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Ich saß in meinem grau gestrichenem Zimmer und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, die sich durch die herunter gelassenen Rollläden drängten. Alles was ich hörte war das ticken meiner Uhr. Immer und immer wieder...

Ich versuchte mir selbst Mut zu machen ,,nur noch ein paar Schnitte dann geht es dir besser glaub mir Cat''
Verzweifelt hielt ich mit meinen vor Aufregung zitternden und verschwitzten Fingern die Rasierklinge fest, ,,na los mach schon!'' drängte es sich in meinen Kopf.
Ich setzte die Klinge an und schloss die Augen ... Gefühlte Stunden vergangen ... Herzschlag um Herzschlag. Dann spürte ich den stechenden Schmerz und mein Blut das mir den Arm entlang läuft. Ein zucken durchfuhr meinen Körper, ,,sehr gut Cat schau, schon sieht die Welt wieder anders aus''.

Das war mein erstes mal. Mein erstes mal, dass ich etwas an mir ausgelassen habe. Ich habe es verdient. Ich bin für nichts nutze. Nur für das bin ich gut.

Ich Saß wieder mit der Klinge in der Hand in meinem Zimmer als meine kleine Schwester reinstürmte.
!!SCHITT!!
sie blieb ruckartig mit groß aufgerissenen Augen stehen. Ihr Blick wanderte von meinem Gesicht bis zu meinem arm und dem Blut auf dem Boden. Dort verharrte sie eine Weile. ,,Cat ... was soll das!?!'' schrie sie mich mit Tränenden Augen an
,,Warum tust du so etwas! Hör auf!!''
Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen ,, Liss ..was was machst du hier .. du..'' doch sie drehte sich um und rannte aus meinem Zimmer.

So erfuhr meine Schwester das ich mich ritze. Ich hätte es ihr gerne anders gesagt aber irgendwer wollte anscheinend, dass sie es so erfährt.

Seit diesem Tag schaut sie mich fast nicht mehr an. Aber wenn sie es tut dann sehe ich in ihrem Blick nur Wut und Trauer. Sie hasst es was ich mit mir mache.
Sie hatta sich verändert ... Das musste sie.

Mein Name ist Catharina ich bin jetzt bereits 17, ich wohne mit meiner kleinen Schwester Liss in einer 3 Zimmer Wohnung in Leitersbach. Liss ist jetzt 15. Unsere mom war vor ungefähr 5 Jahren Alkoholikerin, sie hat sich nie richtig um uns gekümmert. Ich musste schon sehr früh Verantwortung übernehmen, denn eines Tages hatte unsere mom einen Autounfall. Sie war betrunken gefahren und starb direkt an der Unfallstelle. Einen Dad hatten wir nie, heute hab ich immernoch keine Ahnung wer er ist und wo er sich so rumtreibt. Ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht wissen. Meine Schwester Liss hingegen ist wie besessen davon ihn kennen zu lernen und herauszufinden wo er lebt.
Das macht sie so verwundbar...

Draußen regnete es. Ich stand genervt von meinem Stuhl auf und begann noch einmal alle Blumen zu gießen. Ich arbeitete in einem kleinen Geschäft namens ,,la rose'', die Besitzerin war eine ältere Dame namens Mrs Dorothea. Sie hatte graue lockige Haare und war streng, aber auch sehr nett.
Ich ging zu Mrs Dorothea und meldete mich für heute ab. Plötzlich brummte mein Handy, es war Liss ,,Was giebts?'', fragte ich leicht neugierig ,,Ich komm heute später heim, brauchst nich auf mich warten. Tschüss.'' ,,Liss hey warte mal!'' doch sie hatte schon aufgelegt.
Die Wut kroch in mir hoch, ich musste mich sehr beherrschen nich lauthals rum zu brüllen. Sie konnte manchmal so unausstehlich sein. ,,Na warte wenn sie heim kommt kann sie was erleben!'' dachte ich mir. Ich ging nach draußen und atmete erstmal tief durch. Es war bereits dunkel und ich spürte die kalte Nachtluft auf meiner Haut. Heute konnte man die Sterne am Himmel sehen, wie wunderschön sie waren. Als ich mich wieder beruhigt hatte ging ich zu meinem weißen Mini und startete den Wagen.
Ein mulmiges Gefühl überkahm mich, doch ich beachtete es nicht weiter.

Beim Leben meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt