Unerwartetes Geschenk

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Die kleine Tigist freute sich seit Tagen auf den besonderen Abend. Den Heilig Abend!

Es war nicht das selbe, seit ihr Vater im Krieg war, und für den König kämpfte. Immer in Ungewissenheit zu leben, ob er wiederkehrte. Doch war sie noch klein und verstand nicht richtig.  Deshalb lugte sie gespannt durch das Schlüsselloch von einer Tür im Wohnzimmer in ein anderes Zimmer. Auf Zehenspitzen reckte das Kind sich in die Höhe. Leise Hoffnungen besaß sie ihre Geschenke erspähen zu können. Man sah den Mädchen die Neugierde an, da ihre Hände zitterten und hauchfeine Schweißfilme sie übernetzten. Sie wusste, dass ihre Mutter in der Küche kochte. Das Gepolter war überall zu vernehmen, aber auch der süßliche Geruch der frischen Plätzchen erfüllte die Wohnung. Das Licht des prunkvoll geschmückten Tannenbaumes schien ihr schräg ins kindliche Gesicht. Die goldernen Haare wirktem im Licht fast weiß.

In dem anderen Raum konnte sie die schwachen Umrisse von viereckigen und quadratischen Gegenständen erkennen. >Ob da auch wohl meine Geschenke dabei sind?< fragte sie sich. >Und die von Papa und Mama?<

Doch sah sie nicht mehr, weil die bis zum Boden hängenden Vorhänge alles verdunkelten. Keine Namen auf ihnen, keine Verziehrungen einfach garnichts.

Tigist schreckte zurück, als sie die immer schneller und lauter werdenden Schritte ihrer Mutter vernahm. Als wäre nichts gewesen setzte sie sich auf den Boden und schaute mit funkelten Augen den hellerleuchteten Stern auf der Spitze des Baumes an. Der von der weißen Lichterkette von unten nach oben umringt wurde.

Tialda rannte ins Wohnzimmer und jubelte mit Tränen in den Augen: „Tilion kehrt aus dem Krieg zurück!" Ihre Mutter nahm Tigist in den Arm und schluchze: „Endlich kehrt dein Vater wieder heim."

"Und warum weinst du dann?", fragte sie in ihrem kindlichem Ton.

"Weil ich so glücklich bin!", gab sie ihr mit einem Lächeln im Gesicht als Antwort.

So wurden alle erspähten Geschenke unwichtig, da das größte war: Ihr Vater kam zurück.

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