Überraschung vorbereiten, aber ich habe ihm gesagt, wenn ich nicht weiß wo wir hingehen, komme ich nicht mit. Wer weiß, vielleicht hätte unser Date ja auf dem Paintballgelände stattgefunden. Bei Nathan weiß man nie.
Ich entscheide mich das Kleid anzulassen und klapper mit meinen High Heels die Treppe nach unten in die Eingangshalle und Suche meine Clutch. Wo ist die Bitte?
Es klingelt.
Meine Clutch fehlt immer noch.
Ich mache die Tür auf und sage etwas gehetzt:
"Komme sofort, suche nur noch meine Tasche!", und verschwinde auch schon wieder in unserer Garderobe.
Die Tür lasse ich offen stehen.
"Äh, okay lassen sie sich Zeit!?", kommt eine unsichere Antwort von einer Stimme, die definitiv nicht Nathan gehört.
Als ich das bemerke, stöckel ich so schnell es geht wieder an die Tür. Vor mir steht ein verunsicherter Päckchenbote.
"Oh, Entschuldigung, ich hatte jemand anderes erwartet!", sage ich, unterschreibe auf diesem Mini-Monitor auf dem man eh nicht schreiben kann, nehme das Päckchen, bedanke mich, mache die Tür zu und suche weiter.
WO? WO?
Ich finde sie nicht.
Das kann doch nicht wahr sein.
Es klingelt erneut.
Ich öffne die Tür und wiederhole den Satz von vorhin, um dann gleich weiterzusuchen.
"Komme sofort, suche nur noch meine Tasche!"
"Entschuldigen sie, aber der Bestätigungsvorgang hat nicht funktioniert, könnten sie bitte noch mal unterschreiben?"
Aaaaaaaaaaaaaaarg!
Nicht sein ernst!?
Jetzt nun doch etwas genervt gehe ich wieder zur Tür, unterschreibe noch mal und schließe die Tür etwas lauter als beabsichtigt.
Naja, ein bisschen absichtlich schon.

3 Minuten später
Stolz auf mich selbst halte ich mit einem triumphierenden
"Ha!", meine Bronze-farbene Clutch in die Höhe als es schon wieder klingelt.
Wehe es ist der Päckchenbote.
Ich öffne mit einem sehr genervten:
"Muss ich etwa nochmal auf ihrem Monitor unterschreiben, weil irgendetwas nicht funktioniert hat?", die Tür.
"Nein, ich wollte dich eigentlich nur abholen, bist du fertig?", fragt mich ein gut gelaunter Nathan und hält mir seinen Arm hin, damit ich mich unterhaken kann.
"Jap, ich bin fertig.", sage ich und steige, nachdem Nathan mir gentle like die Tür aufhält, in seinen Jeep ein.
Da ich weiß wo es hingeht, freue ich mich schon tierisch und bin diesmal auch eine recht angenehme Beifahrerin.

40 Minuten später, Nathan P.O.V.
Ich halte auf dem Parkplatz und schaue zu Ann, die mich anlächelt.
Dann steige ich aus, gehe um meinen Jeep herum, halte ihr die Tür auf und biete ihr meinen Arm an. Normalerweise gehört das ja nicht zu meinem Verhaltensmuster aber für Ann mache ich da gerne mal eine Ausnahme.
Mit ihren Schuhen geht sie mir noch nicht mal bis auf Augenhöhe.
Sie ist zwar nicht klein, ca. 1,76 groß, wenn ich richtig schätze, aber ich bin halt extrem groß.
Und muskulös.
Und gutaussehend.
.........und eingebildet.
Damit es nicht allzu chic wird, habe ich mich für eine Schwarze Jeans und ein weißes Hemd entschieden.
Vorhin habe ich gemerkt, wie Ann auf meinen Oberkörper gestarrt hat. Ich kann sie verstehen.
Wenn ein muskulöser, tätowierter,  braungebrannter Badboy ein weißes Hemd ohne Unterhemd anhat, dann gibt es da auch mal was zu schauen.
Geärgert mit dieser Tatsache habe ich sie nicht, so nach dem Mach-doch-ein-Foto Motto, weil sie mit dem gleichen Kontra kommen könnte, weil ich nämlich auch gestarrt habe und sie das mit Sicherheit auch bemerkt hat.
"Haben sie reserviert?", reißt mich die Bedienung des Restaurants, das ich ausgesucht habe, aus meinen Gedanken.
"Ja auf Kless für zwei Personen!", antworte ich freundlich der Frau, deren Blick mittlerweile auch auf meinem Oberkörper liegt.
Ich kann verstehen, wie sich die Frauen fühlen, denen auf die Brust gestarrt wird. Das ist nicht gerade angenehm. In Zukunft werde ich versuchen das zu lassen.
Wie gesagt versuchen.
Ich bin halt auch nur ein testosterongesteuertes Wesen, das bestimmte Reflexe nicht so einfach ausschalten kann.
Ich räuspere mich und die Bedienung sieht mich mit einem knallrotem Gesicht an und führt uns leicht beschämt zu unserem Platz.
"Es ist schön hier.", sagt Ann als wir sitzen.
"Freut mich, dass es dir gefällt.", sage ich und beobachte sie dabei, wie sie interessiert die Umgebung mustert.
Das Restaurant ist nicht sehr groß, dementsprechend ruhig ist es hier. Es ist in grau und beige Tönen gehalten und über jedem Tisch hängt ein kleiner Kronleuchter.
Die Bedienung von eben kommt wieder und reicht uns, ohne mir ins Gesicht zu sehen, die Menükarten.

"Wissen sie schon, was sie trinken möchten?", fragt uns die Bedienung kurze Zeit später und bleibt mit ihrem Blick wieder an meinem Oberkörper hängen.
Ich räuspere mich erneut und sie sieht mich ertappt an.
"Ich nehme einen Weißwein bitte.", sage ich und schaue danach Ann fragend an.
"Für mich auch bitte.", sagt sie und studiert weiter die Karte. Sie sieht süß aus, wenn sie ihre Stirn so konzentriert runzelt.
Sie sieht allgemein sehr hübsch aus.
Sie hat sich für ein Creme-farbenes Kleid entschieden, das ihre Figur super bethont. Ihre braunen Haare fallen ihr in Wellen über die Schultern und sie trägt goldene Armreifen, die bei ihren Bewegungen klimpern.
Unsere Getränke bringt uns ein anderer Kellner, der diesmal Ann anstarrt. Sie lächelt ihn freundlich an und scheint nichts von seinen Blicken zu bemerken. Er nimmt unsere Essensbestellungen auf.
Als er mich ansieht, fällt sein Lächeln in sich zusammen.
Ich habe ihn gerade mit meinen Blicken ermordet.
Er murmelt ein:
"Entschuldigen sie mich bitte.", wendet seinen Blick auf den Boden und geht zu einem anderen Tisch.

"Was ist dein Lieblingsessen?", frage ich Ann nach kurzer Stille.
"Definitiv Hamburger mit Bacon und Barbecue Soße!", antwortet sie und ich schaue sie verwundert an.
"Bist du dir sicher? Bei deiner Figur hätte ich Salat oder so erwartet.", antworte ich und grinse sie an.
"Danke, aber jetzt du! Was isst du am liebsten?", fragt sie mich abwartend.
"Spiegelei.", antworte ich ihr, bei meiner Antwort muss sie grinsen, und frage sie:
"Was machst du am liebsten?"
"Filme schauen, schwimmen gehen, zeichnen und lachen. Oh und nicht zu vergessen: Shoppen natürlich."

Unsere Bestellung kommt. Wieder der Typ von eben. Er starrt sie schon wieder an. Kann der Typ das mal lassen? Er will ja auch nicht, dass andere Typen sein Date anstarren, als währe sie die lezte ihrer Art. Er stellt Ann ihre Spagetti galant vor die Nase, nicht ohne sie noch mal charmant anzulächeln und reicht mir mein Steak. Ich entschuldige mich kurz bei Ann und gehe dann dem Typen hinterher, der sich gerade auf den Weg macht, eine zu rauchen. Als die Tür hinter uns zugeht frage ich ihn etwas gereizt:

"Kannst du mal bitte aufhören mein Mädchen anzuglotzen? Das geht mit tierisch auf den Sack!"

Daraufhin tritt er seine Zigarette aus, schaut mir in die Augen grinst mich böse an und holt aus. Ich erkenne ihn nur an seinem Schlag wieder. FUCK, so einen linken Kinnhaken hat ja auch nicht jeder im petto.

Ann P.O.V.

Wo bleibt denn bitte Nathan? Vorhin, also vor ca.5 Minuten ist er mit dem Kellner nach draußen gelaufen und ist bis jetzt nicht wiedergekommen. Seufzend schaue ich zur Glastürr, hinter der Nathan verschwunden ist und mein Blick bleibt in der Dunkelheit an dem weißen Hemd des Kellners hängen, der gerade zum Schlag ausholt.

Was zum....

Scheiße. Ich stehe auf, renne, so gut das halt mit meinen High Heels geht, in Richtung Tür, nach draußen. Was ich sehe kann ich nicht begreifen. Der Kellner und Nathan prügeln sich, als würden es kein morgen geben.
Aber warum?
Nathan's Auge ist böse geschwollen, aber der Kellnertyp sieht schlimmer aus.

Bevor noch weiteres passieren kann, laufe ich nach drinnen, zerre einen Mann mit nach draußen, bei dem ich denke, er könnte die Lage entschärfen und sage ihm, dass er mir helfen muss. Hätte ich nach Hilfe geschrien, hätte das zu viel Aufmerksamkeit gebracht. Der Typ, der nebenbei so aussieht, als währe er ein Schrank, schiebt sich durch die Tür nach draußen auf den Parkplatz. Ich dachte ja schon, das Nathan Muskeln hat und groß ist, aber neben dem Typ sieht er aus wie ein kleiner Junge. Der Mann schiebt sich energisch zwischen die beiden und drückt sie auseinander.
Nathan taumelt etwas nach hinten, fängt sich aber schnell wieder und steht aufrecht. Der Mann kümmert sich um den Kellner. Ich gehe zu Nathan und bevor ich irgendwas sagen kann, sagt er:
"Er hat angefangen!", und deutet auf den Kellner. Ich muss leicht grinsen.
"Das ist ja schön, aber würdest mir vielleicht auch sagen, warum?", antworte ich und fühle mich wie eine Mutter, die mit ihrem Sohn schimpft.
"Mmpf.", kommt als Antwort von Nathan und er geht wieder in Richtung Restaurant, als währe nichts passiert.
"Nathan? Du kannst da jetzt nicht wieder einfach so rein, du siehst aus als hättest du dich geprügelt, was du ja auch gemacht hast abe-"
"ANN LASS GUT SEIN UND KOMM!", unterbricht mich Nathan sauer.
Okay ich hab's kapiert. Bad Boy Nathan ist back.
"Danke.", sage ich noch zu dem Typen, der mir geholfen hat und folge Nathan wieder nach drinnen.

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Hi,
Hoffe es gefällt euch :)
See You Unicorns

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